Cover des Buches Zur Sache, Mädels (ISBN: 9783749485123)
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Rezension zu Zur Sache, Mädels von Ina Kloppmann

Und jetzt fassen sich alle Menschen mal an die eigene Nase, und räumen mit Vorurteilen auf :)

von pemberley1 vor 4 Jahren

Kurzmeinung: Was haben Toy Partys, eine Mutter, ein zufälliges Aufeinandertreffen und Anfeindungen im Internet gemeinsam? Ihr dürft es gerne herausfinden

Rezension

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pemberley1vor 4 Jahren

Zur Sache Mädels – Short Storys to go Reihe Band 2 von Ina Kloppmann

Wer von uns hat nicht schon damit zu tun gehabt. Vorurteile. Ich liebe sie…….. GANZ und GAR NICHT! :D. Aber in Zeiten wie unseren, ist es einfach, Vorurteile zu haben, und vor allem, sie zu verbreiten. Solche Dinge wie „WAS? Der hat diese Note in der Schule gehabt, der muss dumm sein. WAS? Derjenige ist ja dick, und somit sowas von faul. WAS? Schau nur, wie diejenige sich anzieht, kein Wunder, das muss eine……sein“, nun, ja, ich glaube ihr wisst was ich meine :). Dabei fand ich es schon immer schön, hinter die Fassade von Menschen zu schauen. Derjenige mit schlechten Noten, ist vielleicht ein Genie, und hat sich in der Schule einfach nie getraut, sich zu melden, weil er unheimlich schüchtern ist. Derjenige, der etwas dicker ist, kann eine Krankheit haben, die es ihm erschwert, abzunehmen, trotz fleißiger Versuche. Und jemand, der sich dies uns das anzieht, tut es vielleicht nur aus Spaß an der Freude, und nicht, um damit tausende Männer, oder eben Frauen abzuschleppen. Ihr seht. Manchmal ist nicht so, wie es scheint. Und man muss immer hinterfragen. Ich könnte noch tausende Beispiele aufzählen. Sowas wie……“Was?! Derjenige hat keine Zeit hierfür und dafür? Der soll sich mal nicht so haben, und s ich beeilen!“…… dabei könnte es einfach sein, dass derjenige krank ist, und gerade nichts tun kann. Es ist nämlich nicht alles immer so, wie man es sich gerne mal zusammenreimt, nur, weil es für einen selbst einfacher und stimmiger ist.

In unseren heutigen Zeiten, hat sich ein Medium gefunden, welches es Menschen vereinfacht, ihren Hass, ihre Wut, ihre Vorurteile, in die Welt zu schreien. Das Internet. Dabei will ich es gar nicht mal kritisieren. Viel eher kritisiere ich die Menschen. Manche. Nicht alle. Die dieses nutzen, um andere zu beleidigen, sich Urteile zu bilden (die nicht immer stimmen), und das gerne auch mal kundtun. In folgendem Buch geht es im weitesten Sinne, um genau so eine Situation. So habe ich die Geschichte auf jeden Fall gesehen. Nun fragt ihr euch, worum es genau geht? Ich sag es euch. Also passt auf.

Die Geschichte des Buches:

