Ioanna Karystiani

 3,6 Sterne bei 10 Bewertungen
Autor*in von Die Frauen von Andros, Schattenhochzeit und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ioanna Karystiani wurde im Jahr 1952 in Chania, Kreta geboren. Nach ihrem Jurastudium in Athen machte sie sich als Cartoonistin und Drehbuchautorin einen Namen. Sie arbeitete in Kooperation mit »Greek Public Television«, dem ZDF und »MTV Finnland« an Serienproduktionen, Künstler- und Autorenportraits. Sie portraitierte unter anderem Christa Wolf, Yoran Silt und Karolos Koun. Ihre Cartoons erschienen in führenden Athener Tageszeitungen und Magazinen. Ihre Cartoonsammlungen wurden in Griechenland publiziert, in zahlreichen anderen europäischen Ländern und den USA. Für das Fernsehen zeichnete Karystiani Cartoons und Collagen zur Musik des großen Komponisten und Oskargewinners Manos Hadjidakis, für seine jüngste LP entwarf sie den Videoclip. Zuletzt war Ioanna Karystiani am Szenenentwurf des Films Brides beteiligt, die Regie in diesem Film führt Pantelis Voulagris, Produzent ist Martin Scorsese. Ihr literarisches Debüt feierte Ioanna Karystiani mit einer Kurzgeschichtensammlung, die von vier verschiedenen Theaterensembles bearbeitet wurde. Die Frauen von Andros war ihr erster Roman und wurde sofort ein großer Erfolg. Er hielt sich monatelang auf der griechischen Bestsellerliste, wurde 1998 mit dem griechischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet und für den Aristeion-Preis nominiert. Übersetzungen des Romans Die Frauen von Andros ins Italienische, Französische und Bulgarische liegen vor. Ioanna Karystiani lebt in Athen und auf Andros.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ioanna Karystiani

Cover des Buches Die Frauen von Andros (ISBN: 9783458360100)

Die Frauen von Andros

 (5)
Erschienen am 16.06.2014
Cover des Buches Schattenhochzeit (ISBN: 9783518457023)

Schattenhochzeit

 (4)
Erschienen am 22.04.2010
Cover des Buches Die Augen des Meeres (ISBN: 9783458357292)

Die Augen des Meeres

 (1)
Erschienen am 20.06.2011

Neue Rezensionen zu Ioanna Karystiani

Cover des Buches Die Frauen von Andros (ISBN: 9783518457214)
awogflis avatar

Rezension zu "Die Frauen von Andros" von Ioanna Karystiani

Erzähltechnisch mühsames und krampfhaftes Wimmelbild einer Insel
awogflivor 5 Jahren

Meinen Beitrag zur EU-Autorinnenchallenge für Griechenland fand ich ordentlich durchwachsen und eigentlich unterdurchschnittlich. Dies liegt auf jeden Fall hauptsächlich an der mühsamen Erzählweise der Autorin, die sich auch im Laufe des gesamten Romans nicht verbessert hat, aber auch an anderen Faktoren.

Gleich einem Wimmelbild wird durch vorhandene Namensgleichheiten in den Familien, episch breitem Auswalzen von allen Figurenbeziehungen auf dieser kleinen Insel und am Festland und absichtlicher Stiftung von Verwirrrung durch die unterschiedliche und nicht eindeutige einheitliche Benennung von denselben Protagonisten mit mehreren Namen, der Plot absichtlich total konfus gestaltet. Das gibt es ja nun auch bei anderen "anspruchsvollen" Romanen wie Hundert Jahre Einasmkeit von Gabriel Garcia Marques oder bei David Gutersons Schnee der auf Zedern fällt, aber in diesen sehr guten Werken hat man zwischen Seite 100- 150 dann alle Figuren identifiziert und kann sich auf die Handlung konzentrieren. Nicht so bei dieser Geschichte, bei der man meinen könnte, auf dieser kleinen griechischen Insel hat man bald alle kennengelernt. Nichts da, bis zum Schluss der Geschichte werden die wenigen Männer und Freundinnen abwechslend mit Ihren Vornamen und Famliiennamen bezeichnet und da es in den Familien immer Dupletten (sowohl beim Familiennamen als auch beim Vornamen) gibt, die auch zusammen in Szenen spielen, weiß man wirklich oft nicht, wer gemeint ist. Zudem wird permanent in den Zeiten vor und zurückgesprungen, und unzählige für die Geschichte nicht relevante Figuren unterm Teppich hervorgeholt. Was soll der Blödsinn - Lerserquälung?

