Iori Fujiwara

 4,1 Sterne bei 12 Bewertungen

Lebenslauf

Iori Fujiwara (1948–2007), von der Romanistik kommender Krimi-Autor. Den Sonnenschirm des Terroristen soll der Kettenraucher und passionierte Mahjongg-Spieler verfasst haben, um mit den Tantiemen und möglichen Preisgeldern Spielschulden tilgen zu können. Tatsächlich erhielt Fujiwara 1995 für den Roman den mit 10 Millionen Yen dotierten Edogawa-Ranpo-Krimipreis und ein Jahr später den Naoki-Literaturpreis. Im selben Jahr 1996 noch wurde der Roman fürs Fernsehen verfilmt. Fujiwara starb im Mai 2007 an Speiseröhrenkrebs.

Quelle: Verlag / vlb

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Cover des Buches Der Sonnenschirm des Terroristen (ISBN: 9783944751153)

Der Sonnenschirm des Terroristen

(12)
Erschienen am 28.09.2017

Neue Rezensionen zu Iori Fujiwara

Cover des Buches Der Sonnenschirm des Terroristen (ISBN: 9783944751153)

Rezension zu "Der Sonnenschirm des Terroristen" von Iori Fujiwara

Ein LovelyBooks-Nutzer
Ein packender Kriminalroman aus Japan

Es ist 1993. Im Zentralpark von Tokio explodiert eine Bombe und tötet und verletzt zahlreiche Personen. Keisuke Shimamura, ein alkoholabhängiger Außenseiter, der seit Jahren im Untergrund lebt, hält sich zu dem Zeitpunkt wie üblich ebenfalls im Park auf. Die Polizei vermutet einen terroristischen Anschlag. Nachdem man Shimamuras Fingerabdrücke auf einer zurückgebliebenen Whiskyflasche entdeckt hat, gerät er, der in den 70er Jahren zu Zeiten der japanischen Studentenrevolten bereits in einen Bombenunfall verwickelt war, erneut ins Ziel der Ermittlungen. Zusammen mit einem Yakuza und der Tochter seiner früheren Freundin, die ebenfalls zu den Opfern im Park gehört, macht sich Shimamura nun auf die Suche nach den wahren Tätern, um letztendlich selbst seine Unschuld zu beweisen.


Als Iori Fujiwara "Der Sonnenschirm des Terroristen" verfasste, hatte er ein überlebenswichtiges Ziel: Der Roman musste unbedingt Erfolg haben. Denn Fujiwara hatte eine Menge Spielschulden angesammelt und die japanische Mafia im Nacken. Er gewann mit seinem Kriminalroman auch tatsächlich einen hoch dotierten Preis, der ihm schließlich Gesundheit und Leben rettete.

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Rezension zu "Der Sonnenschirm des Terroristen" von Iori Fujiwara

Gwhynwhyfar
Interessantes aus Japan

»Es würde nicht lange dauern, bis sie mich gefunden hätten. Zwei, drei Tage. Eine Woche. Mit Glück einen Monat vielleicht. Aber irgendwann würden sie mich finden. Viel Zeit blieb mir nicht. Genauso wenig wie meiner Leber bis zur Zirrhose. Das stand fest.«