Suzan ist Mitte 30, und lebt mit ihrer Tochter zusammen. Diese ist 18. Und jeder, der des Rechnens mächtig ist, weiß nun, wie alt Suzan war, als sie Nina, bekommen hat (Vorurteil Nummer 1 könnte nun auftauchen). Sie ist alleinerziehend (Vorurteil Nummer 2), und um ein bisschen Geld zu verdienen, veranstaltet sie Toy Partys ( O. M. G.…. Vorurteil Nummer 3 klopft an). Es gibt nun Menschen, die sagen könnten „Dieses leichtlebige Mädchen von damals, kein Wunder, dass sie so früh schwanger geworden ist, und nun macht sie auch noch diese Partys für Sexspielzeug, nur das eine im Kopf“. Aber zum Glück gehöre ich, und viele andere nicht zu diesen vorurteilslastigen Menschen. Und da ich durch das Buch Suzan kennenlernen durfte, kann ich nur sagen. Suzan ist eine aufgeweckte junge Frau, die stark ist, ein super Verhältnis mit ihrer Tochter hat, sehr sympathisch, ein ganz normales Leben führt, und den Vater von Nina nur verlassen hat, weil er sie eben immer mehr und mehr betrogen hat. Für mich also verständlich und nachvollziehbar. Es wird sowohl angesprochen, wie schwierig es für eine alleinerziehende Mutter sein kann, einen Mann kennenzulernen. Als auch, dass es eigentlich heutzutage keine Probleme machen sollte, dass man eben alleinerziehend ist, oder sein Geld mit dem Verkauf bestimmter Dinge verdient. Doch hier kommt wieder das Internet zur Sprache, bzw. die sozialen Medien. Suzan wird verstrickt in eine Spirale aus Mobbing, Hass, und ja………… eines ganz gewaltigen Shitstorm. Dazu kommen Schmierereien auf dem Auto, und zur Krönung noch geteilte Fotos von ihr. Was im Buch super darauf aufmerksam macht, wie leicht einfach ein ungewolltes Foto von einem selbst im Internet landen kann, und wie schwierig es ist, sich da zu wehren. Wer derjenige ist, der Suzan mobbt, warum er dies alles tut, und wie die Geschichte ausgeht……….. das könnt ihr dann im Buch lesen :). Zu viel möchte ich euch ja auch nicht verraten, aber eine kleine Liebesgeschichte ist auch mit dabei.

Cover und Format:

Das Cover gefällt mir ganz besonders gut. Es ist rot, damit signalfarbig, und trotzdem nicht überladen und zu schrill. Eben passend für Frauen. Natürlich würde ich aber auch hier sagen, dass die Geschichte keine reine Frauengeschichte ist, sondern auch gerne von jedem Mann gelesen werden kann, denn dieser kann genauso daraus lernen, und eine Erkenntnis haben. Das Format ist schmal, und passt genau in die Handtasche, wenn man unterwegs ist, und Zeit überbrücken muss.

Fazit:

Manche von euch werden es kennen, andere nicht. Das Lesen an öffentlichen Orten, dort wo viele Menschen aneinandergedrängt sind, das schafft immer Aufsehen. Besonders auch, wenn man im Wartezimmer beim Arzt sitzt, auf engstem Raum, an einem Tag, wo das Wartezimmer einfach überfüllt ist. Am Tag des Lesens dieses Buches geschehen, irgendwo in Deutschland. Nun ja, und ich war eben mittendrin. Ihr werdet es kaum glauben. Aber ich habe es getan. Richtig gehört. Ich habe tatsächlich mal etwas so gelesen, wie der Vorschlag dazu lautet. Dies ist natürlich nur ein erwähnter Vorschlag, aber tatsächlich habe ich die 2 Stunden Wartezeit bei meinem Arzt genutzt, um die Nervosität weg zu lesen, und in diese Geschichte eintauchen zu können. Und ich muss sagen. Mission ist gelungen. Und es ist doch auch wunderbar herrlich, wenn man plötzlich auflachen muss, oder den Kopf schüttelt, über das, was im Roman so los ist, und die Leute außen rum schauen einen nur an, als ob man sie nicht mehr alle hätte :)

Der Roman ist nicht grausam, aber sanft mahnend. Er hat keine richtig grausigen bösen Szenarien, aber zeigt sanft auf, wie es im Leben sein kann, und manchmal auch ist. Mahnende Bosheit, die vom Mensch ausgeht. Ein kleiner Fingerzeig, ein Wink, der sanft sagt, man sollte Vorsicht walten lassen. Ja, die Geschichte reißt einen kurzzeitig mit, und man empört sich ob der Ungerechtigkeiten von Shitstorms, und all dem, was so im Internet Gang und Gebe ist. Denn manche sind sich des Risikos und der Gefahr von Facebook, Twitter und Co. Gar nicht bewusst. Denn vor allem lehrt das Buch uns, ob der Unsicherheiten des heutigen Lebens mitsamt Internet, sozialen Medien, und dass alles sofort online sein kann, egal in welcher Situation man sich gerade befindet. Das Internet vergisst nie. Und es muss nicht mal die eigene Schuld sein. Denn an Daten, Fotos, oder ähnliches, kommen auch Menschen, die wir vielleicht gar nicht so gut kennen. Die Gefahren lauern überall. Und das nicht nur für die „junge Generation“, sondern für jeden, der sich auf den Pfaden des World Wild Webs bewegt. Es geht dabei auch nicht darum, einem das Internet madig machen zu wollen, sondern viel mehr darum, einfach ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen.

