Rezension zu "Super-Pulp 02: Yellow Cab From Hell (Super Pulp 2)" von r.evolver
„Das Unwetter entlud seine unbändige Kraft über dem einsamen Haus. Es war, als würden die Urgewalten sich zum letzten, alles entscheidenden Kampf sammeln. Ein Blitz zerriss die Dunkelheit, gefolgt von drohendem Donner. Dr. Alexander Kaempf schaltete das Deckenlicht des kleinen, muffigen Kellerraums an und zog das Skalpell aus seiner Manteltasche.“
(r.evolver: Gogo Cannibals)
Irene Salzmann: RGX-4
Obwohl die Lebensbedingungen auf RGX-4 für den Menschen geeignet sind, gilt der Planet bisher als bar jeden organischen Lebens. Ein fataler Fehler, wie die Kolonisten, die den Planeten urbar machen sollen, bald feststellen müssen.
r.evolver: Gogo Cannibals
Hätte Sue, Fahrerin und Managerin ihrer zusammengewürfelten Truppe von „Tänzerinnen“ geahnt, dass der heutige Auftritt vor den stinkenden und schwitzenden notgeilen Hinterwäldlern nur der Anfang ist, wäre Sie wohl einfach mit Vollgas weitergefahren. So landen die Mädchen nach einer Autopanne im abgelegenen Anwesen des, zugegeben, attraktiven Dr. Alexander Kaempf. Nicht ahnend, dass dessen degenerierter Bruder im Keller auf Frischfleisch wartet.
Marc Gore: Yellow Cab from Hell
Die Aussicht, noch schnell einen Fahrgast abzugreifen lässt Taxifahrer Bernie eine unbeleuchtete Abkürzung durch New Yorks Häuserdschungel nehmen. Eine Entscheidung, die den Obdachlosen, der sich zur Nachtruhe in die schmale Seitenstraße begeben hat, das Leben kostet. Da es keine Zeugen gibt, glaubt Bernie glimpflich davongekommen zu sein, doch sein 89er Chevy hat durch den Unfall im wahrsten Wortsinne Blut geleckt.
Charly Blood: Sie lauern in den Schatten
Ein am Stammtisch geplanter Banküberfall soll die Lösung aller Probleme für Willi, Hans und Robi sein. Trotz eines Verletzten gelingt der Coup und die drei können mit zwei Geiseln, Oma und Enkelin, erfolgreich fliehen. Doch in ihrem Unterschlupf entwickeln sich die Dinge anders als gedacht. Die beiden vermeintlich wehrlosen Geiseln hüten ein tödliches Geheimnis.
Marcel Hill: This is Rock ’N’ Roll
Letztendlich schaffen es Belinda und Liam doch noch rechtzeitig zum Konzert der „Dead Monks“. Doch wie einige andere sollen sie den Gig nicht überleben. Der Auftritt der toten Mönche verwandelt sich im Rhythmus der Playlist zu einem Blutbad
Thomas Williams: Fischfilet á la R’lyeh
Fischfilet à la R’lyeh ist der absolute Renner im Restaurant „Marc und Abigail“. Noch nicht einmal ihrem besten Freund Bernie haben die beiden das Geheimnis dieses Gerichts verraten. Eines Nachts wird er zufällig Zeuge, wie die beiden, nachdem das Restaurant geschlossen hat, noch mit Harpunen bewaffnet aufs Meer hinausfahren. Er beschließt, die Gunst der Stunde zu nutzen und herauszufinden, was es mit dem Fischfilet auf sich hat.
MEINUNG
Auch Band 2 der Super Pulp-Veröffentlichungen im BLITZ-Verlag enthält bekanntes Material (aus den ursprünglichen Super Pulp Ausgaben 3 und 4), neu ist lediglich Marcel Hills „This is Rock ’N’ Roll“. Ganz dem Credo der Reihe folgend wird mit sechs Kurzgeschichten aus den Bereichen Science Fiction und Horror einmal mehr die einschlägige Genre-Literatur bedient.
Irene Salzmann, unter anderem Stammautorin bei „Rettungskreuzer Ikarus“, lässt ihre Weltraumkolonisten auf einem vermeintlich unbewohnten Planeten eine Überraschung erleben. Schließlich kann ein Lebensform-Scan immer nur erfassen, was bereits bekannt ist. Nicht gänzlich neu aber knackig und auf zwei Zeitebenen interessant erzählt.
Die Zusammenfassung von r-evolvers „Gogo Cannibals“, „eine Gogo-Girl-Truppe, wird sukzessive von einem Monster dezimiert“, klingt übel, doch ist dieses Horror-Märchen so klasse erzählt, dass das Lesen einfach nur Spaß macht.
Marc Gore, der sich in Sachen Splatterpunk hier vornehm zurückhält, erzählt eine kurze „Christine“-Variante, in der ein New Yorker Taxi auf den (Blut-)Geschmack kommt.
Charly Blood liefert die Geschichte eines Banküberfalls mit Folgen, besonders für die semiprofessionellen Bankräuber, ab. Nicht wahnsinnig originell aber schon wegen des Dialektgebrauchs unterhaltsam zu lesen. Durch die Figur Bernd Waidmann ist „Sie lauern in den Schatten“ lose mit Bloods „Morbus“-Serie verbunden.
Auch Marcel Hill macht keine Gefangenen, jedes (kurz)Kapitel seiner blutigen Story passt zu einem der Songs, die auf der ühne hingerotzt werden. Cooles Konzept.
Seit einigen Jahren ist Thomas Williams als geübter Kurzgeschichtenautor bekannt, der sich für sein „Fischfilet“ – der Titel legt es nahe – bei H. P. Lovecraft bedient. Dabei versucht Williams gar nicht, den Meister nachzuahmen; er borgt sich für seinen schwarzhumorigen Appetitmacher lediglich einige der Tiefen Wesen (Fischmenschen, vor allem bekannt aus Lovecrafts „Schatten über Innsmouth“) aus.
Den Magazinteil der Pulp-Gazette bestreiten Martin Compart und der Herausgeber selbst: Thriller-Spezi Compart liefert den zweiten Teil des Sekundärartikels – „From Pullach with Love“ – über „Mister Dynamit“ und dessen Erfinder Karl-Heinz „C. H.“ Günther. Der Essay gibt einen knappen Abriss über die Entstehung der Serie und klärt auf, dass Günther einer der wenigen Heftroman-Autoren ist, die die Rechte an ihrer Schöpfung behalten haben.
R.evolver kredenzt eine Übersicht über die legendären E.C. Comics, von denen „Tales from the Crypt“ am bekanntesten sein dürfte. Der Autor erläutert, wie es dazu kam, der Weg von brutalen Crime-Comics der Nachkriegszeit hin zum zeitgemäßen Horror. Den erzählerischen Anspruch, der hier hervorgehoben wird, haben wohl die damaligen Comic-Gegner und selbsternannten Moralhüter nicht erkannt. Die „freiwillige Selbstzensur“ hielt Einzug in die US-Comicbranche und damit das Aus der Horror-Comics auf das E.C. mit dem Parodie-Magazin „MAD“ reagierte.
FAZIT
Sechs schnelle und gut erzählte Pulp-Nummern ohne Durchhänger und ein interessanter Sekundärteil für den geneigten Guilty Pleasure-Fan.