Shimamura besitzt seit ein wenigen Jahren in Tokyo eine Bar, die erst am Abend öffnet. 1993: Meistens hängt er tagsüber in einem Park ab, säuft eine Flasche Whisky, er versucht, sein Leben wegzutrinken. An diesem Tag ist alles anders, ein kleines Mädchen unterhält sich mit ihm, geht dann mit ihrem Vater in Richtung U-Bahn. Kurz darauf erschüttert eine Explosion den Park. Shimamura rennt zur Bahnstation. Scheinbar war eine Bombe in der Station detoniert. Dort liegt das kleine Mädchen auf dem Boden. Sie lebt noch, Shimamura bringt sie in Sicherheit und macht sich schnell vom Acker. Mehr als fünfzig Tote und Verletzte sind zu beklagen, ein terroristischer Anschlag, entnimmt der Barbesitzer dem TV. Er erinnert sich an die Whiskyflasche, die er auf der Bank hat stehen lassen. Seine Fingerabdrücke sind darauf zu finden und irgendjemand wird ihn wiedererkennen. Unter den Toten, so findet er heraus, befindet sich eine frühere Genossin und Freundin aus Studentenzeiten, Yuko Endo, von der er nie wieder etwas gehört hat und ein hoher Polizeioffizier, das alles kann kein Zufall sein. Jahrelang war Shimamura von Ort zu Ort gezogen, um nicht entdeckt zu werden, und nun hatte er sich endlich eine neue Existenz geschaffen. Das nützt nun nichts mehr. Er muss untertauchen, trotz falscher Identität – sofort. Denn in den Sechzigern gab es schon einmal ein Bombenattentat, bei dem seine Fingerabdrücke eine Rolle spielten. Wenn er aus dieser Sache heile herauskommen will, muss er herausfinden, wer die Bombe gelegt hat. Doch bevor er sich aus dem Staub machen kann, stehen ein paar Jungs der japanischen »Mafia« in seiner Bar, die Yakuzas warnen ihn davor, dass ein paar andere Jungs auftauchen werden, die an seiner Bar interessiert sind. Hier trifft Respekt auf Respekt, und einer dieser Yakuzas wird Shimamura später weiterhelfen. Hotels sind zu teuer, zu auffällig, also zieht der Barbesitzer in einen Pappkarton in die Obdachlosenszene. Niemand wird ihn hier vermuten.

»Im Kartonhaus stank es. Gen hatte auf die zwei Kartons, die den Boden des Hauses bildeten, eine Binsenmatte und mehrere Decken gelegt. Die stanken, und zwar nicht zu knapp.«

Der Roman ist von 1993, kommt noch ohne viel Technik aus. Die Story liest sich flott und spannend herunter. Man kommt der japanischen Mentalität ein wenig näher, in den Rückblicken geht es in die Sechziger, bis zu den Studentenrevolten gegen den Vietnamkrieg. Zwei Zeitebenen gehen aufeinander zu, die Rückwärtige wird von hinten nach vorn aufgespult und trifft mit dem Heute am Ende zusammen. Letztendlich geht es um Freundschaft und politischen Fanatismus, auch um eine Leistungsgesellschaft, die einen Teil der Menschen gefühlskalt vor die Tür setzt. Von daher ist die japanische Gesellschaft unserer nicht unähnlich. Die Geschichte an sich ist schon ein wenig konstruiert, klar, aber gut konstruiert und spannend. Iori Fujiwara schafft es, die Charaktere sehr liebevoll und genau zu zeichnen, hierin liegt die Glaubwürdigkeit. Die Sprache selbst ist schlicht strukturiert, die kurzen Sätze wirken ein wenig statisch. Die Stärke liegt in den Dialogen. Alles in allem: spannende Unterhaltung.

Interessant, bzw. kurios ist die Entstehungsgeschichte des Romans. Iori Fujiwara, damals ein süchtiger Mahjongg-Spieler, hatte zehn Millionen Yen Schulden, das sind circa 70.000 Euro. Er hatte die Yakuza im Nacken, die das Geld bei ihm eintreiben sollten. Der Romanist Iori Fujiwara nahm sich in dieser Klemme vor, den japanischen Krimipreises zu gewinnen, den Edogawa-Ranpo-Preis (übersetzt Edgar Allen Poe - Preis) dotiert mit zehn Millionen Yen. Er schrieb seinen ersten Krimi, um sozusagen sein Leben zu retten. Und das ist ihm geglückt. Ein Jahr später erhielt er zusätzlich den Naoki-Literaturpreis. Im selben Jahr, 1996, wurde der Roman fürs Fernsehen verfilmt. Fujiwara starb im Mai 2007 an Speiseröhrenkrebs.

