Die Geschichte beginnt gleich mit einer versuchten Vergewaltigung, was natürlich nicht lustig ist. Drei Typen lauern der Titelheldin auf, werfen sie vom Fahrrad und wollen sie gleich an Ort und Stelle missbrauchen.
Lea nutzt ihre einzige Chance zu fliehen nicht. Sie kommt vom Ballett und darf auf keinen Fall ihren Rucksack mit den kostbaren Tanzschuhen verlieren. Für Neue hat sie kein Geld. Also hechtet sie dem weggeworfenen Rucksack hinterher, anstatt wegzulaufen. Sehr zur Freude der potentiellen Vergewaltiger.
Aber sie haben die Rechnung ohne Aidan gemacht: seinerseits wohlhabender Schulbadboy, der einen gelben Ford Granada fährt und Leas heimlicher Crush. Er legt sich mit den Typen an, raunt ihr einen sicheren Ort zu und lässt sich anschließend für sie verprügeln. Lea entkommt auf einen nicht weit entfernten Friedhof und wartet dort auf Aidan. Das ganze ist recht spannend, auch wenn man Lea für ihre Blödheit eine klatschen will.
Lustig waren die ersten Seiten z.B. weil Aidans Status Auto ein Ford Granada ist und als ein absolutes Luxusfahrzeug dargestellt wird. Mit ein wenig Recherche findet man das Auto ab 1900 € bis 20.000 € Super, ich könnte es mir also theoretisch auch leisten. Das soll der unfassbare Reichtum sein? Immerhin kann Lea später die Türen in Aidans Zuhause nicht mehr zählen, weil es so viele sind. Vielleicht ist Aidans Vater Türhändler und ihr Haus fungiert als Lager. Wer weiß?
Die gleiche Recherche betrieb ich dann mit Leas Schuhen. Zur Erinnerung, für die sie sich fast hätte vergewaltigen lassen. Ballettschuhe lassen sich ab 8,00 € finden. Die teuersten, die mir angezeigt wurden lagen bei 111,00 €.
Okay, Lea kann noch so arm sein, aber sie lebt in Hamburg und macht Ballett - Wie arm kann sie dann wirklich sein?
Anhand der Beschreibungen im Buch tippt man eher auf Detroit als Handlungsort als auf das beschauliche Hamburg.
Man könnte annehmen die Möchtegern Vergewaltiger verlieren das Interesse nach dem sie über alle Berge ist. Nein, das tun sie nicht. Sie begeben sich wie ausgehungerte Wölfe auf die Suche nach ihr und kommen ihr und Aidan gefährlich nahe. Mal ehrlich wie sehr kann es bei ihnen im Schritt brennen? Manche gehen raus um etwas zu essen, andere um zu vergewaltigen? So einen Eindruck hatte ich nämlich von dieser Szene.
Lea wird von solchen Typen geradezu magisch angezogen. Als sie auf der Suche nach ihrer Göre von Schwester in einer Bar landet. Bringt der Kellner ihr statt einer bestellten Apfelschorle einen Mai Tai. Beides natürlich sehr leicht zu verwechseln. Die intelligente Lea stellt das direkt fest, doch der aufdringliche Kellner setzt sich zu ihr an den Tisch, anstatt die Bestellung zu korrigieren. Als Aidan sich mit dem Kellner prügelt, denkt man erst es ist wegen dem falschen Getränk. Mitnichten. Unser Held hat beobachtet wie der Kellner Lea K.O. Tropfen ins Getränk geschüttet hat. Der Kellner! Wer kennt das nicht? Geht man in eine Bar und der Kellner versucht einen direkt abzuschleppen. Vielleicht geht er auch nur zum Vergewaltigen arbeiten? Denn genau diesen Eindruck vermittelte nun diese Szene.
Abgesehen davon, wäre es doch mal angebracht die Polizei zu verständigen, anstatt die potentiellen Vergewaltiger weiter fröhlich vergewaltigen zu lassen ?!
Aidan steckt für Lea so einige Male Schläge ein. Das nächste mal von ihrem Tanzpartner Leon, den er nur „Strumpfhose“ nennt. Lustig? Nein. Er tanzt Ballett. Was für eine Hose soll er denn da tragen? Ne Hip Hopper Baggy? Leon wird quasi nur auf diese enge Hose reduziert.
