Rezension zu "Comisario Benitez und der Tote im Pool" von Inez Velazquez
Der Verkehr auf der Ricardo Soriano ist heute mal wieder fatal. Touristen schleichen in ihren Mietwagen dahin, Motorräder überholen rechts und links, Fußgänger schlendern bei Rot über die Ampel, als hätte sie der Urlaub nicht nur von allen Regeln befreit, sondern auch unverletzlich gemacht, Busse halten mitten auf der Fahrbahn, weil ihre Haltestellen zugeparkt sind, und als würde das alles nicht reichen, wuseln auch noch Stadtgärtner auf den Verkehrsinseln herum, rechen verwelkte Blüten von den Hibiskus zusammen oder reparieren die Rasensprenger.
Comisario Benitez und der Tote im Pool, E-Book Ausgabe, Seite 182
Unbezahlte Werbung, da Verlags- und Titelnennung. Der Kriminalroman von Inez Velazquez ist im Mai 2019 bei Lübbe erschienen und der erste Band einer Krimireihe um Comisario Benitez im spanischen Marbella. Das E-Book habe ich selbst gekauft.
Darum geht’s
Herzlich willkommen in Andalusien. Pablo Benitez kann die sonnige Urlaubsstimmung in seiner Heimat allerdings nicht genießen. Sein Vater liegt im Sterben, doch er kann seinen Geschwistern und seiner Mutter nicht lange Beistand leisten. Da sein Kollege nach einem schweren Unfall im Krankenhaus liegt, muss er in einem Todesfall ermitteln. Ein deutscher Auswanderer wird leblos in seinem Pool aufgefunden. Zunächst sieht alles nach einem Herzinfarkt aus, doch Benitez bleibt skeptisch. Gemeinsam mit seinen Kolleg*innen, seiner Zwillingsschwester und der kleinen Hündin Chica schnüffelt er im Leben des Opfer herum – ohne die Zustimmung seiner Chefin.
Mein Leseerlebnis
Inez Velazquez erschafft mit Pablo Benitez einen sympathischen und liebenswerten Ermittler, der, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, nicht allzu viele Machoallüren zu haben scheint. Auch wenn er kriminalistischen Spürsinn beweist, lässt er sich doch emotional in den Fall involvieren, was einerseits zu Verwicklungen und Spannungen führt und andererseits unprofessionell wirkt. Sein Umgang mit seiner Familie und seinen Freunden ist zugewandt und ehrlich. Mir fiel es sehr leicht, ihn bei den Ermittlungen zu begleiten. Allerdings wären ein paar Ecken und Kanten doch etwas spannender gewesen.
Grundsätzlich hält sich die Spannung in diesem leichten Fernwehkrimi in Grenzen. Der Fall und die fortschreitenden Entwicklungen sind interessant und ich wollte die Auflösung erfahren, allerdings wartet man auf Actionszenen oder einen großen Showdown umsonst. Der Leselust tut das keinen Abbruch, da sich die Ereignisse eher realistisch entwickeln.
Der Schreibstil ist leicht und locker. Inez Velazquez lässt Land, Leute, Landschaft und das Essen lebendig werden. Die Region Andalusiens mit ihren Touristenstädten, der Küste und der britischen Exklave Gibraltar stellen eine spannende Umgebung für viele Krimifälle dar. Insbesondere Pablos Familie und seine Kolleg*innen im Kommissariat sind mir als Leser*in ans Herz gewachsen und über ein Wiedersehen mit der einen oder dem anderen würde ich mich sehr freuen.
Die Kriminalgeschichte ist stimmig und wirkt realistisch. Die private Story rund um Pablos Vater, der im Sterben liegt und der anwesenden Verwandtschaft hat hingegen leicht karikatureske und ironische Züge, die aber an keiner Stelle deplatziert oder gar pietätlos wirken, sondern das gesamte Geschehen auflockern.
Das Cover und Lokalkolorit sorgen bei mir als Leserin für eine gute Portion Fernweh und einer imaginären Buchreise nach Südspanien.
Fazit
COMISARIO BENITEZ UND DER TOTE IM POOL ist ein leichter Fernweh-Krimi mit einem liebenswerten Ermittler und einem sympathischen kollegialen und familiären Umfeld. Land und Leute werden glaubwürdig und charmant beschrieben, sodass ich mich auf einen neuen Besuch in Marbella freue.