Cover des Buches Das kunstseidene Mädchen (ISBN: 9783548609041)
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Rezension zu Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun

Wichtig für die Literaturgeschichte

von worteundwelten vor 9 Jahren

Rezension

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worteundweltenvor 9 Jahren
Doris, „das kunstseidene Mädchen“, ist 18 Jahre alt, lebt in einer „mittleren Stadt“, arbeitet am Büro und ist in einer Beziehung mit Hubert. Der Roman spielt in den Jahren 1931-1932 und ist 1932 erschienen und der Epoche der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen.

Als Hubert Doris verlässt, da er lieber ein unberührtes Mädchen heiraten will, Doris aus ihrer Stellung am Büro entlassen wird und auch am Theater nicht den Aufstieg schafft und zu alledem einen Pelzmantel (einen „Feh“) stiehlt, beschließt sie nach Berlin zu fliehen und dort neu anzufangen.

Ein junges Mädchen aus der Provinz mit dem Vorhaben, eine Berühmtheit zu werden, allein in der Großstadt Berlin – wie soll das nur gut gehen? Doch Doris stellt sich mit ihrem Optimismus und ihrer Naivität allen Widrigkeiten entgegen und ist nach wie vor fest entschlossen „ein Glanz“ zu werden. Ihre Träume und Erwartungen sind glaubhaft geschildert, sodass man als Leser ihre Absichten gut nachvollziehen kann. Dennoch kann man an einigen Stellen über ihre Gutgläubigkeit nur den Kopf schütteln und auch dass sie nicht davor zurückschreckt, ständig neue kurzweilige Affären einzugehen, lässt sie für mich Sympathiepunkte verlieren. Die Handlung an sich finde ich sehr interessant, da auch viele Motive, die in den 1920er-Jahren relevant waren, aufgegriffen werden: die neue Rolle der Frau, die sich zunehmend für Mode interessiert und plötzlich Kurzhaarfrisuren trägt, der Film bzw. das Kino, welches zu dieser Zeit eine große Rolle spielte, die Verstädterung bzw. die Großstadt Berlin, Themen wie die Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit, generell der Umgang mit den Folgen des 1.Weltkriegs und noch vieles mehr.

All diese Themen machten für mich das Buch interessant und lesenswert; jedoch fand ich den Schreibstil sehr anstrengend: Die Sätze waren oftmals kurz und unvollständig, da z.B. oft das Subjekt fehlte. Doris schreibt ihre Erlebnisse spontan und unreflektiert (tagebuchähnlich) auf, sodass man nah an sie herankommt; dennoch fiel es mir schwer, der Geschichte aufmerksam zu folgen; sie konnte mich nicht komplett einfangen.

Wer sich für die deutsche Literaturgeschichte und –vergangenheit interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen, da dort wichtige Themen behandelt werden. Ich denke, es ist wichtig, als Buchliebhaber, auch über die verschiedenen Literaturepochen Bescheid zu wissen, daher kann es nie verkehrt sein, auch mal ältere Bücher zu lesen.

Bewertung:

3 von 5 Punkten!

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