Inge Becher

 4,4 Sterne bei 8 Bewertungen

Alle Bücher von Inge Becher

Cover des Buches Lautlose Stufen (ISBN: 9783940078391)

Lautlose Stufen

(7)
Erschienen am 17.03.2016
Cover des Buches Der Nikolaus vom Nikolaus (ISBN: 9783940078216)

Der Nikolaus vom Nikolaus

(1)
Erschienen am 29.11.2011

Neue Rezensionen zu Inge Becher

Cover des Buches Lautlose Stufen (ISBN: 9783940078391)
S

Rezension zu "Lautlose Stufen" von Inge Becher

Sabine_Hartmann
Sachbuch und Erzählung geschickt kombiniert.

bis sie erkrankt.

 

Niemand weiß genau, um welche Krankheit es sich handelt, aber sie muss oft ins Krankenhaus, versäumt Unterricht und kann - vor allen Dingen - kein Jungmädel werden. Das allein macht sie schon zur Außenseiterin, hinzu kommt noch, dass sie und ihre Eltern katholisch sind.

Den Leserinnen und Lesern erschließt sich schnell, dass Hella im Nationalsozialismus aufwächst. Wir begleiten sie, bis zu ihrem 14. Lebensjahr. Bemerkungen der Erwachsenen, die Hella mit anhört, sprechen eine deutliche Sprache. Gleichzeitig steht jedem Kapitel eine kurze, sehr gut verständliche Einführung in bestimmte geschichtliche Aspekte dieser Zeit voran. Einmal geht es um die Lehrer, denen die Mitgliedschaft in der NSDAP vorgeschrieben war, ein anderes Mal um Radios und Fernseher bzw. den Volksempfänger usw. Die erzählte Geschichte um Hellas Leben ist so eingebettet und erhält einen Rahmen, der es auch jüngeren Menschen erlaubt, die Geschehnisse einzuordnen.

Sicher wird vielen der Atem stocken, wenn sie die Rechenaufgabe lesen, in der die Schüler ausrechnen soll, wie viele Lehrer man einstellen könnte, wenn es keine “Krüppel” gäbe, die der Staat durchfüttern muss (S. 15). Doch dadurch wird schon an dieser Stelle das eigentliche Thema des Romans klar: es geht um lebensunwertes Leben.

Auch Hella, deren Krankheit sie daran hindert zur Schule zu gehen, wird als lebensunwert eingestuft, obwohl sie nähen lernt und beim Ausbessern von Kleidungsstücken hilft.

Der Titel des Romans bezieht sich auf die Stufen, die Hella in ihrem Haus nur benutzen darf, wenn sie sich nach unten schleichen will, ohne von den Eltern gehört zu werden. Sie ihrerseits hört dadurch einiges, was nicht für ihre Ohren bestimmt war.

Hella ist ein tapferes, auch mutiges Mädchen, das nicht unbedingt alles versteht, was um es herum geschieht, aber immer versucht, alles richtig zu machen.

Mehrmals wird die Geschichte richtig spannend. Der Autorin gelingt es, mit vielen Dialogen und eindringlichen Bildern vom Leben im Nationalsozialismus zu erzählen.

Inge Becher leitet ein Museum in Georgsmarienhütte. Den Anstoß zu diesem Buch gab das Projekt “70 Jahre danach - Generationen im Gespräch”, das die Autorin 2015 gemeinsam mit der Stadt Georgsmarienhütte und dem Anne Frank Zentrum durchführte.

Eine Leseempfehlung, gerade auch für Leseungeübtere.

