Cover des Buches Und Marx stand still in Darwins Garten (ISBN: 9783550081897)
Rezension zu Und Marx stand still in Darwins Garten von Ilona Jerger

Filigrane Sprache, viele Informationen, wenig Spannung

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Filigrane Sprache, viele Informationen, wenig Spannung - Vielleicht ist dieser Roman eher etwas für Sachbuchleser.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Zwei bedeutende Denker ihrer Zeit treffen aufeinander, die sich in der Realität nie kennengelernt haben: Darwin und Marx. Eine phantastische Idee für einen Roman! Diese Idee kurbelt bei mir gleich die Phantasie an, denn es gibt bestimmt noch weitere historischen Persönlichkeiten, die gleichzeitig in einer Region lebten, aber keine Bekanntschaft belegt ist. Mal schauen, ob Ilona Jerger oder andere Autoren in Zukunft weitere Größen aufeinander treffen lassen.

Zuallererst muss ich erwähnen, wie wunderbar ich den Titel finde. Er lässt bereits erkennen, welch feinsinniger Sprache sich Ilona Jerger bedient. Ein derart schöner Titel ist selten zu finden und schon allein hierfür hätte ich mir das Buch direkt nach Erscheinen gekauft. Das Cover gefällt mir ebenfalls gut. Es wirkt "aufgeräumt" und baut bereits die Neugier auf ein Treffen der beiden Protagonisten auf, das auch der Kurztext bereits verspricht.

Der Roman beschreibt jeweils Charles Darwins und Karl Marxs Alltag in ihren letzten Jahren. Beide werden von Sorgen und Krankheiten gequält. Darwin beschäftigt sich viel mit seinen Experimenten, aber auch mit dem Spannungsfeld zwischen Kirche und Wissenschaft. Marx plagt sich mit seiner finanziellen Situation, dem Ärger über die derzeitige Gesellschaft und das Wetter sowie mit einer Schreibblockade. Der gemeinsame Arzt Dr. Beckett ist die dritte platzeinnehmende Person in der Geschichte und das Verbindungsstück zwischen den beiden.

Von der Leseprobe war ich tief beeindruckt. Die detailreichen und liebevollen Schilderungen Darwins morgendlicher Eindrücke und Erinnerungen ermöglichen einen schnellen Zugang zu der von Jerger beschriebenen Welt. Darwin war mir promt sympathisch und ich wollte unbedingt wissen, wie es mit ihm und seiner liebevollen Frau weitergeht.
Leider muss ich gestehen, dass diese anfängliche Faszination und Begeisterung schnell verflogen ist. Zwar bleibt die Sprache von Ilona Jerger weiterhin unglaublich filigran und stimmig, jedoch verliert die Geschichte schnell an Sogkraft. Fesselte mich zu Beginn noch die liebevolle Beschreibung von Darwins Regenwurm-Experimenten, werden mir die ebenso detailreichen Beschreibungen von sämtlichen Erkrankungen bald etwas zu eintönig. Aus diesem Grund habe ich einige spätere Passagen des Romans nur noch quergelesen, was sonst gar nicht meine Art ist.

Ich gehe davon aus, dass Fach- und Sachbuchleser, die mit längeren Beschreibungen und Schilderungen vertrauter sind, diesen Roman jedoch sehr zu schätzen wissen werden, in dem man sowohl über naturwissenschaftliche als auch gesellschaftliche Themen einiges erfahren kann. Auch auf die biografischen Informationen zu Marx und Darwin kann man hier vertrauen, da die Autorin, die studierte Politologin und Germanistin ist, gründlich recherchiert zu haben scheint (natürlich ausgenommen, den ausgewiesenermaßen fiktivem Zusammentreffen).

"Und Marx stand still in Darwins Garten" ist ein Roman, der sehr stark beginnt, sprachlich wunderschön bleibt, jedoch inhaltlich schnell an Faszination und Spannung verliert. Eine Weiterempfehlung richte ich vor allem an Sachbuch-Leser!
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