Rezension
Zum Inhalt: Im Spannungsfeld dreier Grundthemen der wissenschaftlich-phantastischen Erzählungen – Automaten, Menschen, Träume – positioniert Ilja Warschawski seine Charaktere, wobei den Leser nicht selten die Ahnung beschleicht, dass es die Träume sind, die den Konnex zwischen den beiden anderen Eckpunkten herstellen. Die Frage nach den fließenden Grenzen zwischen dem Schöpfer und Geschöpf in den Erzählungen unter dem Thema AUTOMATEN, sowie die problematische Annäherung von Mensch und Maschine wird nicht nur aus der individuellen Sicht des Menschen thematisiert.
Die MENSCHEN stellen auch die zweite thematische Klammer dar unter der vier Kurzgeschichten u.a. dem Phänomen eines Antimaterie-Univerums, sowie einer Kernproblematik der menschlichen Entwicklung – Umwelt und Vererbung – nachgehen. Ebenso beschäftigt / polarisiert auch heute noch eine eventuelle Möglichkeit der Gehirntransplantation als Lebensrettende Maßnahme und ihre moralisch-psychischen Implikationen ungeachtet dessen, das dies bis dato nur in der SF in den Bereich des Machbaren gerückt wird.
Es sind letztendlich die TRÄUME in denen der Mensch sich von Technik, KIs und Fremdbestimmung zu distanzieren versucht, ob freiwillig oder durch bittere Einsicht. Insbesondere die Suche nach zwischenmenschlicher Wärme unter Zuhilfenahme von ausgefeilten Algorithmen, unfehlbaren Rechenautomaten und einer auf kommerziellen Erfolg ausgelegten Organisation dahinter („Amors Streiche“) mutet wie eine pointierte Abhandlung über diverse aktuelle Partnerportale im Web an .
Folgende Kurzgeschichten sind in diesem Band enthalten:
AUTOMATEN
- Tagebuch
- Robbi
- Konflikt
- Saschka
- Gespenster
MENSCHEN
- Reise ins Nichts
- Entwurf eines Romans
- Entscheide dich, Pilot
- Geschichte ohne Held
TRÄUME
- Die Liebe und die Zeit
- Die Hysteresis-Schleife
- Der Traumladen
- Amors Streiche
Fazit: Ilja Warschawski war in Sachen Schriftstellerei ein Spätberufener, der mit „Robbi“ sein Erstlingswerk im Alter von 52 Jahren veröffentlichte. „Der Traumladen“ erschienen 1970 und als deutsche Übersetzung 1973. Er repräsentiert mit seinen 13 Kurzgeschichten einen Querschnitt durch sein literarisches Schaffen. Der Klappentext bringt die erzählerische Essenz treffend auf den Punkt: „…, versiert sowohl in der heiteren Handhabung kleiner phantastisch-verfremdeter Alltagsprobleme, als auch im Entwurf satirisch und antiutopisch-warnender Modelle.“
Zum Buch: Leider widerspiegelt die buchbinderische Ausführung nicht die Qualität der Erzählungen, sowohl in Verleimung, wie auch im Bedruckstoff. Beeindruckend stellt sich hingegen die künstlerische Umsetzung der doch oft abstrakten Themen in der Einbandgestaltung durch Burkhard Labowski und Regine Schulz dar.