Wenn man mal so richtig verarscht werden möchte, ist man hier richtig. Fast 300 Seiten lang sülzt Irene Vilar ihr Akademiker-Geschwafel rauf und runter. Man hat das Gefühl, die Super-Studentin möchte sicher gehen,dass auch jeder bemerkt, dass sie ungeheuer gebildet ist und alles gelesen hat, was man lesen soll... sie ist Akademikerin und kann einen zulabern, dass einem schwindelig wird. In den fast 300 Seiten ihrer Biographie wird nichts erzählt über ihre eigene Beziehung oder über ihre Motive, 15 x abzutreiben. Stattdessen fühlt man sich wie in einer pseudopsychologischen Vorlesung. Bei ihren Abtreibungen werden feministischeTexte debattiert, ihr Mann zitiert nur die ganze Zeit analytischen Schwachsinn und ihr Hund ist sie selber und sie ihre Mutter. Es gibt keine eigenständigen Menschen in ihrem Buch, sondern nur Leute, die das darstellen sollen,was der Lehrer sagt. Die Autorin scheint in ihrem ganzen Leben noch keinen eigenen Gedanken bekommen zu haben und im Nachwort muss darum von einer anderen Berühmtheit erklärt werden: "Vilar kann schreiben, was nicht bei allen Autoren selbstverständlich ist." Hoffmann & Campe,macht Euren Laden dicht wenn Eure anderen Autoren nicht schreiben können! Wie angeklatsch kommt am Ende des Buches dann die Auflösung: Auf Puerto Rico wurde die Antibaby-Pille getestet, die auch Vilars Mutter einnahm. Als sie eine gutartige Wucherung bekam,entfernte man ihr die Organe. Was mich an diesem Buch so wütend macht, ist Vilars knallharter Wille zum Schleimen. Während sie eine Geschichte erzählt, in der ihre Mutter, sie und 15 Kinder Schaden nehmen, versichert sie im Vorwort, im Buch und im Nachwort, dass sie sich natürlich in keinster Weise mit Kritikern von Planned Parenthood gemein machen will und die verurteilt. Ebenso bietet sie sich Männern an. Sie funktioniert sexuell für jeden, nicht nur für Dozenten. Es braucht nur ein Student an der Tür klingeln und sie schläft mit ihm. Doch sie sieht sich dabei als das Opfer des amerikanischen Patriarchats. Ist sie nicht immer Komplizin? Sie verteidigt die Organisation, die ihre Familie angeblich zerstört hat und sie beschuldigt die Männer, denen sie fanatisch zu Diensten war. Vilar ist eine Feministin, die es durch Selbsterniedrigung und Mitläufertum zu Ruhm gebracht hat. Kritik an der Macht übt sie nie. Später beim Erzählen kleidet sie ihr Handeln dann in altbekannte Thesen, die man schon 100x anderswo gehört hat. Es ist wie eine intellektuelle Anbiederung. Ich kann es nicht anders benennen, was mich an diesem Buch so frustriert: diese ungeheure Verarschung. Ich glaube, an einer Stelle nennt sie das "unauthentisch".
Irene Vilar
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Irene Vilar
Das sechzehntes Kind
Die Stimmen meiner Schatten
Neue Rezensionen zu Irene Vilar
Rezension zu "Das sechzehntes Kind" von Irene Vilar
Dieses autobiographische Buch lässt mich nach der Lektüre wahrlich ratlos zurück. Wie soll meine Rezension bloss ausfallen. Worüber soll ich schreiben?
Über die Sprachgewandtheit der Autorin? Darüber, dass sie mit acht Jahren ihre Mutter durch Suizid verliert und sie später in den Augen ihres Vaters die einzig Erfolgreiche in der Familie ist. Darüber, dass ihre beiden Brüder in die Drogensucht abrutschen? Darüber, dass sie sich als sechzehnjährige Studentin in ihren fünfzigjährigen Professor verliebt und diese Verliebtheit innert kürzester Zeit zu einer selbstzerstörerische Obsession führtt? Darüber, dass sie ihrem Professor und späteren Ehemann absolut hörig ist und sich neben ihm kleiner und kleiner fühlt? Darüber, dass dieser ihr von Anfang an und immer wieder unverblümt zu verstehen gibt, dass es für ihn absolut indiskutabel ist, Kinder zu haben und Frauen, die Kinder wollen, verachtenswert sind?
