Cover des Buches Grenzland Zwischenland (ISBN: 9783854207962)
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Rezension zu Grenzland Zwischenland von Ilse Helbich

Rezension zu "Grenzland Zwischenland" von Ilse Helbich

von WinfriedStanzick vor 12 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 12 Jahren
Erst 1989 hat die 1923 geborene österreichische Autorin Ilse Helbich begonnen, erste Prosastücke zu schreiben. Später ist sie mit Romanen und Erzählungen einem kleinen Publikum vor allem in der Alpenrepublik bekannt geworden. Vor einigen Jahren legte sie, schon hochbetagt, unter dem Titel "Das Haus" ein stark autobiographisch geprägtes kleines Buch vor, in dem sie von einer Frau erzählt und ihren Erfahrungen im letzten Teil ihres Lebens. Mitte sechzig ist diese namenlose Frau, als sie nach dem Tod der beiden Eltern eine nicht unbeträchtliche Erbschaft antritt. Ein ziemlich heruntergekommenes Anwesen am Fuß des Manhartsberges hat die Frau sich ausgesucht; dieses Haus soll ihr ersehntes Refugium für ihre letzte Lebenszeit werden. Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine Rückkehr zu alten Werten der Beständigkeit, Häuslichkeit und vor allen Dingen der Innerlichkeit. Und es ist ein philosophisches Dokument für die Erfahrung, dass wir in diesem Leben eigentlich "unbehaust" sind. Denn kaum hat sie sich nach einigen Jahren in ihrem Haus eingelebt, da beginnen schon Gedanken hochzusteigen vom Abschiednehmen und vom Tod, und davon, dass vielleicht ihre Nachkommen dieses Haus einmal mit Leben erfüllen werden. "Das Haus" ist nicht nur der poetische Bericht über den gelungenen und doch begrenzten Versuch eines Heimischwerdens, sondern auch eine Ermutigung für alle Menschen, diese Suche nach einem solchen Ort in ihrem Leben, der immer auch ein existenzieller Ort ist, nicht aufzugeben. Es muss nicht für jeden bedeuten, ein altes Haus zu renovieren. Sein eigenes Leben in Ordnung zu bringen, es wohnlich zu machen und menschlich, reicht in der Regel schon aus. Die nun veröffentlichen „Erkundungen“ unter dem Titel „Grenzland. Zwischenland“ beschreiben in kurzen Notaten, aber auch einmal längeren Essays den Alltag und das Leben der mittlerweile fast neunzigjährigen Schriftstellerin in ihrem geliebten Haus und in dem Dorf, zu dem sie seit langem selbstverständlich dazugehört. Es sind Beobachtungen von tiefer Spiritualität, wenn sie etwa vom Schreiben erzählt oder von der Langeweile. Texte sind das, denen man die Anstrengung nicht abspürt, die das Verfassen für die Autorin bedeutet, Texte, die aufmerksam und aufrichtig ihr Leben, ihre Umwelt und die Menschen zurückhaltend beobachtend beschreiben. Da ist auch von viel Schwerem die Rede, doch mit einer solchen literarischen Leichtigkeit, dass man wie schon bei „Das Haus“ bedauert, dass Ilse Helbich erst im hohen Alter mit dem Schreiben begonnen hat.
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