Rezension zu "Das Blutgericht von Köln" von Ingo Gach
Die Geschichte um Seyfrid von Viskenich, einem jungen Ritter und Medicus, der nach den Kämpfen im Heiligen Land und dem Studium der Medizin nach Köln zurückkehrt, um die Verschwörung um seinen Vater aufzudecken, hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Plot ist gut durchdacht, die Figuren plastisch und die geschichtlichen Hintergründe sorgfältig recherchiert und wunderbar mit der Geschichte verbunden.
Leider passiert dem Autor dabei etwas, was etlichen dabei geschieht: Die historischen Hintergründe sind stimmig, der Alltag ist es leider nicht immer. Die Geschichte spielt Ausgangs des 12. Jahrhundert, für kunstvoll geblasene Gläser aus Venedig daher ein wenig zu früh. Teils werden zudem Begriffe verwendet, die es in diesem Jahrhundert schlichtweg noch nicht gegeben hat. Mich reißen solche Wörter immer aus dem Fluss der Geschichte. Auch die genanten Straßennamen sind für Köln teils erst im Spätmittelalter belegt. Dabei waren die Beschreibungen meist recht spartanisch und ließen viel Raum für Interpretationen, sodass jemand, der die Gegebenheiten nicht kennt, den Dom aus karolingischer Zeit, der 1193 in Köln stand, leicht mit dem jetzigen gotischen verwechseln kann.
Witzig fand ich die Pferdenamen von Dressurlegenden, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass das Pferd eines Händlers sich wie ein jahrelang ausgebildetes Streitross in eine Schlacht reiten lässt.
Sehr gut gefallen hat mir die weibliche Hauptfigur. Sie handelt logisch und überlegt, ist mutig und trifft keine dummen Entscheidungen. Etwas, das in historischen Romanen leider viel zu selten anzutreffen ist.
Daher spreche ich eine klare Lese-/Hörempfehlung aus und vergebe gute 4 Sterne.