Ines Witka schreibt mit ebenso viel Mut wie es auf dem Cover steht über Gaslighting, toxische Beziehungen und einem zerstörerischen Umgang mit sich selbst. Nichts für schwache Nerven und doch durchgehend geschmackvoll, verantwortungsbewusst und auf unterhaltsame Weise aufklärend, wenn man mit dem Thema BDSM noch nicht vertraut ist. Im Gegensatz zu einem Berühmten Bestseller, wird in diesem Roman BDSM richtig dargestellt – behaupte ich jetzt mal, weil ich keine persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich habe. Man muss diesen Fetisch nicht selbst ausleben, um Gefallen an diesem Roman zu finden. Respekt, Konsens und Vergnügen stehen immer im Vordergrund der expliziten Szenen. Außer bei dem, was sich die Protagonistin selbst antut. Ich mag Darstellung psychischer Auswirkungen von Traumata und Stress, wenn dadurch mehr Verständnis entsteht und Auswege aufgezeigt werden. Deshalb hat mich die Tiefe diese Geschichte begeistert. Frauen, die sich in toxischen Beziehungen befinden, könnten einige Aspekte dieses Romans als Augenöffner empfinden, und vielleicht macht Viktorias Geschichte ja Mut, sich ebenfalls von den Fesseln zu befreien? Außenstehend fragt man sich eventuell, wie jemand eine so grauenhafte Beziehung eingehen kann, aber so fängt es nicht an. Selbstwert und -sicherheit werden systematisch vom Partner zerstört. Ich fand es sehr angenehm, nach Viktorias Scheidung in die Geschichte einzusteigen, alles andere hätte die ohnehin schon anspruchsvolle Geschichte noch belastet.
Es ist eine gelungene Mischung aus Spannung, Erotik und faszinierenden Bildern. Ein super Auftakt zur Trilogie. Ich bin kein großer Fan der Ich-Perspektive, aber Ines Witka hat die Erzählstimme gut im Griff, sodass ich mir nach wenigen Sätzen gar keine Gedanken mehr darüber gemacht habe.