Rezension zu Ein unvergänglicher Sommer von Isabel Allende
Road-Roman, Krimi, Lovestory und Politroman in einem
von naninka
Kurzmeinung: Gute Unterhaltung, doch kein nachhaltiges Leseerlebnis mit Wow-Effekt.... Road-Roman mit 3 spannenden Charakteren.
Rezension
naninkavor 6 Jahren
Drei sehr unterschiedliche Menschen finden durch eine unerwartete Situation zueinander: Richard, ein eigenbrötlerischer Kauz, der Dozent und der Vermieter/Berufskollege von Lucia ist. Offensichtlich hat er eine tragische Vergangenheit hinter sich, die er mit niemanden teilen will. Er lebt sein geregeltes Leben und hasst Überraschungen. Dann ist da die Chilenin Lucia, die unheimlich jugendlich wirkt für ihre 60 Jahre. Und auch sie hat einiges erlebt in ihrem früheren Leben. Die dritte im Bund heisst Evelyn aus Guatemala, sie ist ein eingeschüchtertes Kindermädchen ohne Papiere und verkörpert die ganze Tragödie eines sehr aktuellen Migranten-Daseins als illegale Einwanderin und politischer Flüchtling. Als die zierlich und hilflose Evelyn an der Tür von Richard klingelt ist dieser nicht nur sprachlich überfordert und zieht Lucia bei. Ein paar Stunden zuvor ist Richard durch das Schneetreiben mit seinem Auto ins Heck von Evelyn gerutscht. Nach und nach stellt sich heraus, dass das Auto nicht Evelyn gehört und dass sich im Kofferraum eine Leiche befindet, die weg muss. Und so beginnt eine Art Road-Roman, der ganz viele Themen anschneidet und uns Einblick ins Leben dieser 3 Menschen schenkt. Was als Krimi und Road-Roman seinen Anfang nimmt hat gleichzeitig die Qualität eines etwas anderen Liebesroman (Richard und Lucia verlieben sich und trotz ihrer reifen 60 Jahre scheint dieses Verliebtsein stürmische Teenie-Qualitäten zu haben) sowie eines politischen und geschichtlichen Romans (das Thema Migration wird durch zwei sehr unterschiedliche Lebensgeschichten dargestellt). Die Perspektivenwechsel und auch die verschiedenen zeitlichen Ebenen geben uns einen vertieften Einblick in das Schicksal dieser drei Personen. Für mich geht es im Roman auch oft um „zweite Chancen“, denn jeder hat eine neue Chance verdient. Impliziert wird auch das Thema Gesundheit und dass jedes Leben lebenswert ist. Auch fliessen Themen wie Vergebung, Versöhnlichkeit, Spiritualität subtil ein. Fazit: ein durchaus lesenswerter, unterhaltsamer und spannender Roman. Für Allende-Leser mag etwas fehlen, denn es ist nicht ihr stärkster Roman. Und doch ist dies ein sehr spezieller Roman, der einem ans Herz geht. Ich schwanke bei der Bewertung zwischen 3 und 4 Sternen. Als Unvereingenommene würde ich ganz klar 4+ Sterne geben, im Vergleich zu ihren ganz frühen Büchern wohl 3.