Rezension zu "Friedhof der Engel: Utah-Thriller (Thrillerworld)" von Inca Vogt
"Friedhof der Engel" war mein allererstes Buch der Autorin Inca Vogt. Als erster Band einer Reihe mit in sich abgeschlossenen Geschichten ist dieser spannungsreiche Thriller wirklich gut geschrieben und garantiert schon nach den ersten paar Seiten einen flüssigen Lesefluss.
Doch worum geht es hier überhaupt?! Doli ist zwölf als eine Horde weißer Rocker sie im Navajo Reservat überfällt und halbtot ihrem Schicksal überlässt. Traumatisiert, schwanger und verzweifelt überlebt sie nur knapp. Die Missionarin einer fundamentalistischen Sekte lockt sie nach Short Creek, wo man sie gegen ihren Willen als fünfte Frau mit einem der radikalen Anführer verheiratet. Sie soll der durch jahrzehntelangen Missbrauch kranken Linie frisches Blut zuführen. „Bete, dass du keinen Jungen bekommst, rät ihr eine der Frauen, die weiß, wie man unerwünschten männlichen Nachwuchs beseitigt ...
Jahrzehnte später verfolgt der Journalist Liam Garcia eine Reihe rätselhafter Vermisstenfälle junger Mädchen. In seinem Blog bittet er die Leser um Hinweise. Neben den üblichen Spinnern meldet sich die junge Navajo Kya, deren Schwester kürzlich im Canyon-Dreieck verschwunden ist. Kya hat einen ungeheuren Verdacht und berichtet von Geschichten, die man sich seit Dolis Verschwinden in ihrem Volk erzählt. Eher unfreiwillig begibt sich Liam zunächst mit Kya auf eine Odyssee in die entlegensten Gebiete des Monument Valleys. Allein und desorientiert findet sich Liam in der Nähe eines gespenstischen Kinderfriedhofs wieder. Zunächst glaubt er an eine Sinnestäuschung. Doch die winzigen Gräber sind echt, genau wie die frisch ausgehobene Grube, die groß genug für einen ausgewachsenen Mann oder eine Frau ist.
Endlich mal eine Story , die man in der Form nicht schon in etlichen anderen Versionen gelesen hat! Für mich war es wirklich erfrischend, dass einem von der Thematik her endlich mal etwas Neues geboten wurde.
Der Autorin gelingt es mit Bravour, wahre Themenhintergründe mit einer fiktiven Handlung zu verknüpfen, sodass die Spannung geschickt aufrechterhalten wird. Die wechselnden Perspektiven der Protagonisten tun noch ihr Übriges dazu, somit ist das Gesamtergebnis wirklich zufriedenstellend. Zwar erfordert es anfangs etwas Geduld, um sich in das Konstrukt einzufinden, doch schon bald erschließt sich dem Leser ein durchaus stimmiges Gesamtbild.
Besonders positiv hervorzuheben ist das bildhafte Setting in Utah, das die Atmosphäre des Ganzen maßgeblich prägt und perfekt zur Handlung passt. Die realistischen Protagonisten tragen zudem ebenfalls zum Gelingen der Geschichte bei und auch wenn beispielsweise Dolis Handlungen für mich nicht immer vollständig nachvollziehbar waren, hat sie ihren Part letztlich gut erfüllt. Bei Shadow hoffte ich ja tief im Inneren, dass ihm noch eine besondere Rolle zuteil werden würde und ich wurde erfreulicherweise nicht enttäuscht!
Ein besonders wichtiger Aspekt, den die Autorin behandelt, ist meiner Meinung nach das Leid und die Armut der indigenen Bevölkerung in den Reservaten sowie die Gewalt gegen junge Mädchen in abgelegeneren Gegenden der USA. Auch die Thematik der Vielehe wird angesprochen, was der Geschichte im Gesamten noch mal mehr Nachdruck verleiht.
Trotz einiger Schreibfehler wurde ich somit nichtsdestotrotz von Anfang bis Ende gut unterhalten. Man konnte sich den Ablauf der Handlung ziemlich gut vorstellen und auch im Nachhinein denkt man nochmals über das Geschriebene nach. Ich kann einfach nur entgeistert den Kopf schütteln, denn die Geschichte war für mich keinesfalls abwegig, ganz im Gegenteil... Das war auf jeden Fall nicht mein letztes Buch von dieser Autorin.