Cover des Buches Karpfhamer Katz (ISBN: 9783954513833)
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Rezension zu Karpfhamer Katz von Ingrid Werner

Von verletzten Gefühlen, Liebschaften und geheimen Wünschen...

von Cappuccino-Mama vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Eine unbeliebteGrantlerin, eine verliebte Hobbyermittlerin und ein Landvolk in Feierlaune - doch nicht alles ist so idyllisch wie es wirkt..

Rezension

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Cappuccino-Mamavor 9 Jahren

Nachdem ich Karin Schneider bereits im Krimi UNGUAD begegnet bin, war ich natürlich darauf gespannt, was die Hobbyermittlerin in KARPFHAMER KATZ erleben würde. Gereizt an diesem Buch hat mich aber auch das wunderschöne Buchcover, das gleich meine Blicke auf sich zog, nicht zuletzt aufgrund der kräftigen Farbgebung.


Das Cover:

Was passt zu einem Volksfest? Natürlich der Jahrmarkt mit all seinen Ständen. Und so wurde für dieses Buch auch ein entsprechendes Cover ausgewählt. Das Buchcover zeigt einen Teil des Schießstandes. Vor dem hübschen roten Hintergrund sieht man die weißen Röhrchen, in der die bunten Blumen aus Kunststoff stecken, die man(n) seinem Herzblatt schießen kann – oder eben für sich selbst.

Ich finde das Motiv sehr passend – ein Schießstand hat nun mehr Krimipotential als ein Kinderkarrussell oder eine Losbude. Und hübsch und farbenfroh ist das Motiv zudem. Das Buchcover ist matt gestaltet, lediglich der Buchtitel wurde glänzend hervorgehoben. Wie bei den meisten Krimis des Verlags wurde der Titel orangefarben und erhaben gestaltet, was einen Wiedererkennungswert hat und zudem auch optisch schön einheitlich wirkt, wenn es neben den anderen Krimis des Verlags im Regal steht.


Die Handlung:

Rosi Reitmeier, die alte Grantlerin und Außenseiterin, ist alles andere als beliebt. Die Einzelgängerin, die mit ihren vielen Katzen auf ihrem Anwesen in Karpfham lebt, mischt sich nur all zu gerne in alles ein, gibt zu allem ihren Senf dazu. Vor allem auf ihren Nachbarn Zauner hat sie es abgesehen, verdächtigt ihn sogar, eine ihrer geliebten Katzen vergiftet zu haben.

Karin Schneider, selbsternannte Hobbydetektivin und Psychotherapeutin, fühlt sich für Rosi dennoch verantwortlich, war diese doch vor einiger Zeit bei ihr in Behandlung. Doch so ganz hat Karin ihre Sinne nicht beisammen, ihr Mann arbeitet als Chefarzt im Städtischen Klinikum und Karin muss sich alleine um ihre Kinder und den Haushalt kümmern.

Doch dann taucht Brauereibesitzer Georg in Karins beschaulichem Leben auf und bringt so Karins niederbayrisches Blut gewaltig in Wallung. Doch Georg ist verheiratet, ebenso wie Karin auch. Eines Tages wird Rosi nach einem angeblichen Selbstmordversuch in die Klinik eingeliefert. Karin merkt schnell, dass an der ganzen Geschichte etwas ganz und gar nicht stimmt und begibt sich auf Spurensuche. Dabei stößt Karin auf einige interessante Ereignisse in Rosis Vergangenheit. Doch irgendjemand scheint nicht nur Rosi aus den Weg schaffen zu wollen, sondern will offensichtlich auch Karin schaden. Und so gerät diese plötzlich in große Gefahr...


Meine Meinung:

Das Karpfhamer Fest erinnerte mich an die Muswiese in unserer Region. Man trifft sich und fast schon scheint der Besuch dieses Volksfestes eine Verpflichtung zu sein und eine Art ungeschriebene Anwesenheitspflicht zu herrschen – man „muss“ einfach dort gewesen sein. Und so besucht auch Karin Schneider dieses Fest. Sogar extra eingekleidet hat sie sich für diesen Anlass. Kurzum – es herrscht Ausnahmezustand im ansonsten so ruhigen Ort in Niederbayern. Man will sehen und gesehen werden – und nicht jeder nimmt es in dieser Zeit so genau mit der (ehelichen) Treue, sondern testet seinen aktuellen „Marktwert“.

