Rezension
Ilona Krömer lässt uns in ihrem autobiografischen Buch an einem sehr bewegenden Schicksal teilhaben: Wie reagiert man, wenn die eigenen Eltern sich umbringen? Wie macht man weiter? Sie erzählt uns von der Zeit davor, ersten Anzeichen die sie nicht erkannt hat, den folgenschweren Tagen und der Zeit danach in Rückblenden, zwischendurch lässt sie immer wieder einfließen, wie es ihr heute mit all dem geht. Durch das Buch hindurch zieht sich die Frage, ob sie es ihren Eltern verzeihen kann, dass sie so etwas getan haben.
Ein sehr bewegendes Buch, das meine Erwartungen übertroffen hat. Ich hatte nicht mit so einem erdrückend ehrlichen Geständnis gerechnet, nicht mit so einer intensiven Schilderung, die mir eine Gänsehaut verursacht hat. Beim Lesen habe ich mit Ilona mitgefühlt und mich gleichzeitig gefragt, wie ich reagieren würde, wenn ich auf diese Weise geliebte Menschen verlieren würde. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, aber ich kann mir ansatzweise vorstellen, dass der Schmerz unerträglich sein muss. Dieses Buch ist ein sehr gutes und gelungenes Beispiel für Trauerarbeit, welche psychologische Unterstützung allein wohl nicht leisten kann. Die Autorin hat damit meines Erachtens einen sehr mutigen Schritt getan, um auf diesem Weg der Verdrängung nicht die Macht über ihr Leben zu geben. Meinen größten Respekt dafür, dass sie so etwas Intimes mit so vielen Menschen teilt. Aus ihren Erzählungen entnehme ich, dass schon in ihrem engen Umfeld viele mit Unverständnis reagiert haben.
Ja, was macht man, wenn geliebte Menschen auf diese Weise ums Leben kommen? Wie macht man weiter? Was zählt überhaupt noch? Schuldgefühle und Vorwürfe verhindern die Vergebung, und so lastet das Geschehen wie ein Schatten lange auf der ganzen Familie. Ilona schildert in klaren und bewegenden Worten, wie sie mit diesen Fragen umgegangen ist und die Schattenjahre durchlebt hat. Ein Buch, das zu lesen sich auf jeden Fall lohnt, nicht nur für Menschen, die gerade mitten in einer Trauerphase stecken!