Es ist schon einige Wochen her, seit ich dieses Buch gelesen habe und seitdem versuche ich, mir gedanklich eine Rezension zusammenzufügen. Ich finde es ziemlich schwierig, dieses Buch zu beurteilen, nicht nur, weil es auf wahren Begebenheiten beruht (was an sich ja schon immer schwer zu beurteilen ist) sondern auch weil ich selber Deutsch-Türkin bin und man zwangsläufig die Geschichte mit sich selber vergleicht und Schlüsse zieht. Das macht eine objektive Beurteilung alles andere als leicht.
Unter dem Pseudonym Inci findet sich eine Frau, die abwechselnd mal in der Türkei und mal in Deutschland gelebt hat und über ihr Leben und ihr Schicksal, das sie als Frau erleidet, erzählt.
Ich will nichts verharmlosen. Dieses Buch ist eine Geschichte über Drohungen, Demütigungen, körperlicher und mentaler Gewalt unter der Frauen zu leiden haben in einer Welt, in der ihr Wert weit unter dem der Männer liegt.
Ich muss gestehen, oftmals musste ich beim Lesen die Augen verdrehen. In erster Linie weil es mir eben schwer gefallen ist, es nicht mit mir selber zu vergleichen. Diese Extremsituationen sind mir total fremd und obwohl ich wirklich weiß, dass sowas vorkommt oder existiert, konnte mich Inci irgendwie nicht berühren.
Rein objektiv betrachtet wäre für mich die Zusammenfassung dieses Buches, dass im Grunde genommen jeder Mann einfach sein „Recht“ auf den Körper der Frau einfordert (sowohl die seiner eigenen und auch die anderer, unabhängig davon ob er und/oder sie vergeben ist oder nicht) und jede Frau alles entweder stumm duldet und es einfach hinnimmt oder heimlich eigentlich nicht besser ist. Generell fand ich, dass der Fokus hier sehr stark auf dem körperlichen Akt lag. Ob Lohn, Belohnung, Bestrafung, Geschenke oder was auch immer. Alles wird im Bett aufgetragen.
Ich musste mir mehrfach vor Augen rufen, dass das Buch in einer anderen Zeit als heute spielt. Und auch, dass viele Frauen nach wie vor unter den dort genannten Problemen leiden.
Aber ich fand einfach, dass dieses Buch mehr schlecht als recht darauf aufmerksam macht und eher dazu beiträgt, Klischees zu verstärken als auf eine ernsthaft bestehende Problematik hinzuweisen.