Karin Schneider ist zwar die Frau eines Chefarztes, dennoch wirkt sie sehr bodenständig, genießt nach dem Leben in der Stadt das Leben auf dem Lande in vollen Zügen. Während ihr Mann in der Stadt arbeitet und auch dort wohnt, kümmert sich Karin um ihre vier Kinder Susanne „Susa“, Vicky, Lilli und Linus, Hund Runa und die Dinge, die sie eigentlich nichts angehen – wie so manch einer denken mag. Und so ist die Hobby-Ermittlerin mit ihrer Spürnase stets auf der Suche nach Fährten, manchmal aber eben auch auf den falschen.

Als gestandene Frau mit 45 Jahren sollte man doch halbwegs vernünftig sein. Stattdessen verdreht der smarte Georg Karin ganz schön den Kopf, und sie lässt sich nur all zu gerne den Kopf verdrehen, wirkt verliebt wie ein Teenager. Und so glaubt sie auch blind, was Georg ihr erzählt, z.B. dass er unglücklich verheiratet sei und die Ehe nur noch auf dem Papier bestehen würde. Manchmal hätte ich Karin gerne mal kräftig geschüttelt, damit sie wieder zur Vernunft kommt, schließlich ist es nicht klug, für einen noch so charmanten Mann seine Ehe aufs Spiel zu setzen. Doch Liebe macht bekanntlich blind, und so setzte bei Karin der Verstand aus. Wie sagt man doch immer so schön? Wenn eine alte Scheune brennt, dann brennt sie lichterloh! - Das trifft auf Karin hier voll und ganz zu.

Und natürlich weiß Karin auch dieses mal wieder mal alles besser als die Polizei. Kein Wunder, dass die Polizisten recht genervt sind, von der Hobbyermittlerin, die sich stets in den Fall einmischen will. Kann Karin ihrem Bauchgefühl vertrauen, oder behält die Polizei mit ihren Fakten recht? In Karins „Zustand“ scheint ja eine objektive Betrachtung nicht mehr möglich zu sein.

Georg Ilzdorfer ist ein sehr gutaussehender Mann – Karin nennt ihn sogar insgeheim George, weil er sie an George Clooney erinnert. Doch Brauereibesitzer George ist verheiratet – angeblich unglücklich. Dass Georg so einen Schlag bei Frauen hat, gefällt Karin so gar nicht, sie wird sogar richtig eifersüchtig. Klar, dass die eher unscheinbare Durchschnittsfrau Karin sich geehrt fühlt, wenn ein so attraktiver Mann wie Georg ihr den Hof macht.

Georgs Frau Katharina wirkt auf mich sehr kühl und auch humorlos. Stefan, der Sohn von Georg und Katharina ist ein Klassenkamerad von Karins Tochter Susa, mit der er sich anfreundet. Und dann ist da noch die hübsche junge Haushälterin Tanja, die eine wichtige Rolle im Leben der Ilzdorfers zu spielen scheint.

Rosi Reitmeier ist eine verbitterte, ältere und alleinstehende Frau, die gerne mal ein Gläschen (oder auch mehrere) trinkt. Beliebt macht sich Rosi mit ihrem Verhalten keineswegs – sie bekommt alles mit und liest den betreffenden Leuten dann auch die Leviten. Gerne erhebt Rosi den Zeigefinger und spielt den Moralapostel. Doch sie hat eine große Liebe, und das sind ihre Katzen, die massenhaft auf ihrem Gehöft herumrennen und die sie hingebungsvoll versorgt.

Doch auch Rosi hat ein großes Geheimnis. Ihre Einsamkeit kompensiert Rosi damit, dass sie sich gerne einmischt und ihren Nachbarn denunziert. Rosi ist durch ihren Kummer und ihrer Unzufriedenheit schon vorzeitig gealtert, Falten haben sich tief in ihr Gesicht eingegraben, die Kittelschürze ist fester Bestandteil ihrer Kleidung. So war ich doch etwas erstaunt, als ich Rosis tatsächliches Alter erfuhr.

Der Festwirt Korbinian Zauner ist Rosi ein Dorn im Auge. Ganz offensichtlich hasst sie ihren Nachbarn abgrundtief. Doch was steckt hinter dieser Feindschaft? Und auch Korbinians Bruder Michael scheint irgend etwas zu verbergen.