Dann stotzt der Roman auch noch vor dummen, eigentlich fremdenfeindlichen rassistischen Klischees. Der Haushaltsvorstand Mina ist der Achetyp einer Ponti (pontischen Griechin): geschäftstüchtig, geldgierig, eiskalt, berechnend, ohne Gefühl für ihre Kinder. Diese negativen Eigenschaften werden der pontischen Bevölkerung, die um 1917  aus der Türkei nach Griechenland flüchten musste, um dem Genozid an Nicht-Muslimen zu entgehen, angedichtet, da sie wie die meisten Flüchtlinge nicht willkommen waren.

Naa... gecheckt in welche Richtung das mit den volkstypischen Eigenschaften läuft? Da kann ich mir ja gleich einen Roman reinziehen, in dem allen Juden (insbesondere die geflüchteten Ostjuden, die ja den Antisemitismus vor allem in Österreich ausgelöst haben) genau dieselben Eigenschaften zugeschrieben werden, oder einen anderen, in dem die heutigen Syrer alle als Vergewatiger diffamiert werden.

Inhaltlich tut sich zwar ein singulärer dramatischer Konfikt auf, die böse pontische Mutter hat die jüngere Schwester mit dem Schwarm der Älteren verheiratet, und die Ältere an einen finanziell potenteren Gatten verschachert. Ansonsten passiert aber nicht viel, und die Handlung zieht sich wie ein blinder Regenwurm. Die Frauen warten auf ihre Seefahrer-Männer, die nur alle zwei Jahre aus der großen weiten Welt für drei Monate auftauchen und sie offensichtlich immer erfolgreich befruchten. Die Ehefrauen machen ihr Ding, was auf einer kleinen Insel nicht sehr viel ist: wie Musikabende geben, Freundschaften pflegen, rauchen und die Kinder relativ friktionsfrei erziehen. Erst als alle Männer infolge der Vorbereitung zum zweiten Weltkrieg mal gleichzeitig zu Hause sind, kommt es nach Jahren - die Schwestern sind nun fast vierzig Jahre alt - zum großen Drama um den einen Mann, in den beide Schwestern verliebt sind. Das war mir einfach zu wenig Geschichte, denn auch im gravierenden Konflikt agieren die Schwestern langweilig. Eine redet nicht mit der anderen und die andere versucht sich zu Tode zu hungern, was ihr auch nur gähnend langsam gelingt. Was für dramatische Versager, nicht mal Streit und Suizid funktionieren spektakulär.

Was mir schon ein bisschen gefallen hat, war die Zeichnung der Inselgesellschaft und des Ambientes durch die Autorin. Man lernt alle Mitglieder der Gemeinsschaft kennen mit ihren leider sehr langweiligen Macken und bedauerlicherweise unspektakulär kleinen Problemchen. Spannend war auch die Rolle, die die Syphilis in den Seefahrerfamilien spielte, und die als klassisches Schicksal sowohl der Frauen als auch der Kinder dargestellt wurde, da die Herrn Kapitäne und Matrosen ja immer in den Häfen die Nutten frequentierten und wenige eine normale Frau anrührten.

Fazit: Wenn der Roman erzähltechnisch nicht so mühsam gewesen wäre, hätte ich sicher auf 3 Sterne aufgerundet, aber beim Zusammenzählen aller Plus- und Minuspunkte ergibt sich für mich bedauerlicherweise nur eine gute Zwei.

Cover des Buches Schattenhochzeit (ISBN: 9783518457023)
Siko71s avatar

Rezension zu "Schattenhochzeit" von Ioanna Karystiani

Die Blutrache in der Sfakia
Siko71vor 6 Jahren

Klappentext:
Eigentlich hat Kyriakos Roussias,erfolgreicher Wissenschaftler inden USA, die Welt seiner Kindheit schon lange hinter sich gelassen. Doch als er nach Jahrzehnten der Abwesenheit seine Heimatinsel Kreta wider besucht, wird er mit dem archaischen Ritual der Blutrache, der eigenen Familiengeschichte - und dem Mörder seines Vaters konfrontiert.

Wer wie ich die Insel und die Menschen dort kennen und lieben gelernt hat, für den ist dieses Buch ein Muss. Man bekommt tiefe Einblicke in in das Leben der Bewohner in der Sfakia. Heute ist es nicht mehr so wie es mal war. Aber es gibt schon das eine oder andere zerschossene Straßenschild.
Mir hat dieser Ausflug in die Sfakia gefallen, der Schreibstil war etwas gewöhnungsbedürfrig, aber die Geschichte ergreifend.

Cover des Buches Schattenhochzeit (ISBN: 9783518457023)
NinaRichters avatar

Rezension zu "Schattenhochzeit" von Ioanna Karystiani

Ein etwas zäher Roman über die Blutrache auf Kreta
NinaRichtervor 8 Jahren

Ein Roman über die Blutrache auf Kreta, die auch heute noch, im Griechenland des 21. Jahrhunderts, Opfer fordert und immer mal wieder die nationalen Medien beherrscht.
Inhalt: Der auf Kreta aufgewachsene Kyriakos wird von seinem Vater in die USA geschickt, um ihn vor der Blutrache zu schützen, in die seine Familie verwickelt ist. Dort macht er eine erfolgreiche Karriere als Naturwissenschaftler. Erst als 43-Jähriger besucht er seine Heimat wieder, um sich seiner Vergangenheit zu stellen
Die Vendetta-Problematik auf Kreta hat mich schon immer fasziniert und so habe ich das Buch, das sehr gute Pressestimmen bekommen hatte, schon vor einigen Jahren versucht, zu lesen, es aber dann enttäuscht liegen gelassen. Vor Kurzem machte ich einen zweiten Versuch (mit dem griechischen Originaltext, deshalb kann ich zur Übersetzung nichts sagen). Besser geworden ist es dadurch nicht.
Die Autorin hat eine sehr intensive Recherche betrieben, die in dem Buch auch durchscheint. Die Hauptfigur ist authentisch gezeichnet und die Tragweite der Vendetta-Problematik, die Mitglieder einer von archaischen Regeln geprägten Gesellschaft bis in die Gegenwart beeinflusst, auch wenn sie schon lange nicht mehr dazugehören wollen, ist aus der Perspektive des introvertierten Protagonisten Kyriakos zwar realistisch, allerdings sehr einseitig dargestellt. Wenn man nicht unbedingt ein Fan von seitenlangen inneren Auseinandersetzungen, langen Rückblenden, ausführlichsten Beschreibungen und versteckter Symbolik ist, quält man sich schon sehr durch die Seiten. Dieses wirklich faszinierende Thema hat sehr viel mehr Facetten, als der Roman wiedergibt. Durch den schweren, teilweise zähen Erzählstil, bleibt der Leser auf Abstand zu den handelnden Personen – sie erwachen nicht wirklich zum Leben. Wenn mich das Thema nicht so brennend interessiert hätte, hätte ich das Buch auch das zweite Mal nicht zu Ende gelesen.

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