Wenn es um komplizierte Wortschöpfungen für einfache Sachen geht, laufen Bürokraten zu kreativer Hochform auf. Mit diesem Buch habe ich die amtliche Bezeichnung "Spontanvegetation" als Synonym für Unkraut kennengelernt. Gleich im Vorwort beschreibt die Autorin die unvergleichlichen Vorteile wilder Kräuter.
Sie sind in der Regel ein Albtraum für jeden ordentlichen Gärtner, weil sie einfach nicht tot zu kriegen sind. Diese Lebenskraft spiegelt sich auch in ihren Inhaltsstoffen wider, denn sie besitzen einen bedeutend höheren Gehalt an Vitalstoffen, Vitaminen und anderen gesunden Bestandteilen als sogenannte Kulturpflanzen.
Sie schmecken deshalb auch anders und besser. Wenn man sich daran erst einmal gewöhnt hat, will man sie nicht mehr missen. In diesem Buch werden folgende Wildkräuter und Wildpflanzen vorgestellt und anschließend in Kochrezepten verwendet: Ackersenf, Teufelskralle, Bärlauch, Beifuss, Beinwell, Brennessel, Dost, Duftveilchen, Felsenbirne, Gänseblümchen, Giersch, Gundelrebe, Holunder, Japanischer Knöterich, Knoblauchsrauke, Kornelkirsche, Linde, Löwenzahn, Mädesüss, Sanddorn, Sauerampfer, Taubnessel, Vogelmiere, Waldmeister, Waldsauerklee, Waldziest, Wegerich, Wiesenbärenklau, Wiesenlabkraut und Wildhopfen.
Jede Pflanze wird mit einem meistens überzeugenden Foto vorgestellt, das in einigen Fällen viel besser ist als manches Bild in Pflanzenbestimmungsbüchern. Danach folgt eine verbale Beschreibung der Pflanze, man erfährt, wo man sie oft findet und wann man sie am besten erntet. Die Autorin schließt daran in der Regel einige Sätze aus der Kulturgeschichte an, erklärt noch einmal die Fundorte oder nennt Interessantes im Zusammenhang mit der jeweiligen Pflanze, um dann zu ihrer Wirkung und Verwendung zu kommen. Am Ende jedes Abschnitts findet der Leser dann schließlich einige Rezepte.
Aus Giersch beispielsweise kann man mit Hilfe dieses Buches Giersch-Tarte, Giersch-Törtchen, Giersch-Knödel oder eine Giersch-Soße für Spaghetti herstellen. Beim Löwenzahn findet man Rezepte für Löwenzahnhonig, Löwenzahn-Risotto mit gebratenem Zander oder einen Kartoffelsalat mit Löwenzahn. In der Regel sind die Rezepte nicht schwierig. Oft handelt es sich um Standardprozeduren, in die die Kräuter einfach zur Verfeinerung eingearbeitet werden, wie beispielsweise beim oben genannten Risotto.
Etwas anders, aber ebenso einfach wird mit den wenigen Früchten umgegangen, die im Buch eine Rolle spielen. Aus ihnen werden süße Speisen gezaubert, etwa Kuchen, Eis oder Marmelade.
Inge Waltl
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Wild & Köstlich
Neue Rezensionen zu Inge Waltl
Dieses hervorragende Kochbuch hat eine einzige nicht unwesentliche Schwachstelle - Es hat etwa 100 Seiten zu wenig!!
In wunderbarer Weise werden alle möglichen bekannten und auch mir völlig unbekannte Wildkräuter (in unserem Volksmund auch meist als Unkraut bezeichnet) wie Brenessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Taubnessel etc. zuerst genau und sehr übersichtlich bestimmt mit Foto, Beschreibung, Vorkommen, Ernte, Wirkung und Verwendung und anschließend mit ein paar wenigen Rezepten beschrieben, was man damit machen kann. Und hier sind wir schon beim Knackpunkt - oft gibt es nicht mehr als 4 Rezepte zu einer Pflanze - Ich hätte bitte gerne mindestens doppelt so viele Rezepte und somit 50-100 Seiten mehr in diesem Kochbuch.
Wahrscheinlich wird jedoch eh schon an einer Fortsetzung gebastelt ;-).
Fazit: Sehr innovatives Kochbuch für die Wildkräuterbestimmung großartig, im Bereich Rezepte etwas zu dünn.
Auf jeden Fall weiß ich jetzt, was ich nächstes Jahr mit meinem Löwenzahn fabriziere, anstatt mich zu ärgern