4.5 Sterne
"Schonungslos offen" von Irene Matt ist ein psychologisch fesselnder Kriminalroman, der mich wirklich sehr gut unterhalten hat.
Im Zentrum des Geschehens stehen Kriminalkommissarin Alexandra Rau und ihr Assistent Kommissar Isidor Rogg, die sich mit einer Reihe von brutalen Mord- und Vermisstenfällen konfrontiert sehen. Zunächst wird ein junger Sinti erwürgt aufgefunden, doch er bleibt nicht das einzige Opfer. Immer mehr Personen verschwinden plötzlich und tauchen kurze Zeit später grausam zugerichtet wieder auf. Die Ermittler tappen komplett im Dunkeln, da es zwischen diesen Fällen keine sichtbare Verbindung gibt und brauchbare Spuren kaum vorhanden sind. Hinzu kommt, dass der öffentliche und auch politische Druck auf das Ermittlerteam immer größer wird.
Unterbrochen wird die Haupthandlung immer wieder von Einschüben, in denen der Täter in einer Art "Selbsttherapie" völlig emotionslos seine Taten schildert, und sich allmählich der Verdacht aufdrängt, dass er aus dem Umfeld von Alexandra und Isidor stammen könnte. Auch die beiden Ermittler sind bald dieser Ansicht, und so beginnt ein spannendes Katz-und Maus-Spiel, das Alexandra und Isidor an ihre persönlichen Grenzen bringt...
Dieser Krimi hat mich gleich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Besonders die Tatsache, dass man als Leser:in den Täter von Beginn an kennt (nicht aber seine Identität!) und somit mehr weiß als die Ermittler, fand ich sehr reizvoll. Die Autorin beschreibt sehr gut die oft langwierige und mühsame Ermittlungsarbeit, die vielen falschen Fährten, den Wettlauf gegen die Zeit und den Druck, Ergebnisse liefern zu müssen. Die Figuren sind sehr komplex, man lernt die Menschen hinter ihren beruflichen Fassaden gut kennen, wodurch man sich mit ihnen identifizieren kann und Nähe entsteht. Alexandra Rau zum Beispiel ist nicht nur eine Kommissarin mit Herz und Blut, sondern auch eine sehr verletzliche Frau. Sie hat es nicht immer leicht mit ihren Kolleg:innen, einige stehen loyal zu ihr, andere behindern ihre Arbeit direkt oder indirekt. Wir bekommen auch viele tiefe Einblicke in ihr Privatleben (wie etwa Urlaube und Ausflüge mit ihrem Ehemann, einem Profiler), was mir aber manchmal fast ein wenig zu viel wurde, da die spannende Haupthandlung dadurch immer wieder unterbrochen wird.
Auch der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, flüssig, klar und sprachlich top mit gut ausgearbeiteten Dialogen, die die Handlung vorantreiben. Die Schauplätze werden sehr bildhaft beschrieben, es gibt viel Lokalkolorit und der regionale Bezug zum Markgräflerland, dem Rhein und der Schweiz gibt dem Krimi einen realistischen Hintergrund und Atmosphäre.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Schonungslos offen“ ein spannender, düsterer Krimi mit psychologischem Tiefgang ist und besonders jene Leser:innen ansprechen wird, die gerne gute polizeiliche Ermittlungsarbeit und eine düstere Atmosphäre mögen. Mich hat er jedenfalls in jeder Hinsicht überzeugt!












