Ingeborg Walter

 4,4 Sterne bei 11 Bewertungen
Autor*in von Der Prächtige und Die Strozzi.

Lebenslauf

Ingeborg Walter war Mitglied der Redaktion des Dizionario biografico degli italiani und Gastprofessorin an der ETH in Zürich. Sie lebt und arbeitet heute in Rom.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ingeborg Walter

Cover des Buches Der Prächtige (ISBN: 9783406582738)

Der Prächtige

 (3)
Erschienen am 16.02.2009
Cover des Buches Die Strozzi (ISBN: 9783406614774)

Die Strozzi

 (1)
Erschienen am 17.05.2011

Neue Rezensionen zu Ingeborg Walter

Cover des Buches Eine italienische Kindheit (ISBN: 9783406620928)
Herbstroses avatar

Rezension zu "Eine italienische Kindheit" von Roberto Zapperi

Kriegskindheit
Herbstrosevor 5 Jahren

Geboren wurde der kleine Roberto in Catania auf Sizilien, wo er auch seine Kindheit verlebte. Im Alter von etwa acht Jahren sah er zum ersten Mal einen Deutschen und erlebte eine deutsche Truppenparade, deren Akkuratesse ihn tief beeindruckte. Hier wurde wohl der Grundstein für seine Liebe zu Deutschland gelegt. Als die Bombenangriffe auf Catania durch britische Flugzeuge zunahmen, übersiedelte die Familie zuerst nach Lucca in der Toskana, später nach Rom, wo der Vater mehr Sicherheit vermutete. Das war ein Irrtum, denn bei einem Angriff durch amerikanische Flugzeuge verlor sein älterer Bruder das Leben. Jetzt durfte Roberto seinen Vater auf Geschäftsreisen durch das besetzte Italien begleiten. Dabei stießen sie gelegentlich auf deutsche Soldaten, die aber immer freundlich zu ihnen waren. Auch wenn er zwischenzeitlich von den Gräueltaten der Deutschen gehört hatte, seine Bewunderung zur deutschen Kultur blieb bestehen und sollte sein weiteres Leben entscheidend beeinflussen …

Der italienische Historiker und Schriftsteller Roberto Zapperi (*1932 in Catania auf Sizilien) studierte Geschichte und Kulturanthropologie in Rom, war als Professor in Paris, Berlin und Hamburg tätig und ist seit 2008 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Er veröffentlichte mehrere Bücher und wurde hauptsächlich durch seine historischen Werke zu Goethe und einiger berühmter Maler bekannt. Zapperi ist mit der deutschen Kunsthistorikerin Ingeborg Walter verheiratet, die auch seine Bücher ins Deutsche übersetzt. Heute lebt er als Privatgelehrter in Rom.

In gedämpft plauderndem Erzählstil, dennoch sehr eindringlich und in plastischen Bildern, berichtet der Autor hier von seiner Kindheit auf Sizilien und in Italien während des Zweiten Weltkrieges. Er bezieht sich dabei auf seine eigenen Erinnerungen und auf geschichtliche Überlieferungen. Wir lesen von einem Sizilien, das damals noch recht mittelalterlich anmutete, von der Großmutter, die als Heilerin, Zauberin und Hexe großes Ansehen genoss und von einem Vater der alles versuchte, seine Familie heil durch die Kriegswirren zu bringen. Auch die Gräueltaten aller am Krieg beteiligten Mächte, die er als Junge teilweise selbst miterlebte oder von denen er aber meist erst im Nachhinein erfuhr, werden nicht ausgelassen. Obwohl er viel später erkennen musste, dass seine Bewunderung für die deutschen Besatzungsmächte ein Irrtum war, blieb Zapperis Interesse an Deutschland, seine Liebe zur deutschen Kultur und zur deutschen Sprache ungebrochen.

Fazit: Eine packende Geschichte über das Leben in Italien während er Kriegs- und Nachkriegsjahre und eine heimliche Liebeserklärung an Deutschland.


Cover des Buches Das Leben des Michelangelo Buonarroti (ISBN: 9783803113344)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Das Leben des Michelangelo Buonarroti" von Ascania Condivi

