Rezension zu "Jukelnack" von Irmin Burdekat
Auf dem Buchrücken mit großartigen Worten regelrecht angepriesen ("Wie Buddenbrooks - bloß mit mehr Gitarre!", "...eingewickelt in kluge Worte") und mit einem minimalistischen Cover versehen, macht "Jukelnack" irgendwie neugierig. Aufgeteilt in zwei Abschnitte, erhalten die Leser:innen einen Einblick in eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht, mit vielen Worten ausgeschmückt ist und dabei doch recht wenig erzählt.
Im ersten Teil lernen die Leser;innen Karl-Friedlich Jukelnack und Else Bödicker kennen, die von der Gesellschaft als Sonderlinge abgestempelt werden. Karl-Friedrich, weil er eben ist wie er ist - vollkommen introvertiert, gefühlsarm und nicht wirklich fähig, das Leben ansatzweise aufregend und bunt zu gestalten. Else, von allen wegen ihrer dicken Brillengläser verhöhnt, hat einiges auf dem Kasten, ist aber unbedarft und lenkbar. Trotzdem nimmt sie ihr Leben in die Hand und verfolgt ein festgestecktes Ziel.
Vom noch jungen 20. Jahrhundert bis zum Wirtschaftswunder erfahren die Lesenden, wie sich die beiden Figuren entwickeln, die jeweiligen weltgeschichtlichen Ereignisse erleben und dann ihre Wege gehen. Hier hätte so viel aus der Handlung werden können, aber die Schilderungen sind alle recht emotionslos, fast schon stoisch und nehmen so die Charakterzüge von Karl-Friedrich an.
Mit Beginn des zweiten Abschnittes wird es ein bisschen wilder, extrovertierter, denn Adam Jukelnack ist das krasse Gegenteil seines Vaters - laut, überdreht, mitunter sehr von sich eingenommen, aber trotzdem hinter seiner Fassade unsicher bis zum geht nicht mehr. Irgendwie hat er aus seiner Kindheit was mitgenommen, was ihn hemmt, er weiß es aber durch sein überbetont gelassenes Star-Gehabe zu überdecken.
Die Frage-Antwort-Spiel während der Interviews geht mir nicht tief genug, um wirklich Rock 'n' Roll zwischen den Buchdeckeln zu erleben. Zwischen Schein und Sein, Suchen und Finden bleibt immer noch die Frage, was mir dieses Buch sagen will ?! Buddenbrooks habe ich nicht gefunden, kluge Worte...sehr bedingt, aber ein wilder Husarenritt war es definitiv nicht.