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Rezension zu "Der Sonnenschirm des Terroristen" von Iori Fujiwara

aus-erlesen
Knallharter Entzug

Da ist er! Hier steht’s. Toru Miyazaka (48). Und weiter unten: Mayu Miyazaka (6). Keisuke Shimamura liest die Namen in der Zeitung, Seien Hände zittern. Aber das tun sie immer, wenn er noch nicht getrunken hat. Was war passiert? Der Himmel war blau an diesem Tag in Tokio. Ein gutes Tag, um selbigen im Park mit dem Tagesritual zu beginnen. Kappe ab, Flasche auf, und den Brand in der Kehle genießen. Ein kleines Mädchen, frech und keck, spricht den Barkeeper Shimamura an. Warum er so zittere? Ob es ihm gut gehe? Und ob er glaubt, dass sie eine gute Violinistin werde. Verrückter Tag. Der Vater zieht die Kleine vorsichtig, aber bestimmt weg von dem Trinker, der vor ihr im Gras hockt. Nicht weiter erwähnenswert, hätte nicht einen Moment, oder waren doch mehrere, Shimamura kann sich nicht erinnern, die Erde gebebt. Eine Explosion zerschlägt alles Idyllische, das an diesem Samstag in der Luft lag. Der Park gleicht einem killing field. Und Shimamura? Er ist auf der Suche nach dem kleinen Mädchen. 
Nun weiß er, dass es ihr gut geht, Rekonvaleszenz: Drei Wochen. So steht es in der Zeitung. Auch das Bild ihres Vaters ist abgedruckt. Er hatte weniger Glück. Und Shimamura liest weiter: Toru Miyazaka war Polizist bei der National Police Agency. Ui. Ein Polizist. Das gibt Ärger. Denn Shimamura – so klar war er noch – weiß, dass die Polizei die Whiskyflasche, die er im Park leerte, sicher finden wird. Und seine Fingerabdrücke. Und dann werden sie ihn in ihrer Kartei finden. Und dann werden sie ihn verdächtigen. Und dann werden sie ihn finden. Und dann?
Zunächst einmal muss Shimamura arbeiten. In der Kneipe, gleich neben seiner Wohnung, seinem Zimmer, das so wenig Sonnenlicht reinlässt. Zwei zwielichtige Typen lassen sich bedienen. Und essen den besten Hotdog ihres Lebens. Shiro Asai, stellt sich der Eine vor, hat von Shimamura gehört. Wenn er Hilfe brauche … man komme noch mal wieder. Schließlich müsse der Mittelstand sich gegenseitig unterstützen. Keisuke Shimamura weiß, was die Stunde geschlagen hat. 
Doch der gebrauchte Tag ist noch nicht vorüber. Ein Schlägertrupp taucht auf und zermatscht Shimamuras ohnehin lädierten Körper. Und dann taucht plötzlich eine junge Dame auf. Sie berichtet ihm, dass unter den Opfern auch eine langjährige Freundin Shimamuras war. Sie weiß auch, dass Keisuke Shimamura nicht sein richtiger Name ist…
Iori Fujiwara lässt für seinen Helden Shimamura den Geist der Vergangenheit einschweben. In einer Zeit, in der Studentenunruhen auch in Japan die öffentliche Ordnung zu stören drohten, war er ein aktives Mitglied einer Gruppe, die auch vor Sprengstoffattentaten nicht zurückschreckte. Doch es ging etwas schief. Sein Mitstreiter konnte sich noch absetzen. Und jetzt holen ihn die Erinnerungen wieder ein. Ein Yakuza als Freund und Helfer, ist vielleicht die klügste Entscheidung. Doch man greift nach jedem Strohhalm, wenn der Staatsapparat unermüdlich die Schlinge um den eigenen Hals zuzieht. Auch wenn man ein unschuldiger Alkoholiker ist. Dem schwört Shimamura übrigens ab. Und wundert sich, dass auf einmal auch das Zittern verschwunden ist.
„Der Sonnenschirm des Terroristen“ ist ein grandioser Krimi mit ausgeklügelten Wendungen, der den Leser auch nach dem Ende nicht so schnell loslassen wird.

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