Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

 5 Sterne bei 1 Bewertungen

Alle Bücher von Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Neue Rezensionen zu Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)


 

Von „bald ist Arbeitskräftemangel auf breiter Front“ über „in bestimmten Bereichen ist Engpass“ bis hin zu vielerlei praktischen Erfahrungen von Arbeitssuchenden, wie schwer und langwierig es ist, einen adäquaten, neuen Arbeitsplatz zu erlangen reichen die Meinungsäußerungen und, vielleicht auch, die „gefühlten Erfahrungen“.

 

Da ist es gut, dass aus der IAB-Bibliothek nun für die jüngere Vergangenheit in diesem schmalen band einerseits belastbares Zahlenmaterial vorgelegt wird und dies zum anderen thematisch strukturiert und aufgearbeitet dargestellt wird.

 

In der Form gut gelöst findet sich im Buch zunächst ein Überblick über die Ergebnisse. Dies gibt dem Leser die Möglichkeit, gezielt im thematischen Teil nachzulesen, was je von besonderem Interesse wäre. So stellen die Autoren fest, dass seit dem Jahre 2000 kontinuierlich (mit leichten Schwankungen) die Zahl der Beschäftigten in Deutschland kontinuierlich angewachsen ist und ebenso, nach Wirtschafts- und Finanzkrise, seit 2011 auch in der Zahl der Vakanzen ein klarer Anstieg zu beobachten ist.

 

Diese allgemeinen Beobachtungen werden im Folgenden differenziert aufgeschlüsselt und zugeordnet, denn die Nachfrage nach Arbeitskräften entwickelt sich in den verschiedenen Segmenten des Arbeitsmarktes deutlich unterschiedlich. Nicht nur regional verschieden, auch in den konkreten Arbeitsbereichen unterschiedlich. Eine interessante Erkenntnis ist es, dass der Bereich „unternehmensnaher Dienstleistungen“ hier besonders von einer starken Nachfrage nach Arbeitskräften gekennzeichnet ist.

 

Ebenso differenzieren die Autoren die Nachfrage nach verschiedenen Qualifikationen und Berufausbildungen, so dass ersichtlich wird, dass vor allem „Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung“ gesucht werden (mit einem aktuell besonderen Schwerpunkt auf „Elektrofachkräften“ und einer mittelfristigen Erwartung nach großer Nachfrage im Gesundheits- und Sozialbereich).

 

Ebenso ergibt die Auswertung der Zahlen, dass tatsächlich Engpässe zu erwarten sind und in verschiedenen bereichen bereits die Realität darstellen. Auch dies aber lässt sich regionalen Beriechen und bestimmten Berufsbildern zuordnen (Süddeutschland, Dienstleistungen für Industrie, vor allem für Information und Kommunikation) und gilt noch lange nicht für jedes Segment und jeden Bereich des Arbeitsmarktes.

 

Im Gesamten ergeben sich aus den ausgewerteten Zahlen ein sehr differenziertes Bild im Buch, dass durchaus Prognosen für die künftige Entwicklung setzt. Ebenso sind die grafischen Darstellungen und die textlichen Erläuterungen verständlich und nachvollziehbar formuliert, ein Arbeiten mit diesem Buch geht daher leicht von der Hand.

 

Bei aller Vorsicht über Prognosen und Aussichten bietet das Buch einen belastbaren Status Quo der Situation des Arbeitsmarktes in Deutschland und bildet damit eine fundierte  Diskussions- und Informationsgrundlage für das Thema.

Cover des Buches Fachkräftemangel - Fakt oder Fiktion? (ISBN: 9783763940615)
M

Rezension zu "Fachkräftemangel - Fakt oder Fiktion?" von Anja Kettner

Umfassende wissenschaftliche Untersuchung
M.Lehmann-Papevor 11 Jahren

 

 

Seit Jahren bereits ist der „Fachkräftemangel“ Thema der öffentlichen Diskussion. Und oft wird rabenschwarz an die Wand gemalt, das in kürzester Zeit die gesamte deutsche Wirtschaft in Schwierigkeiten geraten wird, weil es nicht mehr gelingt, die notwendige Zahl an qualifizierten Arbeitskräften für bestimmte Industrie- und Produktionsbereiche auszubilden und einstellen zu können.

