Cover des Buches Sunday Girl (ISBN: 9783499266560)
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Rezension zu Sunday Girl von Isabel Ashdown

Big girls don`t cry...

von Kaminfeuer vor 10 Jahren

Rezension

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Kaminfeuervor 10 Jahren
Inhalt

Mit vierzig Jahren kehrt Sarah Ribbons erstmals nach East Selton, an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurück. Mehr als zwanzig Jahre ist es nun her, als sie damals kurz nach dem High School- Abschluss das kleine Städtchen an Englands Südküste Hals über Kopf verlassen hat.

Sarah ist zu einem Jahrgangstreffen ihrer Schule eingeladen, und sie weiß, dass sie alle wiedersehen wird: ihre damals besten Freundinnen Kate und Tina, den Schulschwarm Dante, der zu jener Zeit das Potenzial hatte, die Freundinnen zu entzweien, Mitschüler und Lehrer.

Und Sarah weiß auch, dass sie alle begierig sein werden zu erfahren, warum sie damals ihre Heimat so überstützt verlassen hat, ohne sich jemals zu melden.
Deshalb wandern Sarahs Gedanken kurz vor dem Zusammentreffen zurück in die Vergangenheit, zurück zu ihrem fünfzehnjährigen Ich, zurück in die letzten Momente ihrer Kindheit und Jugend und zurück zu jenem Ereignis, das ihr Leben für immer veränderte.

Meine Meinung

Als Sarah im Jahr 2010 das erste Mal wieder in ihre alte Heimat reist, werden ihre Gedanken zurück in die Jahre 1985/ 1986 katapultiert, einige Jahre nachdem der Titel gebende Song „Sunday Girl“ von Blondie die Charts stürmte.

Und so wandern auch die Gedanken des Lesers zurück in die Achtziger Jahre, in die Zeit von Tschernobyl, New Wave- Musik, Neonklamotten und Leggings.
Isabel Ashdown beschreibt dieses Jahrzehnt jedoch genauso unaufdringlich und zurückhaltend wie Sarahs Geschichte selbst.
Vieles lässt die Autorin unausgesprochen, doch zwischen den Zeilen ist viel zu entdecken und zu fühlen. So wirkt die Geschichte dezent, aber dennoch intensiv. Als Leser spürt man, dass sich etwas Schreckliches anbahnen wird, dass sich die Schlinge um Sarahs Hals zuziehen wird, dass scheinbar unbedeutende Ereignisse und Dialoge zu etwas führen werden, das sich nicht mehr rückgängig machen lässt.

Man erlebt zusammen mit Sarah unbeschwerte und leichte Momente, erlebt den Schulalltag und das nicht immer ganz leichte und nicht sorglose Leben zuhause, beobachtet kleine Alkoholexzesse, sieht den Mädchen kopfschüttelnd bei rotzfrechen Streichen zu, spürt die erste Schwärmerei für das andere Geschlecht.
Isabel Ashdown beschreibt den Alltag von drei sehr unterschiedlichen Mädchen, die trotz aller Gemeinheiten, Hänseleien und Gegensätzlichkeiten immer wieder zueinander finden. Dennoch wird schnell klar, dass man hier keine eingeschworene Mädchenclique vor sich hat, denn am Ende steht jedes Mädchen allein da mit seinen Zweifeln, Ängsten und Familienproblemen.

Covergestaltung und Klappentext legen die Vermutung nahe, dass sich die Handlung zwischen den zwei Zeitebenen abwechseln könnte. Stattdessen versteckt sich eine waschechte coming of Age- Geschichte dahinter, die unbeschönigt von den kleinen und großen Problemen während der Pubertät berichtet, die eine unkitschige erste Liebe und realistische Familien- und Schulprobleme bietet, die gnadenlos Mädchenfreundschaften beleuchtet.
Und so bildet das Klassentreffen von Sarahs Jahrgang nur die Rahmenhandlung, die jedoch unweigerlich zu einer Art Abrechnung mit alten Freunden und Ereignissen, die Sarah nicht vergessen kann, wird.

Fazit

Isabel Ashdown beschreibt das abrupte Ende einer Jugend in einfachen, aber bedrückenden Worten und Bildern, erzählt die Geschichte rund um Sarah in ruhiger und flüssiger Sprache, kreiert einen stillen und unaufgeregten und nachdenklich stimmenden Roman. Einen Roman für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen, da sie die Zeit der Pubertät realistisch und unkitschig beschreibt und das Schicksal, das Sarah ereilt, leider nicht weit hergeholt zu sein scheint.
Mobbing, Selbstzweifel, Demütigungen, die Nöten aufgrund zerrütteter Familienverhältnisse stehen in Sarahs Alltag auf der Tagesordnung, und schließlich läutet ein unbedachter Moment ohne Unterlass den Anfang ihres Erwachsenendaseins ein. Und so bangt man als Leser Seite für Seite mit, auch wenn das Meiste nur angedeutet und angerissen wird, was genau der Auslöser für Sarahs Flucht sein wird, und wie viel von dieser erschreckenden Wahrheit noch ans Tageslicht drängen wird.

4 von 5 Sternchen!
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