Cover des Buches Lautlose Stufen (ISBN: 9783940078391)
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Rezension zu "Lautlose Stufen" von Inge Becher

PigletandherBooks
Lautlose Stufen

Dank Frau Fuchs vom Monika Fuchs Verlag bin ich auf dieses wunderbare Buch aufmerksam geworden. Das Thema hat mich sofort angesprochen, da man selten Bücher aus der Zeit des zweiten Weltkrieges liest, die sich nicht die jüdische Verfolgung zum Thema gemacht haben. Natürlich wird auch dieses schwere Verbrechen innerhalb des Buches angesprochen, der Fokus liegt jedoch darauf, was mit den Babys, Kindern und Jugendlichen passierte, die für das Reich nicht "lebenswert" waren.
Als wir Hella als unsere Protagonistin kennen lernen ist sie 10 Jahre alt und scheint von einem Tag auf den anderen zu erkranken, und kein Arzt kann sich erklären was mit ihr nicht stimmt. Immer wieder bekommt Hella Krämpfe und Anfälle und muss für lange Zeit ins Krankenhaus. Das wirkt sich natürlich auf ihr soziales Leben und auf ihre schulische Bildung aus. Ich möchte an dieser Stelle nichts vorweg nehmen, damit auch andere Leser die Geschichte entdecken können.
Inge Becher schafft es durch einfache Worte die Grausamkeiten innerhalb des deutschen Reiches verständlich zu erklären. Daher würde ich dieses Buch auch uneingeschränkt als eine Schullektüre empfehlen, denn die Wortwahl ist wirklich einfach gehalten, und die emotionale Tiefe hält sich in Grenzen, was für mich zwar leider nicht optimal war, aber für junge Leser, die sich das erste Mal mit diesem Thema auseinander setzen ideal. Am Anfang jeden Kapitels gibt es kurze, geschichtliche Informationen um den Leser auf den aktuellen Stand zu halten.
Insgesamt konnte mich Hellas Geschichte, aber auch die der Nebenprotagonisten fesseln, auch wenn ich mir noch viel mehr Input gewünscht hätte, da ja auch Potenzial noch da ist, aber ich denke das Ziel, nämlich das Thema dem jungen Leser zu vermitteln ist erreicht und sehr gut umgesetzt.
Fazit: Ein Buch das mich fesseln konnte, und unterhalten hat. Das Thema der Tötung von "nicht lebenswerten" Kindern und Jugendlichen ist brisant und gut aufgearbeitet, für junge Leser sehr gut geeignet, für meinen Teil fehlte mir hier noch etwas mehr emotionale Tiefe.

Cover des Buches Lautlose Stufen (ISBN: 9783940078391)