 

Von Lösungen der ständig optimierten Qualifikationen über politische Schlagworte wie „Kein Kind darf mehr (auf dem Weg der Bildung) verloren gehen“ bis hin zu gelenkten und kontrollierten Zuwanderungsbewegungen qualifizierter (zumindest qualifizierbarer) Arbeitskräfte aus dem Ausland reichen hier rege diskutierte Lösungsvorschläge.

 

Anja Kettner hat sich im Rahmen ihrer Dissertation diesem Thema in sehr grundlegender Weise zugewendet. Wobei wenig „Lösungen“ im Schwerpunkt ihrer Aufmerksamkeit stehen, sondern sie ich der dahinter stehenden Frage zuwendet, ob dieser betonte Mangel an Fachkräften tatsächlich real existiert oder eher eine Fiktion darstellt.

 

Denn es gibt ja auch die andere Seite, die anderen Statistiken in der öffentlichen Diskussion. Die Seite der arbeitslosen Ingenieure, die Seite der Zahlen von Fachkräften in Ausbildung und Studium und der geschätzte jährliche Bedarf an denselben, der in manchen Statistiken und Prognosen deutlich zu ungunsten der jungen Fachkräfte sich darstellt.

 

So stellt sich, allein schon bei der konkreteren Definition des Begriffes „Fachkräftemangel“ die Frage, die Anja Kettner zu Beginn betrachtet, ob es tatsächlich ein „Fachkräftemangel“ ist, der zu konstatieren im Raume steht, oder viel eher ein „Rekrutierungsproblem“ bestimmter Industriezweige und Firmen. So führt die Lektüre des Buches zu einem Verständnis eher in Richtung eines „Fachkräfteengpasses“ und damit auch zur Behandlung des Themas, ob (und wenn ja, wo) für diesen „Engpass“ ein Potential zur Verringerung vorliegen könnte und wie dies genutzt werden sollte.

 

Teil 1 bietet eine intensive und differenzierte Auseinandersetzung zu den Begriffen des „Fachkräftemangels“, des „Fachkräfteengpasses“ und des „Arbeitskräftemangels“ und kann in dieser Differenzierung konkret jene „hausgemachten“ Probleme benennen, die zu Engpässen führen und allerdings andere als wirtschaftspolitische Maßnahmen erfordern würden, um dieses Problem zu lösen.

 

Im zweiten Teil legt Kettner Möglichkeiten der empirischen Untersuchungsmethoden in Form von repräsentativen Unternehmensbefragungen vor, die ein deutlicheres Bild letztendlich anzugeben vermögen, als das es reine Statistiken etwas der Agentur für Arbeit vermögen.

 

Als Ergebnis der fundierten Vorarbeiten bietet diese Arbeit ein umfassendes Bild zur betrieblichen Rekrutierungssituation  in den Jahren 2006 und 2007 und bietet ebenfalls eine ganze Reihe von Möglichkeiten zu Rückschlüssen, welche Faktoren diese Situationen geprägt und verursacht haben. Mithin folgt daraus die Möglichkeit, gegensteuernde Maßnahmen gezielt zu entwickelnd und im Verständnis als ein „Rekrutierungsproblem“ aus einer ganz anderen Richtung her sich des Problems zu vergegenwärtigen. Politische Forderungen und Rahmenbedingungen haben auf dieses Problem deutlich weniger Einfluss, als die Industriezweige und Firmen selbst.

 

Eine fundierte Dissertation zu einem aktuellen, hoch interessanten Thema, das die Zukunft der Fachkräftesituation intensiv in den Blick nimmt und vielfache Impulse für die weiterführende Diskussion in sich trägt.

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 1 Bibliotheken

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks