Iris Konopik

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Cover des Buches Finger ab (ISBN: 9783867542791)
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Rezension zu "Finger ab" von Hannelore Cayre

Gwhynwhyfar
Historisch gut recherchiert - aber kein Krimi

«In Savignac-de-Miremont wurde soeben ein neuer Meilenstein in der Geschichte der Menschheit gesetzt – genauer gesagt: in der Geschichte der Frau, der großen Vergessenen in der Erzählung über unsere Ursprünge.»


In der Gegenwart wird beim illegalen Bau eines Pools in der Dordogne ein Skelett gefunden, und es ist klar, diese Knochen müssen uralt sein. Der polnische Vorarbeiter holt einen Priester herbei, damit der klärt, was zu tun sei, der sich wiederum an die befreundete Paläontologin Adrienne Célarier wendet, sehr zum Ärger der Grundstücksbesitzerin. Denn es kommt, was kommen muss, Adrienne gräbt im Garten und findet zudem eine Höhle mit einem weiteren Skelett: 35.000 Jahre alt, die Höhle mit Wandmalereien geschmückt und mit gesetzten Handabdrücken von Frauenhänden, «denen allen ein oder mehrere Fingerglieder fehlen». Sie geht davon aus, dass die Frauen für Fehlverhalten mit dem Abhacken von Fingern bestraft wurden. Und dann springen wir in der Zeit zurück ins Paläolithikum zu Oli, die nicht verstehen will, warum Frauen nicht jagen dürfen. 


«Jetzt kapier ich, warum ihr uns das Jagen verbietet. Uns sogar daran hindert, es zu lernen. So könnt ihr euch wichtigmachen, indem ihr uns erklärt, wie wertlos wir sind, und euch gleichzeitig als unsere Retter aufspielt. Ihr könnt uns vorlügen, dass ihr uns zu unserem eigenen Besten bestraft. Aber in Wahrheit – in Wahrheit sterbt ihr vor Angst, wir könnten dahinterkommen, wie vollkommen nutzlos ihr seid!»


Oli entdeckt eine Gruppe weißhäutiger Neandertaler, die eine völlig andere Körperstruktur haben, eine vorragende Stirn, die sie vorm Regen schützt, sie sind behaart und viel klobiger und gedrungen als die Ihrigen. Und dort sieht sie Frauen, die jagen gehen! «Und trotzdem war die Welt davon nicht ins Chaos gestürzt, wie man es ihr immer eingebläut hatte.» Die Männer in ihrem Stamm hatten die Frauen belogen. Dummes Zeug, wie vieles andere mehr, was behauptet wird, stellt Oli fest. Und nun ist sie nicht mehr bereit, sich den Gesetzen zu beugen. Der Roman wechselt in den Zeiten – zwischen einer Pressekonferenz, in der Adrienne erklärt, was sie gefunden hat und was sie hier vermutet – und Oli, die nebenbei herausfindet, dass Schwangerschaften durch die Männer entstehen, und sie ist es, die den verlängerten Arm für die Jagd, den Wurfspieß, erfindet. 


Das Buch wird unter Krimis eingeordnet, was für mich so gar nicht passt, denn hier ermittelt niemand nach einem Mord. Gut, es gibt diverse Tote, Frauen die bei der Geburt ihrer Kinder sterben, ein Mann wird zur Vorspeise von Löwen, die das gleiche Mammut jagten, wie er – Oli erschlägt den Anführer Ältester Onkel, weil sie sich nicht weiter Vorschriften machen lassen will, und begibt sich auf die Reise, um die Welt zu erkunden. Ein historischer Roman mit viel Humor geschrieben – und doch konnte das Buch mich nicht ganz abholen. Hannelore Cayre greift tief in die Klischeekiste – aber ich denke, das ist mit Absicht satirisch gemeint. Männer haben hier eigentlich immer nur ihre Fortpflanzung im Kopf, selbst beim Jagen stellen sie sich selten dämlich an – auch das können die Frauen besser. Ich kam mit der Sprache im Kontext nicht ganz klar. Hier unterhalten sich Menschen auf heutigem Niveau, besonders komisch wirkt das, wenn es um Feminismus geht oder das Stillen. Ich habe immer drauf gewartet, dass einer sagt: Lasst uns das googeln. Es hat Spaß gemacht, den Roman zu lesen, eben weil er witzig und kurzweilig ist. Die paläontologischen Erklärungen waren interessant. Am Ende gibt es dazu ein Literaturverzeichnis, und Cayre stützt ihre Theorie unter anderem auf die Veröffentlichungen von 2014 der italienischen Anthropologin Paola Tabet, «Le dita tagliate» (Die abgeschnittenen Finger). Auch wenn jemand ermordet wird, ist eine Story noch lange kein Kriminalroman. Ich reihe das Buch als historischen Roman ein, der einen herrlichen satirischen Unterton führt. Denn die Autorin greift auf fundiert auf die heutigen Erkenntnisse zu Homo Sapiens und Neandertaler in der Steinzeit zurück



Hannelore Cayre ist Strafverteidigerin in Paris, schreibt Romane und betätigt sich als Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin. Früher war sie Finanzchefin einer Filmproduktionsfirma. Irgendwann langweilte sie das Finanzwesen, die Juristerei hingegen faszinierte sie. Cayre spezialisierte sich auf Strafrecht und wurde Pflichtverteidigerin. Für »Die Alte« erhielt sie den Prix du polar européen und den Grand Prix de littérature policière. Sie selbst schrieb das Drehbuch für den Kinofilm »Eine Frau mit berauschenden Talenten«.


Cover des Buches Die Schnellimbissdetektivin (ISBN: 9783867542753)
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Rezension zu "Die Schnellimbissdetektivin" von Liza Cody

Paperboat
#zynisch #britisch #feministisch #crime #READTHIS

Hannah Abram schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Bei der Metropolitan Police rausgeflogen, hält sie sich nunmehr mit kleinen Gelegenheitsaufträgen über Wasser, sofern ihre Arbeitszeit in Digbys Schnellimbiss es zulässt. Für die einen versucht Hannah herauszufinden, wohin ihre Hunde entlaufen sind, der nächste will wissen, wer ihm immer Müll in den Eingang kippt, und der Gärtner:ingemeinschaft der hiesigen Kleingartenkolonie ist die Ernte geklaut worden. Hannah nimmt sich den kleinen Fällen empathielos an, sie versucht nur genug Geld zu verdienen, um das schäbige Zimmer nicht zu verlieren, das sie zur Untermiete bezieht, und einfach nicht unterzugehen. Dabei mutet Hannah Abram rotzfrech, zynisch und unaufhaltsam an. Doch eigentlich ist Hannah durchs Leben; nein, eher durch Misogynie und Institutionen, die diese schützt, gebeutelt.

Bei Liza Codys „Die Schnellimbissdetektivin“ darf man sich auf einen vor schwarzem Humor und Sarkasmus triefenden Krimi einstellen. Die Schlagabtausche zwischen Hannah und Digby werden mir noch lange in herzerwärmender Erinnerung bleiben. Trotz allen Witzes lässt die Autorin ihre Leser:innen auch die Schläge und Intrigen des Lebens und die daraus resultierende Desillusion ihrer Protagonistin spüren - no cosy crime. Mir war Hannah Abram eine chaotische und sympathische Figur, und wer sich auf die Handlung der Fälle an vielen Nebenschauplätzen einlassen kann, der sollte ebenfalls Bekanntschaft mit der Imbissdetektivin machen!

Cover des Buches Finger ab (ISBN: 9783867542791)
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Rezension zu "Finger ab" von Hannelore Cayre

KArinBRAun
Es geht tief in die Vergangenheit

Es beginnt in der Dordogne, mit dem Bau eines nicht genehmigten Swimming Pools. Die polnischen Arbeiter finden beim Ausschachten zwei Skelette und weigern sich die Arbeit fortzusetzen. Ein Priester wird geholt, der geht weiter in den Schacht und findet eine Höhle, die bedeckt ist von Handabdrücken, alle von Frauen. Merkwürdig daran, den Händen fehlen Finger. Er informiert eine Paläontologin, diese beginnt mit der Auswertung und macht sich Gedanken, über die Skelette, über die Handabdrücke und besonders über den, der nicht wie die anderen ockerfarben ist, sondern schwarz und dem, als einzigen unter den vielen, der Daumen fehlt.

Hannelore Cayre hat hier einen besonderen Krimi geschrieben. Denn es kann ja nur vermutet werden, was vor 35000 Jahren wirklich geschehen ist. Warum all diese Abdrücke verstümmelter Hände? Die Autorin erzählt, unterbrochen vom Vortag der Paläontologin, wie das Leben der Frau mit dem amputierten Daumen und ihrer Sippe ausgesehen haben könnte. Wie die ersten Treffen zwischen Homo Sapiens und Homo Neandertalensis verlaufen sein könnten. Sie erzählt die Geschichte von Olie, einer Homo Sapiensfrau, die sich nicht in die ihr zugedachte Rolle der Frau einordnen will. Sie will jagen gehen, eine Aufgabe die den Männern vorbehalten ist, sie will keine Kinder und genau das kostet sie zwei ihrer Finger und letztlich den Daumen ihrer rechten Hand. Denn der Führer der Sippe, der älteste Onkel, ist überzeugt, dass solche wie Olie die Welt ins Chaos stürzen und die Strafe für Frauen, die sich wiedersetzen oder sonst unangenehm auffallen, ist das Abhacken eines Fingers.

Ein feines Buch, voller interessanter Gedankenspiele, über das was gewesen sein könnte.

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