Inge Leipold

 3,9 Sterne bei 123 Bewertungen

Lebenslauf

Inge Leipold (1946–2010) arbeitete als Lektorin, bevor sie sich 1982 als Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen selbstständig machte. 1999 war sie Translator in Residence an der University of Wales in Swansea, 2005 Übersetzerin in Residence beim Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen. Zu den von ihr übertragenen Autorinnen und Autoren gehören Russell Banks, Claire Keegan, Gemma O'Connor und Abdulrazak Gurnah.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Inge Leipold

Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783328111023)
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Rezension zu "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah

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Derbe, funktionale Sprache, interessanter Blickwinkel

Lesenswerter Inhalt:

Als europäischstämmige Person ist es aufregend den jungen Protagonisten auf seiner Reise zu begleiten. Der Autor versteht es, die Größe des afrikanischen Kontinents und die vielen geschichtlichen Aspekte wie die Ankunft der Deutschen in Deutsch-Ostafrika, aber auch die vorangehende 'Kolonialisisierung' durch arabische und indische Völker und ihre Einflüsse im Alltäglichen der Einheimischen zu schildern. 

Das sind die Aspekte, die ich mitnehmen kann: Die Beeinflussung durch diese verschiedenen Völker aus Europa und Asien verwischen die Grenzen zwiwchen Gut und Böse - und gleichzeitig macht es Unterschiede in der Behandlung der Einheimischen umso deutlicher. Es rückt Dinge ins rechte Licht, zeigt eine andere Perspektive als unsere postkoloniale auf. Sehr erfrischend und erleuchtend! Das Buch zeigt z.B. auch, wie ekelhaft über Angehörige von Tribes gesprochen wird - von den Einheimischen 'Zivilisierten' - wie sie sich bezeichnen - selbst. Es zeigt, wie sich durch Kolonialisierung und Machtansprüche die Vorstellung von Ungleichheit unter den Menschen ausbreitet - selbst auf die, die abgestuft wurden und unter dieser Abstufung leiden. 

Stil & Sprache:

Der Stil war klar und derb. Rassistische und sexistische Schimpfwörter, Schwanzvergleiche unter Jugendlichen etc. werden trocken benannt. Das Buch schreckt nicht vor dem Hässlichen des Alltags zurück. Nicht am laufenden Band, aber doch durchgehend immer wieder. Die Entscheidung für diese Sprache, ebenso die Schilderungen von Ereignissen, die Ekel und Schrecken hervorrufen, haben ihre Funktion. Für mich persönlich, die poetischere Sprache gewohnt ist und sich dort heimisch fühlt, wirkte es etwas zu dick aufgetragen. Doch, das muss ich zugeben: Inhaltlich schöne Dinge haben ebenso Platz in diesem Buch. 


Empfehlung:

Wer sich nicht vor Ekel fürchtet, der findet in diesem historischen Roman viele interessante Aspekte und und neue Blickwinkel auf die Geschichte der Welt und Tansanias. 

Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783328111023)
Corsicanas avatar

Rezension zu "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah

Corsicana
Wunderschöne Sprache & eine Art orientalische Erzählweise

Der Autor Abdulrazak Gurnah hatte den Literaturnobelpreis gewonnen und in Deutschland gab es keine Bücher (mehr) von ihm zu kaufen. Allerdings war er zur litcologne eingeladen, 2022, die erste Lesung, die wieder vor Ort stattfand und nicht virtuell. Ich war da und sehr beeindruckt. Ein sehr gebildeter Autor, der zwar aus Sansibar stammt, jedoch schon so lange in Großbritannien weilt, dass man ihn eher als britischen Autor oder eben als Autor von Welt titulieren könnte. 

Inhaltlich geht es in seinen Romanen jedoch meist um Ostafrika, in diesem Fall um Tansania und die umliegenden Regionen. In einer wunderschönen, sehr bildhaften Sprache lässt der Autor hier das Leben in Ostafrika zu Beginn der deutschen Kolonialisierung vor unseren Augen entstehen. Erzählt wird alles anhand eines zu Beginn noch recht kleinen Jungen, der irgendwo im Nirgendwo der Savanne aufwächst und mit 12 Jahren seine Eltern verlassen muss, um die Schulden seines Vaters bei einem reichen Kaufmann an der Küste abzuarbeiten. 

Natürlich ist der Junge damit ziemlich überfordert. Aber er findet Freunde und er lernt. Er geht auf eine Karawanenreise, macht ziemlich heftige Erfahrungen und lernt das Machtgefüge zwischen reichen Männern und jungen Frauen kennen, die hilflos ausgeliefert sind. Im Grunde genommen dreht sich alles um Geld und Macht - und damit um ein universelles Thema.

Obwohl die Sprache grundsätzlich bildhaft ist, gibt es doch eine Menge an vulgären Ausdrücken, vor allem im sexuellen Bereich. Ich fand das passend, weil es eben auch die Verhältnisse bildhaft beschreibt, manche Leser:innen mögen es vielleicht nicht.

Mir gefiel lediglich der Stil nicht immer. Ich konnte mich zwar von der Sprache verzaubern lassen und fand die Balance zwischen tragischen Schilderungen und Zeichen von Menschlichkeit und Freundschaft gut ausgewogen, ich mochte auch die Melancholie, die das Buch ausstrahlt. Aber ich bin kein allzu großer Fan von orientalischen (oder afrikanischen) Art, Geschichten zu zelebrieren. Alles dreht sich irgendwie um Geschichten, es hat ein wenig von 1001 Nacht (und die mag ich auch nicht so richtig). Es gehört wohl zur Tradition im Orient und in Teilen Afrikas, das Leben anhand von Geschichten zu erläutern und zu ertragen. Mein Ding ist es nicht, ich bin da wohl zu sehr Europäerin. 

Trotzdem eine große Empfehlung für diesen Autor. Ich werde noch "Ferne Gestade" von ihm lesen, das handelt von Migranten / Asylanten aus Sansibar in Großbritannien.




Cover des Buches Das verlorene Paradies (ISBN: 9783328602583)
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Rezension zu "Das verlorene Paradies" von Abdulrazak Gurnah

buchjunkie
Erwachsenwerden in Ostafrika


Dieser Roman hat mich nach Ostafrika verschlagen zum Ende des 19. Jahrhunderts, wo ich den zwölfjährigen Yusuf kennengelernt habe.  Sein Vater hat sich verschuldet und Yusuf wird als Pfand in die Hände von Onkel Aziz gegeben, einem reichen Kaufmann. Dort hilft er im Laden und lernt das Leben in der Stadt kennen, wo es afrikanische Muslime, christliche Missionare und indische Geldverleiher gibt. Die Gesellschaft ist in einer strengen Hierarchie geordnet. 

Als Onkel Aziz ihn auf eine  lange Karawanereise ins Landesinnere mitnimmt, endet Yusufs Jugend. 

Denn nun lernt er Strapazen, Krankheit und Tod kennen.  Yusuf wird erwachsen und nach der anstrengenden Reise , als er wieder zu Hause ist , wird er mit der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert .


Dieser Roman ist wirklich beeindruckend und klingt noch nach. 

Die ruhige Sprache  hat mich schnell in ihren Bann gezogen , doch das Lesen hat meine volle Aufmerksamkeit gefordert.

Aber ich gestehe, ich hatte mir etwas mehr von diesem Roman erwartet. 

Manches war mir zu kurz angerissen und zu blass dargestellt.


Alles in allem jedoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich finde es auch überaus lesenswert!

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