„Ich war schwanger mit einem Kind, das ich mir wünschte und das er, das wusste ich, verachten würde. Ich war unwissend und unkultiviert, er war genial und hatte geschliffene Manieren“.
Schwanger zu werden, gibt ihr ein Gefühl der Macht; Schwanger zu sein , erfüllt sie mit namenlosem Entsetzen. Und so treibt sie ab; immer und immer wieder. Bis zum sechzehnten Kind, einer Tochter.
Fazit: Eine Geschichte, die mich ratlos und betroffen zurücklässt.
Rezension zu "Das sechzehntes Kind" von Irene Vilar
Auf der Suche nach dem wahren Selbst.
Die Lebensgeschichte der Irene Vilar gleicht einer Lebensbeichte, in der es viele Unwägbarkeiten gab.
Sie entstammt einer Familie aus Puerto Rico. Patriarchale Strukturen und die Nachwirkungen der ursprünglichen Kolonisierungspolitik auf der Insel Puerto Rico prägten das Leben der Einwohner, die sich aus dem Netz von Dienen und Demütigungen nicht retten konnten. Bis in das großmütterliche Leben hinein kann man verfolgen, wie sich schon kleine Mädchen, von den Müttern innerlich verlassen, in Familienkreisen bewegen, in denen Missbrauch und Lieblosigkeit vorherrschen. Die Mutter von Irene hat sich das Leben genommen als diese 8 Jahre alt war, und zwei Brüder sind der Drogensucht verfallen. Als Bezugsperson bleibt einzig der Vater, ein Frauenheld, Säufer und Spieler, auf den auch nicht immer Verlass ist.
Ihre Schulausbildung erhält die intelligente und begabte Irene in spanischen Klosterschulen oder in Puerto Rico. Mit 16 Jahren kommt sie auf ein College in Syracuse /USA. Hier beginnt sie ein wildes Leben mit wechselnden Liebhabern und häufigen Abtreibungen. Ihre Bestimmung erfährt sie mit einem 35 Jahre älteren, ichbezogenen Dozenten, dem sie verfallen ist. Ihr Literaturprofessor ist der Mann, bei dem sie Halt sucht. Sie findet jedoch nur Selbstsucht und die Forderung nach gegenseitiger Freiheit, einer Freiheit, der sie sehr ambivalent gegenüber steht. Für ihn tut sie alles und lässt auch immer wieder geforderte Abtreibungen vornehmen. Die Liebe zu dem Mann und Abtreibungen werden zur Obsession und nachlässige Familienplanung zum Machtmissbrauch.
Die Erzählung ist zu Beginn etwas wirr, macht Sprünge von einer Station oder Lebensphase zur nächsten, erscheint gehetzt, so dass man schon aus der Erzählweise eine Ahnung bekommt, wie konfus es im Inneren dieses sehr jungen Mädchens ausgesehen haben mag. Die Geschichte der Familie verzeichnet in Gestalt der Großmutter Lolita eine Feministin und Rebellin, die allen Respekt einfordert. Seiner Tochter Irene gibt der Vater mit seinem schlichten Gemüt zum Ende ihrer Irrfahrt hin den simplen Rat:“Wir erwarten, dass das Leben angenehm ist, und finden all das Unangenehme darin überraschend, als hätte man uns unrecht getan, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Das Leben ist eines der schwersten.“
Je weiter man mit der Lektüre fortfährt, desto eindringlicher und schärfer tritt die Analyse hervor, mit der Irene ihre Obsessionen, ihre Verzweiflung und die rastlose Suche nach ihrem wahren Selbst betreibt.
Irene Vilar ist eine intelligente Autorin, die sich lange Jahre in einem psychischen Selbsterror befindet, der sie mehrfach an den Rand des seelischen Abgrunds führt. Insgesamt beschreibt sie einen Selbstfindungsprozess, in dem sie differenziert, sprachgewandt und einleuchtend ihren Lebensweg von dem suchenden jungen Mädchen zu einer am Ende selbsteinsichtigen Frau nachzeichnet.
Das Buch ist anspruchsvoll und erfüllt die hohen Erwartungen einer qualifizierten Selbstanalyse.
Die Autorin lebt heute mit ihrem zweiten Mann und vier Kindern in Colorado/USA.
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