Cover des Buches Mordshass (ISBN: 9783842521902)
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Rezension zu Mordshass von Ingrid Zellner

»Wir sind also gewissermaßen Kollegen.«

von Lottewoess vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Ein Krimivergnügen mit menschlichen Ermittlern - spannend, mit schlüssiger Auflösung.

Rezension

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Lottewoessvor 5 Jahren
In Waiblingen findet ein Rentner die schlimm zugerichtete Leiche von Vidya, einer Studentin aus Indien. Kommissar Malte Jacobsen und seine Kollegin Melanie Brendel wissen schon bald, wer der Täter war: Pierre Meyer, bereits einschlägig vorbestraft. Doch nur kurze Zeit später wird Meyer ebenfalls ermordet aufgefunden, und zwar von einem Kollegen aus Friedrichshafen, dem indischstämmigen Surendra Sinha. Da er Vida gut gekannt hat, hält Malte es durchaus für möglich, dass er Selbstjustiz geübt haben könnte. Sinha, der sich beurlauben ließ, weil intern gegen ihn wegen einer anderen Sache ermittelt wird, kann es nicht lassen, selbst aktiv zu werden, um sich vom Verdacht reinzuwaschen. Dabei krachen die beiden Ermittler heftig aneinander ...

Mit dieser Geschichte legen die beiden Autorinnen einen solide spannenden Krimi vor, mit viel Lokalkolorit, sowohl vom Bodensee, als auch vom Remstal. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und zieht sich durch das gesamte Buch.
Ich fand mich sehr schnell hinein, es fängt dramatisch an und der Spannungsbogen lässt nie nach. Die zahlreichen privaten Einschübe sind genau richtig dosiert, sodass man sich in alle Ermittler gut hineinfühlen kann, ohne dass es zu sehr vom Fall ablenkt. Besonders Malte wird ausgesprochen menschlich dargestellt, hier trauen sich die Autorinnen sogar, ihn ordentlich mit dem Kopf gegen die Wand rennen zu lassen, bis er einsieht, dass sein Dickschädel ihn nicht weiterbringt. Dass Ermittler aus verschiedenen Orten nicht gut miteinander können, wird leider auch hier bestätigt. Dabei schafft man gemeinsam bekanntlich mehr, wie – vor allem Malte – am Schluss einsehen muss. Das Thema Vergewaltigung wird ausgesprochen sensibel behandelt, doch mehrmals musste ich heftig schlucken, ob der Vorurteile, die leider auch heute noch nicht komplett verschwunden sind. Vor allem, die Aussage, dass eine Frau selbst schuld dran haben kann, wenn sie einem Mann quasi in ›aufreizender‹ Kleidung vor der Nase herumtanzt.
Besonders gut gefielen mir, dass es den beiden Autorinnen gelang, die zahlreichen Haupt- plus Nebenfiguren wirklich als eigene Persönlichkeiten zu gestalten: Verschiedenartig, dreidimensional und hautnah, mit Macken und Eigenheiten, ob es die Nachbarin ist, die mit einem ›Katzenklo‹ aushilft, oder der alte Herr, der beim Anblick der misshandelten Mädchenleiche fast weint. Ich hatte das Gefühl, jeder einzelnen Person im realen Leben begegnen zu können.

Es war ein Vergnügen, diesen Krimi zu lesen, auf den Mörder wäre ich nicht gekommen und der Showdown bescherte mir noch eine zusätzliche Gänsehaut. Ein Muss für alle Krimifans.
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