Rezension zu Der Weltensammler von Ilija Trojanow
Rezension zu "Der Weltensammler" von Ilija Trojanow
von Liisa
Rezension
Liisavor 17 Jahren
Ich war so gespannt auf Ilija Trojanows neuen Roman »Der Weltensammler« über den Abenteuerer und Reisenden Richard Francis Burton und dann ist leider der Funke nicht wirklich übergesprungen. Trojanow erzählt aus dem Leben des Briten Richard Francis Burton, der seine Laufbahn als junger Offizier in Indien begann, später in Afrika nach den Quellen des Nil suchte und dem als erstem Europäer eine heimliche Pilgerfahrt nach Mekka und Medina gelang. In diese drei Teile ist auch der Roman aufgeteilt mit jeweils anderen Personen, die über Burtons Leben und Reisen berichten. Eigentlich reichlich Stoff, um daraus einen wirklich spannenden Roman zu machen. Ich empfand allerdings, dass der Stoff recht langatmig und zäh präsentiert wird. Die Persönlichkeit Richard Francis Burtons wird wohl recht ausgewogen und sachlich dargestellt und man darf mit Sicherheit sagen, dass er zu seiner Zeit wohl eher eine Ausnahmeerscheinung war, gerade auch was die Begegnung mit Menschen anderer Kulturen anging. Damit passte er aber natürlich auch nicht in die damalige Gesellschaft geschweige denn, dass er eine echte Karriere im Militär hätte machen können. Am Ende sollte er dann auch als Konsul nach Triest abgeschoben dort sterben. Wie gesagt, der Funke ist bei mir nicht wirklich übergesprungen - vielleicht habe ich mir einfach zuviel von diesem biographischen Roman versprochen, noch etwas »angeheizt« dadurch, dass Trojanow für seinen Roman gerade den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat. Das Leben von Burton war sicher ein Plädoyer für echte Toleranz, also eine Toleranz, die nicht alles gleichmacht oder Unangenehmes unter den Teppich kehrt aber offen und unvoreingenommen auf den anderen zugeht. In unserer heutigen Zeit mit all ihren echten und aufgebauschten Bedrohungen, der allgegenwärtigen Angst vor Terror und den Konflikten zwischen Nationalitäten und Religionen, reicht vielleicht schon die Beschreibung eines solchen Mannes und seiner Geschichte, um preiswürdig zu sein, zumal der Autor Ilija Trojanow selbst wohl durchaus ähnliche Einstellungen hat wie Richard Francis Burton. Mein persönliches Fazit lautet: Ein Roman, den man lesen kann, aber nicht muss.