Rezension zu "Buddha. Fotografien von Michael Kenna: Mit 104 inspirierenden Buddhaporträts aus aller Welt" von Ira Stehmann
Eric_MaesAuf den Spuren des Buddhas in Bildern? Ira Stehmann gibt hier einen Bildband des weltbekannten und eines der einflussreichsten und wichtigsten lebenden Fotografen, dem britischen Künstler Michael Kenna heraus. Dieser besticht durch meditative atmosphärische Fotografien auf Buddhas Spuren durch Asien.
Das Buch ist im hochwertigen und großformatigen Hardcover herausgegeben. Das Cover allein ist bereits Kunst für sich. Den Meisterfotografen Michael Kenna sowie den Titel dezent und doch elegant in Gold geprägt. Nimmt man den Umschlag ab hat man den Einband außen ins Orange und innen ins Rot der Roben der buddhistischen Mönche getaucht. Bereits dieser Anblick ist Mediation und Einkehr. Es folgt eine Einführung die Indologen und Tibetologen Jens-Uwe Hartmann sowie Gudrun Melzer in „Einheit und Vielfalt: Das Bild des Buddha und seine Entstehung.“ Auf sieben Doppelseiten. Danach folgt eine Auswahl der Reisen Kenna‘s in Fotos sortiert nach den buddhistisch-asiatischen Ländern Japan, Korea, China, Kambodscha, Indien/ Afghanistan/ Pakistan, Tibet/ Nepal, Myanmar, Laos, Thailand und Vietnam. Die Fotos sind Einkehr, Kunst und Mediation. Zum Abschluss gibt es noch Angaben zur Pilgerreise Kenna’s zu seinem 50. Geburtstag zu den achtundachtzig buddhistischen Tempeln auf Shikoku in Japan. Diese stellen auch einen Großteil der Bilder in diesem Buch dar.
In der Einleitung führen Hartmann und Melzer in die Ikonografie und Darstellungen des Buddhas ein. „Kein anderes Symbol einer asiatischen Religion ist bei uns so präsent wie die Darstellung des meditierenden Buddha.“ Wegen seiner Bekanntheit wird dieser mit großem Erfolg in der Werbung verwendet – Reiseveranstalter, Produzenten von Teegetränken, Fluglinien oder Themen, bei denen es um Erholung geht. Das Bild des Buddha ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und transportiert eine Aura von Ruhe und Gelassenheit sowie Entspannung und Wohlbefinden. Neben der Exotik sind diese Bilder scheinbar zeit- und raumlos, wie auch die Fotos in diesem Band.
Für uns ist der Anblick eines Beton-Buddhas aus dem Baumarkt ähnlich mit dem einer japanischen Buddha-Figur aus dem zwölften Jahrhundert. Jedoch vermittelt ein genaues Hinsehen mehr als ein diffuses Wellnessgefühl. Ein Buddha-Bild unterscheidet sich in verschiedenen Stilen regional und zeitlich. Sie sind einerseits universell und andererseits unverwechselbar in ihren Entstehungsorten verankert.
Sie beschreiben kurz die Phasen der buddhistischen Kunst angefangen bei der anikonischen Phase, über die ikonische Phase sowie Mathura- und Gandhara-Darstellungen. Sie machen auf die verschiedenen Darstellungen der Buddhas in den verschiedenen Zeitaltern aufmerksam. Dabei kommen u.a. der historische Buddha Sakyamuni, der zukünftige Buddha Maitreya ebenso wie Buddha Vairocana oder Buddha Amitabha vor. Er wurde bis nach Ostasien exportiert und gelangte gleichermaßen nach Sri Lanka, wie nach Tibet oder die Mongolei. Buddha-Statuen lassen sich mühelos erkennen, wenn man z.B. in Borobudur, Angkor Wat, Kamakura, Kandy oder Lhasa ist und trotzdem verwechselt man nicht einen chinesischen Buddha aus dem 5. Jahrhundert mit einem thailändischen aus dem 18. Jahrhundert.
Der Buddha hat zwischen dem Ende des sechsten und vierten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung im nordöstlichen Indien gelebt. Die ältesten erhaltenen Bauwerke stammen aus der Zeit des Kaiser Ashoka. Die Meditation über den Buddha, seine Eigenschaften und Vorzüge, aber auch seine Gestalt, Schönheit und wohlklingende Stimme sind in der indischen Tradition in zweiunddreißig Merkmalen einer Person und achtzig zusätzlichen Merkmalen seines Körpers bildlich dargestellt.
Die Fotografien Kenna’s sind monochrome Bilder von Buddha-Bildern und Landschaften von Bäumen, Bergen und Zweigen. Sie konzentrieren und reduzieren sich auf das Wesentliche. Sie sind schlicht und virtuos in Szene gesetzt und haben in der Anmerkung ausschließlich Aufnahmedatum und Ort sowie eine Kurzbeschreibung dastehen. Es sind Meisterwerke mit einer meditativen Atmosphäre.
Es geht im Buch nicht um eine umfassende Auswahl buddhistischer Ikonografie, sondern eine persönliche Auswahl Kenna’s.
„Möge dieses Buch Gefühle auslösen von Ruhe, Gelassenheit, Schutz, Akzeptanz, Güte, Respekt, Ehrfurcht und Neugier.“
5 tiefste Versenkungen für dieses Kunst- und Meditationswerk. Buddha und Kenna – in schwarz-weiß-gold.
„Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.“ Shakespeare.