Damit ist es eine hochaktuelle Story, die einfach nah am heutigen Zeitgeschehen ist. Wir haben alle möglichen Arten von Menschen, die sich im Roman tummeln, wie es nun mal heute ist. Die Welt ist bunt, schön, tolerant………… aber auch das genaue Gegenteil, nämlich böse, und voller Hass. Genau das wird hier wiedergespiegelt. Die Konstellationen sind so, wie man sie auch in der eigenen Nachbarschaft finden würde. Realistisch eben. Ja, es erscheint alles sehr real. Das ganze Geschehen. Nichts ist dabei, von dem man sagen könnte, dass es nicht genau so hätte geschehen können. Und sogar die Vorurteile im Buch erscheinen sehr real. Leider. Und zeigt damit direkt die Gefahren des Internets auf. Es geht ein bisschen um den Gläsernen Mensch. Um Technisierung. Um Aggressionen in der Gesellschaft von Typen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, und dann Pläne schmieden, es einfach mal jemanden zu zeigen, um sich dadurch besser und mächtiger zu fühlen. Ich würde mir eine Welt wünschen, in der mehr auf die Menschen eingegangen wird, und auch mal hinter die Fassade geschaut werden würde. Und nicht nur auf sich selbst geachtet werden, wie wir Vorurteile schüren, andere verurteilen, und das manchmal oder oft zu unrecht.

Das Buch hat eine schöne Aussage und Lehre am Ende. Gerade der Epilog ist nochmal toll, den sollte man unbedingt lesen, natürlich zusammen mit dem ganzen Buch :).

Der Sprachstil hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen, ich war mitten in der Geschichte drin, und habe wirklich alles um mich herum vergessen. Und ja… Der Freundeskreis um Suzanne war wirklich toll beschrieben, und es hat Spaß gemacht, so manche Situation mit genau diesen Freunden zu erleben. Hat man sich bei ihnen doch wirklich zuhause gefühlt.

Das Buch ist ausgesprochen tiefgehend, mit aktuellen Themen, typischem Schubladendenken, und trotzdem hat es einfach Spaß gemacht, war spannend, und die Lösung war bis zum Ende nicht aufzudecken. Das ist grandios gelungen. Wer das Buch liest, dem möchte ich besonders den Epilog ans Herz legen (jaja, ich weiß, dass ich das schon mal hier erwähnt habe, ich wiederhole es aber gerne nochmal), denn damit hat die Autorin eines meiner Herzthemen getroffen. Einfach vorsichtig im Internet zu sein. Es zeigt auf ungewöhnliche Weise an, wie die Welt heute tickt, und setzt ihr den Spiegel vor. Und das nicht nur in seiner schönen Seite, sondern auch von der hässlichen.

Das Buch ist Band 2 aus einer Serie von kleinen Geschichten, die alle von der Seitenzahlt nicht hoch sind. Hier haben wir zum Beispiel 80 Seiten. Aber der Inhalt kann mit einem großen Buch mithalten. Sowohl von Handlung, als auch von Dramatik, Spaß und Schreibstil. Der mir übrigens ganz besonders gut gefallen hat. Die 80 Seiten sind also gut gefüllt.

Und auch heute lasse ich die Rezension nicht vergehen, ohne ein Rezensionslied dazu zu schreiben:

„On a bridge across the Severn on a Saturday night…………. Susie meets the man of her dreams.

She says: „Don't let go. Never give up, it's such a wonderful life.““

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