Rezension zu "Lautlose Stufen" von Inge Becher

Ein LovelyBooks-Nutzer
Laut sagen, was verschwiegen wurde

An ihrem 10. Geburtstag ist Hella ein Kind wie jedes andere auch in den 1930er Jahren. Sie freut sich, bald zu den Jungmädeln zu kommen und mit ihren Freundinnen Abenteuer zu erleben. Doch kurz darauf erkrankt sie auf rätselhafte Weise, muss für lange Zeit ins Krankenhaus, ohne dass die Ärzte herausfinden können, was ihr fehlt.
Hella kann nicht mehr zur Schule gehen, ihre Freundinnen kapseln sich von ihr ab und das Leben scheint nur so an ihr vorbeizugehen.
Vier Jahre später erfährt Hella von besonderen Kliniken, in denen schwerkranken Kindern geholfen werden kann und sie hofft, dorthin überwiesen zu werden. Ihre Eltern und ihr Hausarzt sind über diesen Wunsch jedoch entsetzt. Denn aus den vermeintlichen Wunderkliniken ist noch kein Kind lebend zurückgekehrt.
Wieder so ein Kriegs- und NS-Zeit-Buch könnte man denken. Und tatsächlich erweckt Lautlose Stufen zunächst den Anschein eines der Bücher zu werden, in denen die Schrecken der Nazi-Diktatur jungen Lesern veranschaulicht werden soll.
Aber Inge Becher bringt in ihrem Roman ein bisher wenig beachtetes Thema zur Sprache. Das Streben der Nazis nach einer gesunden Rasse, die durch die Ausmerzung kranken Lebens auf perfide Weise perfektioniert werden sollte. Behinderte und Kranke wurden in Spezialkliniken vermeintlich behandelt, fielen aber früher oder später dem "Euthanasie"-Gedanken zum Opfer. Den Angehörigen wurde brieflich berichtet, die Kinder seien leider an einer Lungenentzündung verstorben.
Auch Hella, die Protagonistin des Romans, landet schließlich auf einer der Listen sogenannten "unwerten Lebens" und soll in eine solche Spezialkinderklinik überwiesen werden. Hella ahnt nichts von den Methoden dieser Kliniken, nur ihr Hausarzt und ihre Eltern hegen einen Verdacht und sind entsprechend entsetzt.
Die Autorin schildert in leicht zugänglichen und sehr eindrücklichen Bildern, wie die kränkelnde Hella sich im immer enger werden Netz der Diktatur entwickelt und welchen Gefahren und Ausgrenzungen sie ausgesetzt ist.
So wie ihre Brüder Mitglieder in der Hitlerjugend sind, will sie genauso dazugehören, zusammen mit ihren Schulfreundinnen. Doch bedingt durch ihre Krankheit, die sie immer wieder ans Bett fesselt, hat sie keine Gelegenheit zu den Treffen, Aufmärschen und Versammlungen zu kommen und wird so schnell zur Außenseiterin. Der Schule wird sie verwiesen, weil sie ihre Mitschüler beim Lernen aufhalte. Hella wird in die Isolation getrieben. Erst als ihre Tante ihr eine Nähmaschine bringt, blüht Hella wieder ein wenig auf. Sie beginnt zu Nähen und bekommt kleinere Aufträge aus der Klinik, alte Kleidung umzunähen.
Hier fügt Inge Becher dezent Hinweise auf die Judenverfolgung ein. Die Kleidung, die Hella umnäht, stammt zum größten Teil aus dem Besitz enteigneter und verschleppter Juden. Diese kurzen Hinweise, die nicht weiter großartig thematisiert werden, zeigen sehr gut, wie das Denken der damaligen Gesellschaft war. Manche wussten wohl tatsächlich nicht, was um sie herum geschah, Inge Becher zeigt aber deutlich auf, dass es oftmals auch eine Frage dessen war, was man sehen und verstehen wollte.

Lautlose Stufen zeichnet sich durch typische Charaktere dieser Art von Roman aus. Es gibt den cholerischen Lehrer, die linientreuen Parteimitglieder, die Bürger, die sich der Einfachheit halber anpassen und Geschehnisse nicht weiter hinterfragen, sowie die wenigen Menschen, die Hitler kritisch gegenüber stehen und sich durch Kleinigkeiten bemühen, sich von der Masse abzusetzen und ihren moralischen Vorstellungen treu zu bleiben.
Um jede Gruppe glaubwürdig zu zeichnen, benötigt die Autorin nur wenig Worte. Sie lässt die einzelnen Typen durch ihre Handlungen sprechen und fügt nur selten wertende Gedanken durch Hella ein.
Jedes Kapitel beginnt die Autorin mit einer kurzen historischen Einführung, die nur wenige Sätze umfasst und sich typographisch von der Geschichte absetzt. Dies hilft Lesern, die das nötige historische Wissen nicht haben, die Geschehnisse im entsprechenden Rahmen zu sehen. Für alle anderen ist es eine Einführung auf das jeweilige Kapitel, die aber auch überlesen werden kann. Ein wenig schade ist, dass in diesen Texten hin und wieder irritierende Tempuswechsel auftauchen, die sich nicht schön lesen lassen.

Mit seinen 106 Seiten ist Lautlose Stufen insgesamt aber ein durchaus überzeugender Roman, der aufgrund seiner Kürze sicherlich auch Jugendliche ansprechen wird, die nicht so lesebegeistert sind. Auch ein Einsatz als Unterrichtslektüre ist für Inge Bechers Debüt gut vorstellbar. Eine Geschichte, die mit ihrer Thematik definitiv Aufmerksamkeit verdient und gleichzeitig neugierig macht auf mögliche weitere Romane der Autorin.

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