Die Münchhamer-Schwestern Vroni und Hilde betreiben gemeinsam einen Trachtenladen. Das Karpfhamer Fest beschert ihnen einen richtigen Aufschwung. Und da die Leute immer viel reden, wissen die Schwestern über viele Dinge Bescheid – eine willkommene Informationsquelle für Karin.

Hansi Gruber, Rosis Neffe, betreibt eine Diskothek. Zwar versucht er seine Tante zu beschwichtigen, muss aber angesichts der Dickköpfigkeit von Rosi letztendlich resignieren. Karin traut Hansi keineswegs über den Weg, vermutet aber dass er einiges zu verbergen hat. Ob sie damit letztendlich auch recht behält? Versucht Hansi gar, seine Tante loszuwerden?

Freundin Claudia befürchtet, ihr Mann Franz würde sie auf dem Fest betrügen und setzt Karin auf ihn an. Isabell Chiara, Karins Freundin, hat ein Auge auf einen Mann geworfen, was Karin etwas stört. So hat Isabell nicht die nötige Zeit, um sich ständig um Karins Belange zu kümmern. Und das nimmt Karin ihrer Freundin sehr übel. Ja, Karin – so ist das eben! Es dreht sich eben nicht die ganze Welt nur um dich!

Mir gefiel dieser Krimi sehr gut, mit seinen urigen Protagonisten. Besonders Rosi hat es mir angetan, auch wenn sie mir nicht so recht sympathisch war. Aber das Schicksal hatte ihr in ihrem Leben schon mehrfach übel mitgespielt und so tat sie mir auch etwas leid. Über Karins Verhalten hatte ich mich geärgert und so manche Person war mir suspekt. Es gab einige Geheimnisse, eine bewegte Vergangenheit und viel Dorftratsch – gute Zutaten für einen Krimi.

Was eher gemächlich begann, entwickelte ein rasantes Tempo und legte an Dramatik gehörig zu, vor allem als es zum Showdown kam, stockte mir manchmal fast der Atem. Es sind hier eher die leisen Töne, die in diesem Krimi vorherrschen – wobei Rosi doch schon sehr laut schimpfen kann. Dafür bietet dieser Krimi eine Portion feinen Humor, aber auch jede Menge Tiefgang. Unterteilt ist das Buch mit seinen ca. 318 Seiten in sechs Kapitel. Jedes Kapitel ist nach dem Wochentag benannt, an dem sich die Handlung jeweils abspielt.

Lokalkolorit ist reichlich in diesem Buch vorhanden, was man auch erwartet, wenn auf dem Buchcover vermerkt ist, dass es sich um einen Niederbayern-Krimi handelt. Das Karpfhamer Fest gibt es wirklich. Es handelt sich um das drittgrößte Volksfest in Bayern, das jährlich im Spätsommer stattfindet. Parallel dazu findet eine Landwirtschaftsausstellung statt. Karpfham selbst ist ein kleiner Ort, der zum Kurort Bad Griesbach im Rottal gehört und im Landkreis Passau liegt.

Autorin Ingrid Werner, die ehemalige Münchnerin, lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund im niederbayrischen Rottal. Daher kennt sie auch den dortigen Menschenschlag so gut, hat dem „Volk aufs Maul geschaut“ und dies wunderbar in ihren Krimis umgesetzt, wodurch diese auch so wunderbar authentisch wirken.

Und natürlich darf in einem bayrischen Krimi auch der Dialekt nicht zu kurz kommen – und Dank Rosi kenne ich nun auch einige urige Schimpfwörter mehr. Wer meint, auf dem Land „do gibt’s koa Sünd“, der hat sich jedenfalls gründlich geirrt – und mitunter ist das Landleben alles andere als idyllisch, manchmal sogar mörderisch.


Fazit:

Was dem Münchner sein Oktoberfest, das ist den Karpfhamern ihr Volksfest. Hervorragend vermittelte die Autorin Ingrid Werner die dort herrschende Stimmung. Jeder der auf dem Lande lebt, wird in der ein oder anderen Person seine persönliche Tratschtante Rosi wiedererkennen, die über jeden etwas zu berichten weiß. Diesmal begegnete man einer Karin, deren Sinne teilweise vernebelt waren, die mitunter blauäugig und naiv wirkte – aber wer kann schon einem „George“ wiederstehen!?

Der unterhaltsame Schreibstil, die Handlung und die Atmosphäre des Romans konnte mich auch in diesem Krimi erneut überzeugen. Daher empfehle ich diesen urigen Krimi gerne weiter und gebe ihm 5 Sterne.

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