Cover des Buches Sehnsuchtsland (ISBN: 9783868275919)
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Rezension zu Sehnsuchtsland von Irma Joubert

Warum führen die Menschen immer Krieg?

von Traeumerin109 vor 8 Jahren

Rezension

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Traeumerin109vor 8 Jahren

Hildegard flieht als kleines Mädchen mit ihren Eltern aus St. Petersburg nach Königsberg, wo sie ihre Kindheit verbringt. Hier lernt sie auch Gustav aus Deutsch-Südwestafrika kennen, der ihr Geschichten über ein wunderschönes Land erzählt. Seitdem träumt sie heimlich, nicht nur von dem fernen Land, sondern auch von dem jungen Studenten. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus, und im Lazarett lernt Hildegard den Schrecken des Krieges kennen. Nach dem Krieg verschlägt es sie nach Berlin, wo sie den Arzt Siegfried heiratet. Aber die turbulenten Zeiten sind noch lange nicht vorbei. Schon bald sieht sie sich als nun erwachsene Frau mit eigenen Kindern erneut einem furchtbaren Krieg ausgesetzt, der diesmal auch direkt vor ihrer Haustür tobt. Es dauert noch einige Jahre, bis Hildegard endlich einen Ort findet, den sie ihr Zuhause nennen kann.


Die Autorin Irma Joubert beschreibt in diesem Buch die beeindruckend einfühlsame und tiefgehende Lebensgeschichte einer jungen, mutigen Frau. Hildegard hat sich schon als kleines Mädchen in mein Herz geschlichen, als sie trotz der kalten und abweisenden Haltung ihrer Eltern zu einem warmherzigen Menschen heranwächst. Hautnah darf der Leser ihre Entwicklung verfolgen.

Spätestens im Feldlazarett, als 16jähriges Mädchen, zeigt sie, was in ihr steckt. Auch die Jahre danach muss sie viel durchmachen, verliert aber nie ihr Gottvertrauen und ihre Zuversicht.


Aber nicht nur die Geschichte von Hildegard wird hier erzählt, sondern auch die zweier Kriege, die die meisten von uns nicht miterlebt haben. Dies geschieht mit teilweise sehr klaren Worten und daher unglaublich einprägsam. Es bleibt nur, die Frage zu stellen, welche auch Hildegard stellt: Warum nur immer wieder Krieg? Die verwundeten Soldaten, die von der Front kommen, geben ein klares und grauenvolles Bild von dem, was in den Schützengräben passiert ist. Und schließlich, in Berlin, erlebt Hildegard, wie die NSDAP an die Macht kommt, was einen weiteren Krieg zur Folge hat. Der ständige Hunger, das Anstehen um Essen, die Angst und die Bomben, die Zerstörung, das Leben in Kellern – dies und noch vieles mehr wird zu einer spannenden Geschichte verwoben. In dieser glänzt nicht nur Hildegard, sondern auch ihre kleine Tochter Esther, ein sehr kluges und fröhliches Kind mitten im Krieg.


Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt und nicht mehr losgelassen, die Figuren sind vielschichtig und beispielhaft für die damalige Zeit. Eine Geschichte in dieser schwierigen und verworrenen Zeit spielen zu lassen, ist nicht immer einfach. Ich finde, das ist der Autorin hier meisterhaft gelungen. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!

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