Eine Steilvorlage mit Ansage, die der Autor zu einem spannenden Thriller ausbaut. Durch die Exposition mit mancher obligatorischer Situation muss man durch, doch dann zeigt "Very Important Cargo" seine Stärken. Die Erzählebenen zwischen damals und heute wechseln sich genau im richtigen Maß ab, um die Spannungsbögen über Kapitel hinweg zu erhalten und ergeben erst am Ende genau das Gesamtbild, auf das man hinfiebert. Hier ist ein Profi-Erzähler am Werk, der beweist, das Selfpublishing-Titel qualitativ den üblichen Thrillern aus den größeren Konzern-Imprints in nichts nachstehen müssen.
Ein wenig detailliertere Figurenzeichnung hätte man sich an manchen Stellen allerdings schon gewünscht, so sind die Bösewichte hier trotz des erwartbaren Stasi-Hintergrunds eher einfach so böse, weil sie es eben nicht anders können und die Polizei hat abgesehen von einer kleinen Variation auch nicht so viel zu bieten. Aber selbst das hat man schon schlechter gesehen. Bei Nachnamen wie "Sullenberger" fühlt man sich ganz nebenbei an den gleichnamigen Pilotenveteranen erinnert, der einst einen Airbus im Hudson landete. Der scheinbare Sympathieträger Gombrowitsch dagegen erinnert namentlich und auch in seinem Verhalten an einen gewissen Gombrowski in Juli Zehs "Unterleuten", aber das kann auch Zufall sein ...
Neben der spätestens nach dem ersten Drittel bis zuletzt packenden Handlung ist die Geschichte vor allem glaubwürdig recherchiert. Ob es Details über die Technik von Flugzeugen oder die ungleiche Partnerschaft Äthiopiens mit der DDR betrifft - es ist einfach mal was anderes als die übliche schnell dahingeworfene Spannungsstory mit simplen Sätzen, wie sie in den Buchhandlungen zuhauf die Regale verstopfen.
Bitte mehr davon!