Cover des Buches Skagboys (ISBN: 9783453676862)
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Rezension zu Skagboys von Irvine Welsh

Ein würdiger Nachfolger zu Trainspotting

von letusreadsomebooks vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein schonungsloses Porträt der schottischen Jugend der 80er. Vulgär, knallhart und realistisch. Nichts für Zartbesaitete!

Rezension

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letusreadsomebooksvor 9 Jahren

In seinem Roman Skagboys erzählt der schottische Autor Irvine Welsh die Vorgeschichte zu seinem Debütroman Trainspotting. Mark Renton sollte eigentlich glücklich sein, er hat Spaß am Studium, ist mit einer hübschen Freundin zusammen und auf dem besten Weg, dem harten Leben seiner Eltern zu entkommen. Alles scheint gut zu laufen, bis Mark, der Alkohol und anderen Drogen nicht abgeneigt ist, zum ersten Mal Heroin konsumiert. Nicht nur er, auch seine Freunde Sick Boy und Spud verfallen der Droge und schnell müssen sie einsehen, dass die Vorstellung, jederzeit wieder aussteigen zu können, nur eine Illusion ist und die Droge schon längst die Kontrolle gewonnen hat.

Skagboys ist ein sehr sozialkritischer Roman, der im Gegensatz zu Trainspotting auch die politischen Auswirkungen der Thatcher Regierung Ende der 80er Jahren in Schottland thematisiert. Im Mittelpunkt stehen wieder Mark Renton und seine Freunde, wie Sick Boy und Spud. Aber auch zu anderen Figuren, die in Trainspotting nur Nebencharaktere waren, wie Alison oder Matty, erfährt der Leser mehr. Die Charaktere stammen alle aus der Arbeiterklasse, leben in ärmlichen Verhältnissen und können ohne Drogen und Alkohol ihren Alltag und ihr Leben kaum ertragen. Dabei sind die Figuren nicht unbedingt das, was man als Sympathieträger bezeichnen würde, nichtsdestotrotz konnte ich ihre Handlungen nachvollziehen und ihren Absturz begleiten. Trotz der ernsten und düsteren Thematik gibt es auch humorvolle Stellen, die allerdings sehr schwarz gefärbt sind. Welsh wechselt immer wieder die Perspektive und zeigt so das Abgleiten einer jungen Generation, der die Zukunft genommen wurde und Zuflucht in Alkohol, Drogen, Kriminalität und Gewalt sucht. Der Schreibstil ist typisch für Welsh sehr umgangssprachlich und vulgär, was ich als passend für das beschrieben Milieu empfunden habe. Zu Welshs Stil gehören auch wieder viele explizite Sexdarstellungen und ekelhafte Szenen, die nichts für schwache Gemüter sind. Das Verhalten der Protagonisten beschreibt Welsh ohne Bewertung oder moralischen Zeigefinger, die Beurteilung und Interpretation des Geschehens überlässt er dem Leser.

Die Romane von Irvine Welsh gefallen mit Sicherheit nicht jedem und Skagboys macht da keine Ausnahme. Die vulgäre Sprache und der dargestellte Drogenkonsum machen es dem Leser nicht leicht, sich mit den Figuren zu identifizieren oder sie besonders sympathisch zu finden. Wer sich vom Stil und der Thematik nicht abschrecken lässt, den erwartet ein würdiger Nachfolger von Welshs Debüt, dessen Klasse hier fast erreicht wird.

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