Die Charakterdarstellung der Autorin begrenzt sich auf sehr wenige, oberflächliche Stereotype. Die jüngere Schwester von Lea ist eine freche Göre, der Vater ein aggressiver Alkoholiker, der den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt. Es wirkt zunächst als hätte Lea nur diesen Alki-Dad, bis ihre überarbeitete und liebevolle Mutter, die als Krankenschwester arbeitet, in zwei Nebensätzen Erwähnung findet. Das erklärt wahrscheinlich die Armut. Durch ihre dauerhafte Abwesenheit, sie muss ja ständig arbeiten, spielt sie sowieso kaum eine Rolle.
Aidans Vater hingegen ist natürlich ein erfolgreicher Geschäftsmann, der von ihm fordert ebenso ins Geschäft nach dem Abitur einzusteigen. Offenbar rebelliert Aidan mit seinem Asi Slang dagegen an.
Seine Wegsteck-Schlam*e Tessa ist ein Cheerleader Biest. Sein bester Freund Ole ein Dulli…
Der angeblich wohlhabende Aidan spricht wie der letzte Vollasi aus dem tiefsten Ghetto. Er könnte Asi Toni Konkurrenz machen, oder sein Bruder sein. Absolut unglaubwürdig, dass er Millionärssohn sein soll. Sein Reichtum wird unterstrichen indem er bemerkt, wie abgenutzt der Bademantel von Leas Mutter ist, oder ihm Leas Toilette für seine Eltern selbst als Gäste-WC zu klein wäre. Sie ist bitterarm, er ist superreich. Wir haben es verstanden.
Wer sich bis hierhin immer noch fragt warum Edward grüßen lässt, hier ist die Antwort:
Lea wohnt in einem asi Viertel, in einem Plattenbau. Aidan bringt sie fast vergewaltigt nach Hause und beobachtet dann in welche Wohnung sie geht. Vom Boden aus. Sie wohnt in der dritten (!) Etage und ganz zufällig liegt ihr Zimmer so, dass er sie sehen kann. Ihm fällt ein, dass er gar nicht weiß wie sie heißt und dann klettert er im nächsten Moment einen Baum empor um durch ihr Fenster danach zu fragen. Fragt sich noch irgendwer auf welchem Baum er das tut? Wer kennt sie nicht, die begrünten, ländlichen Plattenbauten. Dann sitzt er im Fenster wie ein Jigsaw Männchen und lässt seine Beine in ihr Zimmer hängen. Fortan wird er sie fast bis zum Schluss nur noch auf diese Art besuchen. Also wie Edward aus Twilight, der die schlafende Bella so gestalk… äh beobachtet hat. Aus irgendeinem Grund darf der aggressive Alkoholiker-Dad nicht mitbekommen, dass er die Vordertür nutzt. Der Vater hat anscheinend einen Wachhund Instinkt.
Natürlich bleiben weitere Probleme für Lea und Aidan nicht aus. Lea möchte Profitänzerin werden. Sie verhaut das Vortanzen wegen ihrer Nervosität jedes Mal. Dann haut Aidan ihren Tanzpartner so sehr vom Hocker, dass dieser sich den Knöchel bricht und sie ohne Tanzpartner dasteht. Die beiden Konkurrenten werden sich schnell einig, Lea muss endlich ihre Nervosität los werden um voran zu kommen. So wird Aidan ihr Tanzpartner für eine nahende Schulveranstaltung, in der sie alle Zeit investieren. Wer mit ihr hingegen beim eigentlich wichtigeren Vortanzen antreten wird, bleibt mysteriös offen.
Den Ausgang der Geschichte kann man sich an dieser Stelle wirklich denken. Das einzig überraschende war, dass Asi Toni davon träumt Literaturwissenschaften zu studieren, weil Romeo & Julia sein Lieblingsbuch ist und er daraus für Lea mehrmals rezitiert. Nicht nur sein Vater dürfte ihm das Studium nicht zutrauen, sondern auch Shakespeare.
Warum es ausgerechnet in den Epilog gehört, dass Leon schwul ist und dies nur Aidan entgangen ist? Vielleicht, weil ohne die enge Strumpfhose Lea & Aidan sich nie so nahe gekommen wären? Der Autorin ist es ganz wichtig es festzuhalten.
Fazit: die vielen positiven Rezensionen kann ich mir schlecht erklären. Ich kann das Buch nur dann empfehlen, wenn man so wie ich gerne mal etwas unfreiwillig komisches liest.