Cover des Buches Der japanische Liebhaber (ISBN: 9783518424964)
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Rezension zu Der japanische Liebhaber von Isabel Allende

Berührende Lebensgeschichte ...

von SharonBaker vor 8 Jahren

Rezension

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SharonBakervor 8 Jahren
Irina ist zuversichtlich, dass sie ihr neuer Job mal längerfristig an einem Ort fesselt, denn das Lark House scheint genau das richtige für sie zu sein, allerdings plagen sie immer noch Geldsorgen. Bis eines Tages Alma Belasco im Seniorenheim auftaucht und Irina als Assistentin engagiert. Irina ist überglücklich, aber auch neugierig, wer ist diese eigensinnige Frau? Alma ist eine Einzelgängerin, unnahbar, extravagant und schon über achtzig. Bekommt jede Woche einen Brief und Blumen, verschwindet über mehrere Tage und scheint ein Geheimnis nach dem anderen zu haben. Irina ist fasziniert und Almas Enkel Seth, von Irina, zusammen versuchen sie aus allem schlau zu werden und beginnen eine Reise in die Vergangenheit. Wer schreibt die Briefe? Was werden sie entdecken? Und wohin wird Irina und Seth die Reise führen?
Isabell Allende ist bekannt für ihre großen gefühlvollen Geschichten und da ich noch nichts von ihr gelesen, aber einen Hang für Japan habe, dachte ich, es wird mal Zeit, diese Autorin zu entdecken. Immerhin lockt sie ja einen mit Geheimnissen und verbotenen Reizen. Wer möchte da nicht das große Ganze erfahren.

Die Geschichte spielt eigentlich über eine längere Zeit im Seniorenhaus und wird durch viele Rückblenden aus Almas Leben unterbrochen. So lernen wir zuerst Irina kennen und wer denkt, dass Alma allein geheimnisvoll ist, muss sich mal Irina genauer anschauen. Sie lässt sich nicht in die Karten gucken, behält ihre Vergangenheit genauso unter Verschluss und lässt Seth nicht an sich ran, obwohl er ständig ihre Nähe sucht. So wird das auf dem ersten Blick etwas verschleiert, da im Mittelpunkt Alma steht, aber man sollte diese elfenhafte Person nicht wirklich aus den Augen lassen. Sie ist ein wichtiger Punkt in Almas Leben in Seniorenhaus und eine gute Beobachterin, durch ihre Augen lernen wir diese ältere Dame nämlich zuerst kennen.

Alma ist nicht nur für ihre anderen Buchcharaktere interessant, sondern auch für den Leser, ich hatte ja mit vielen gerechnet, aber mit solch einer dramatischen Lebensgeschichte nicht. So fängt ihre frühste Erinnerung im Zweiten Weltkrieg an, wie sie Polen verlassen muss, um bei ihrem Onkel in San Francisco Unterschlupf zu finden. Dort lässt sie keinen an sich ran und blüht erst richtig durch die Freundschaft zu ihren Cousin Nathaniel und den Gärtnersohn Ichimei auf. Diese drei Schicksale werden sich im Laufe dieser Geschichte immer wieder verweben, begegnen und ganz gravierend in den eigenen Leben einmischen. Jeder der Drei wird schwere Schicksalsschläge zu verkraften haben und die Autorin gibt hier wirklich ein Gesellschaftsbild Amerikas wieder, das nicht die Sonnenseite widerspiegelt. So haben wir gesellschaftliche Zwänge, politische Auswirkungen und fehlender Mut sein Leben offen so zu leben, wie es seine Gefühlswelt gerne hätte. Was mich aber am meisten schockiert hat, waren die Gefangenen Lager für die Japaner nach dem Pearl Harbor Angriff, diese dunkle Seite der USA kannte ich noch nicht und hat mich wirklich sprachlos und überaus traurig zurückgelassen. Ich könnte mich hier noch mehr dazu auslassen, aber ich werde es nicht tun, Gesellschaften sind grausam, egal wo auf der Welt, die eine folgenden Generationen wird, dafür immer noch angeprangert und die anderen schweigen darüber.

Isabel Allende hat hier wirklich große Gefühle und eine ganz außergewöhnliche Liebesgesichte aufs Papier gebracht. Sie kann unglaublich feinfühlig und sensibel erzählen, einen fesseln und schockiert zurück lassen. Mir hat es unglaublich gut gefallen, wie sie Sehnsüchte, Traditionen, Zwänge und Träume ineinanderfließen lässt und so eine bewegende Zeit geschildert. Sie nimmt uns ja nicht nur mit in die Vergangenheit, nein, sie lässt sie vor unseren Augen aufblühen und lebendig werden. Allerdings habe ich auch recht lange für dieses Buch gebraucht und das liegt an der ganzen Dramaturgie. Jeder ihrer Figuren, aber auch wirklich jede, hat ein dramatisches Ende, ich finde gut, dass sie schwere Themen gewählt hat, aber dadurch wurde es etwas überzogen und zu viel, für mich als Leser. Es kann ja sein, dass es so viel Schicksale auf einmal trifft, aber ich finde das im realen Leben ein bisschen ungewöhnlich, wenn alles eine Familie trifft.

Ein Buch was berührt, nachdenklich macht und trotzdem an die große Liebe glauben lässt, die alles überwindet. Wer große Gefühle und dramatische Schicksalsschläge mag, der sollte sich diesem Werk widmen und Alma mit ihren Ichimei kennenlernen.
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