Inès Bayard

 4,1 Sterne bei 69 Bewertungen
Autor*in von Scham, Steglitz und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Inès Bayard, geboren 1992 in Toulouse, lebt derzeit in Berlin. »Scham« ist ihr erster Roman und stand auf der Longlist für den Prix Goncourt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Inès Bayard

Cover des Buches Scham (ISBN: 9783552059764)

Scham

(42)
Erschienen am 17.02.2020
Cover des Buches Steglitz (ISBN: 9783552073593)

Steglitz

(17)
Erschienen am 25.09.2023
Cover des Buches Scham (ISBN: 9783442771219)

Scham

(9)
Erschienen am 13.03.2024
Cover des Buches This Little Family (English Edition) (ISBN: B07T8CWFN7)

This Little Family (English Edition)

(1)
Erschienen am 28.04.2020

Neue Rezensionen zu Inès Bayard

Cover des Buches Scham (ISBN: 9783442771219)
jenvo82s avatar

Rezension zu "Scham" von Inès Bayard

jenvo82
Mit dem Abstand des Betrachters

Inhalt

Das Leben der 32 Jahre alten Marie bricht eines Tages abrupt und irreparabel auseinander – auf dem Nachhauseweg wird sie vom Direktor ihrer Bank in dessen Auto brutal vergewaltigt. Doch sie beschließt ihr Leben weiterzuleben, ohne Rachegelüste, ohne eine Anzeige, möglichst unscheinbar durch jeden weiteren Tag ihres Daseins. Weder ihr Mann, noch die Familie, noch Freunde werden eingeweiht. Die körperlichen Schmerzen vergehen, die seelischen Kratzer wachsen sich unterdessen zu schwerwiegenden, depressiven Gedankengängen aus. Als sie nach kurzer Zeit merkt, dass sie schwanger ist, bricht ihre Welt endgültig zusammen – das Kind des Vergewaltigers hasst sie schon lange vor dessen erstem Atemzug und sie muss nur noch entscheiden, welches Leben sie zuerst auslöschen soll: ihr eigenes, erbärmliches, beschmutztes Lügendasein oder das ihres ignorant-perfekten Mannes oder doch eher das des teuflischen Kindes …

Meinung

Von dieser Lektüre habe ich mir ergreifende, beängstigende Lesestunden erhofft und genau diese auch bekommen. Das Buch ist harter Tobak, stellenweise extrem vulgär, dann wieder erschreckend klar und messerscharf. Vor allem aber zeigt es einen authentischen, extremen Werteverfall und Realitätsbezug einer gepeinigten Seele. Von der geliebten, gutaussehenden jungen Frau, mit Träumen und Plänen, bleibt nur noch eine leere Hülle, reduziert auf die Abscheulichkeiten, die ihr angetan wurden. Der Lebenssinn ist ihr abhandengekommen, eine Zukunft ist nicht nur bitter, sondern schier unmöglich. Und über all dies breitet sie ganz bewusst den Mantel des Stillschweigens, hoffend und bangend gleichermaßen, das wenigstens einer ihrer nahen Angehörigen etwas merken würde. Doch ihre Stille wird missverstanden – keiner ahnt die wahren Gründe, jeder hat andere praktische Ratschläge parat und dort wo einst Liebe war, existiert nur noch Unverständnis gefolgt von abgrundtiefem Hass.

Fazit

Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne – ein echtes Highlight, trotz der Kürze des Buches und des gewählten Abstandes, den die französische Autorin mittels der dritten Person Singular kontinuierlich aufrechterhält. Selten habe ich beim Lesen so viele Gefühle durchlebt, ohne sie auch nur annähernd nachempfinden zu können. Es fiel mir zunächst sehr schwer, mich in die Gedanken der Gepeinigten hineinzuversetzen, denn fast all ihre bewussten Entscheidungen hätte ich wohl anders gefällt. Doch es geht hier nicht um Mitleid oder Identifikation, entworfen wird ein Drama, eine strudelnde Existenz, die jeden Moment auseinanderbrechen kann. Zumal das Ende der Story bereits ganz zu Beginn aufgezeigt wird – weder Ausgleich noch Hoffnung, sondern nur ein klaffendes Loch voller Schmerz. Die Lektüre rüttelt wach, sie appelliert, sie zerstört und bringt Gefühle an die Oberfläche, die gern verschwiegen werden. Sehr psychologisch, extrem faszinierend und beängstigend. Vor allem, weil der Wahrheitsgehalt all dessen nicht eine Minute angezweifelt wird. Solche Dramen wird es geben und vermutlich sind sie näher, als man denkt.