Farbenprächtig
aus-erlesenvor 6 Jahren

Über 450 Jahre ist es her, dass diese Biographie erstmals veröffentlicht wurde. Seither hat sich am Bild von Michelangelo, bzw. Michelagnolo, wie er im Buch genannt wird, Buonarrroti nicht viel geändert. Noch immer steht man mit offenem Mund in der Sixtinischen Kapelle und staunt über die Echtheit der abgebildeten Figuren. 
Und dabei hätte es fast nicht geklappt. Denn Michelangelo, bleiben wir bei der heute gängigen Bezeichnung des Künstlers, sah sich nicht als Maler. Eher als Bildhauer. Als Papst Julius II. ihm dem Auftrag gab, zweifelte Michelangelo, ob er der Aufgabe gewachsen sei. Doch dem Papst die Arbeit, und somit auch die damit verbundene Zuneigung zu verwehren, hätte Michelangelo geschadet. Das wusste er. Doch zuerst einmal musste das Gerüst entfernt werden. Es war in der Decke verankert. So konnte ein Michelangelo nicht arbeiten! Mit dem Auftraggeber des Gerüstes lag er sowieso im Clinch. Doch kaum hatte Michelangelo begonnen zu malen, wurde er sich seine Unzulänglichkeit bewusst. Das Fresko schimmelte. Kein Moses, kein Noah, keine Adam, keine Eva ohne Pilzgeschwulst. Oh je. Man riet ihm weniger Wasser zu benutzen und siehe da: Bis heute eine Augenweide!
Ascanio Condivi ist der zweite, der sich an einer Biographie über Michelangelo versucht hat. Das liegt vor allem daran, dass der erste Autor, Paolo Giovio es nicht gut mit dem großen Meister meinte. Ascanio Condivi war überjeden Zweifel erhaben. Er war ein Weggefährte Michelangelos und sein Schüler. Minder begabt, was die Malerei betraf, aber auch seinen Schreibstil. Weshalb davon auszugehen ist, dass bei dem einen oder anderen Absatz ein Anderer den Feinschliff besorgte. Wer, das ist nicht bekannt. 
Ingeborg Walther ist es, die dem Werk Condivis und Michelangelos den erläuternden Rahmen gibt. Ihre Deutung des Textes, ihre Sicht auf den Text lässt den Leser nicht im Regen stehen. Denn Condivi kann niemals hundertprozentig objektiv gewesen sein. Dennoch sind seine Zeilen eine Offenbarung. Zum ersten Mal wurde das Werk Michelangelos einer Analyse unterworfen. Condivi beschreibt en detail unter anderem die einzelnen Abschnitte der Sixtinischen Kapelle. Die Faszination, die die Bilder auf ihn ausübten, ist spürbar und nachvollziehbar. Doch nicht nur diese Bilder beschreibt er exakt, auch das „restliche Vermächtnis“ hält seiner Deutung stand. Mit jeder Seite steigert sich das Wohlwollen des Lesers für den Autor und dessen Objekt. 
Michelangelo war zu seiner Zeit Großverdiener. Nicht einmal ein Prozent seiner Gage für die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle musste er für Farben ausgeben. Das rief Neider auf den Plan. Feinde, die ihm die Nähe zum Papst übelnahmen. Herrscher, die ihn verachteten, weil er sich an Verträge hielt und nicht für gigantische Wechselsummen in deren Lager übertrat. Nur einer konnte Michelangelo immer wieder überzeugen: Der Papst, egal welcher. Ascanio Condivi hat eine ähnliche Fähigkeit. Er überzeugt den Leser ein ums andere Mal von der Genialität Michelangelos.

Cover des Buches Eine italienische Kindheit (ISBN: 9783406620928)
W

Rezension zu "Eine italienische Kindheit" von Roberto Zapperi

Rezension zu "Eine italienische Kindheit" von Roberto Zapperi
WinfriedStanzickvor 12 Jahren

Als Autor großer historischer Werke vor allem zu Goethe und zu berühmten Malern ist er bekannt geworden, der italienische Privatgelehrte Roberto Zapperi. Während er für diese Werke oft sehr lange in den Archiven forschte, musste er sich für sein hier vorlegendes Buch „Eine italienische Kindheit“ „auf ein Archiv eigener Art verlassen, das Archiv meines Gedächtnisses“.

Und er geht weit zurück bis in seine Kindheit. Er wurde in Catania auf Sizilien geboren, einer damals sehr armen Stadt. Als er acht Jahre alt war, begegnet er zum ersten Mal den vorrückenden deutschen Soldaten. Sie repräsentieren für den kleinen Jungen eine andere Welt. Selbst in einer noch vormodernen Umwelt groß geworden, sind die Deutschen mit ihrer technischen Ausrüstung, aber auch mit ihrer Disziplin und Ordnung, für ihn Vorbilder an Perfektion.

Roberto Zapperi erzählt, wie er mit seiner Familie von der Insel flüchten muss, zunächst in die Toskana, und dann in das von den Amerikanern besetzte Rom kommt. Nach wie vor hegt er eine stille Bewunderung für die Deutschen, die sich aber mit zunehmender Reife differenziert. Er lernt die Gräueltaten der Deutschen kennen, irgendwann nach dem Krieg bekommt er auch Kenntnis vom Holocaust.

Doch auch diese Ernüchterung kann nicht seine Bewunderung und seine Liebe für die deutsche Sprache und die deutschen Kultur schmälern, der er später seine schönsten Werke widmen wird. Zapperis persönliche Erinnerungen lassen nicht nur das Leben der einfachen Menschen im Vor- und Nachkriegsitalien wieder aufleben, sondern sie sind auch ein überzeugendes Beispiel für frühes Europäertum und Völkerverständigung. Gleichzeitig ist das Buch eine faszinierende Reise durch die europäische Geschichte mit überraschenden Erkenntnissen.

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