Micke Bayarts "Als Pippi nach Deutschland kam" richtet sich zwar vor allem an (erwachsene) Pippi-Fans, ist aber auch gut für Menschen geeignet, die wie ich nur die Fernsehserie kennen, Pippi also durchaus wahrgenommen haben, aber ansonsten eher wenig Berührungspunkte mit ihr hatten.
"Als Pippi nach Deutschland" kam behandelt unglaublich viele Aspekte, die ich so nicht erwartet hatte. Natürlich erfahren wir einiges über Astrid Lindgren und die Entstehungsgeschichte von Pippi. Wir erfahren ein bisschen über die Geschichte des deutschen Oetinger Verlages und - natürlich - wie es der Oetinger Verlag schaffte, sich die Rechte an Pippi zu sichern. Das allein ist schon spannend und sehr interessant.
Micke Bayart erzählt aber nicht nur, wie die "Pippi"-Bücher ihren Weg nach Deutschland fanden, sondern auch, was daraufhin folgte. Es wird auf die Serie, die Filme und den Einfluss von Pippi Langstrumpf eingegangen - und damit auch darauf, wie revolutionär dieses Mädchen sowohl im Nachkriegs-Schweden als auch im Nachkriegs-Deutschland war.
Micke Bayart hat offenbar sehr gut recherchiert und lässt auch einige der damals beteiligten Personen bzw. ihre Nachkommen zu Wort kommen. Das war für mich besonders interessant.
Mir hat zudem gefallen, dass auch Menschen, die sonst nicht oder kaum erwähnt werden - die Übersetzerin zum Beispiel, die Illustrator*innen, eben viele Menschen, die im Hintergrund agierten und agieren - im Buch nicht nur nebenbei erwähnt werden, sondern gebührend vorgestellt werden.
"Als Pippi nach Deutschland kam" bietet neben allerlei bekannten Fakten auch viel Neues und dürfte damit auch für Leser*innen eine Bereicherung sein, die schon alles über Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf zu wissen meinen.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass das Buch auffallend viel Lobhudelei enthält. Es muss nicht gleich ins Kritische abgleiten, aber für mich war es teilweise zu viel des Guten, so dass es manchmal wie eine Werbemaßnahme für "Pippi Langstrumpf" und den Oetinger Verlag wirkte.
Aber das ist Jammerei auf hohem Niveau. Letztlich überwiegt der Informationsgehalt, und ich bin dankbar für die vielen Einsichten, die die Veröffentlichung uns bietet.