Cover des Buches Scham (ISBN: 9783552059764)
N

Rezension zu "Scham" von Inès Bayard

Naddie
Erschreckend und mitreißend

Achtung Triggerwarnung !!

Ganz ehrlich, ich wollte dieses Buch mehrere Male gegen die Wand schmeißen 🥺.

Ich bin immer noch sehr emotional aufgewühlt und dieses Buch wird mir auch noch Tage danach im Kopf rum spuken 🫣. 

Um was geht es eigentlich VERGEWALTIGUNG und DEMÜTIGUNG.

Es geht um Marie eine Frau die mitten im Leben steht, sie hat einen guten Job, einen Mann und das einzige was fehlt ist ein Kind.

Sie wird von ihrem Chef Vergewaltigt und ihr Leben ist eigentlich vorbei...... Marie ist schwanger und die eigentliche Tortour beginnt. Marie ist in diesem Buch nicht nur das Opfer, zudem auch eine Täterin.

Scham zeigt den Zerfall einer Frau, die sich in Selbstzweifel und Verachtung begibt, selbst dem Kind gegenüber kann sie keine Liebe zeigen, sondern nur Hass 🥺. Dieses Buch ist zutiefst verstörend und sehr emotional zugleich 😥. 

Es sind kurze Kapitel und der Schreibstil ist eigentlich perfekt auf diesen Titel, meiner Meinung nach abgestimmt, bedrückend und erniedrigend.

Ich finde dieses Buch hervorragend beschrieben, es gibt Eindrücke, wie Menschen denen so etwas schreckliches zustößt, mit dem Erlebten fertig werden können oder auch nicht 😢. 

Von mir eine absolute Leseempfehlung 

🌟🌟🌟🌟🌟. 

Cover des Buches Scham (ISBN: 9783552059764)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Scham" von Inès Bayard

sabatayn76
‚Ein einziger tragischer Vorfall in ihrem Leben hatte zu dieser Tat geführt.‘

‚Ein einziger tragischer Vorfall in ihrem Leben hatte zu dieser Tat geführt.‘ (Seite 9)

Gleich beim Einstieg ins Buch erfahren wir, dass Marie sich und ihren Sohn Thomas vergiftet und dass ihr Mann Laurent überlebt hat.

Danach erzählt Inès Bayard von den Geschehnissen zuvor: von der glücklichen Beziehung zwischen Marie und Laurent, von ihrem Kinderwunsch, von ihrer Karriere in einer Bank und seiner als Anwalt. Die beiden sind ein schönes Paar, leben in Paris, sind erfolgreich und beliebt.

Dann wird Marie vom Direktor der Bank brutal vergewaltigt, doch sie schweigt darüber, erzählt keinem davon, leidet still, ekelt sich vor Laurent und vor Sex, versucht mit aller Kraft, das Geschehene hinter sich zu lassen. Doch sie wird immer wieder von dem Erlebnis eingeholt.

Als Marie entdeckt, dass sie schwanger ist, ist sie überzeugt, dass sie das Kind des Vergewaltigers in sich trägt. Sie versucht vergeblich, das Kind loszuwerden, und als Thomas geboren wird, findet sie ihn abstoßend, vernachlässigt ihn, wird durch seine Präsenz immer wieder an die Vergewaltigung erinnert.

Obwohl man vom ersten Kapitel an weiß, wie die Geschichte endet, macht der Beginn des Romans sehr neugierig, man will wissen, wie es zur Tragödie kam, was die Motivation von Marie war, wie sich ihr Zustand zugespitzt hat.

Bayard macht den Ekel, die Angst, die Wut, die Verzweiflung und die titelgebende Scham spürbar. Die Gefühle Maries selbst zu spüren, ist alles andere als angenehm, oft fast nicht aushaltbar. Da sie sehr detailliert auf die Vergewaltigung eingeht, könnten Lesende mit eigenen sexuellen Gewalterfahrungen hier extrem getriggert werden.

Ich empfand den Roman sprachlich bisweilen als etwas unbeholfen, ziemlich geärgert hat mich aber die stigmatisierende Phrase ‚psychotischer Gesichtsausdruck‘ auf Seite 156.

Trotz einiger Kritikpunkte empfand ich die Lektüre als gelungen, da sie gut darstellt, wie sich das Leben von einem Moment auf den nächsten massiv verändern kann.

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