"My dreams are the stuff of nightmares.“ (S. 216)
Diese Geschichte lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und kreiert über viele Stellen schöne Atmosphären. Besonders die Beschreibungen der Speisen in der Geschichte waren ausgesprochen bildlich. Isabel Ibañez hat hier schöne Ideen eingeführt, die jedoch nicht völlig ausgeschöpft wurden.
Das Cover: Der Stil des Covers mag auf den ersten Blick womöglich ein jüngeres Publikum ansprechen, aber ich finde es dennoch niedlich und auch passend für die Geschichte. Die ausgewählten Motive spielen alle eine wichtige Rolle in der Geschichte. Gleichzeitig muss ich jedoch sagen, dass es ein wenig überladen wirkt – eine ruhige Komponente hätten das Abgebildete womöglich etwas ausgeglichen.
Die Handlung: Ximena gehört den Illustrian an, welche stark verfeindet mit den Llascan sind. Atoc, der Herrscher der Llascan verfluchte einst „La Ciudad“, weswegen diese nun unbewohnbar für die Illustrian sind. Seither schwört Ximena auf Rache und sieht ihre Chance gekommen, als Atoc für die Hand der Condesa der Illustrian anhält. Als Spionin wird sie zu den Llascan geschickt, Atoc noch immer im Glauben, dass er die echte Condesa heiraten wird. Doch Ximena ist unter falschen Namen unterwegs…
Meine Meinung: "Woven in Moonlight“ begann so vielversprechend. Ich habe bisher noch kein Buch gelesen, welches von der Kultur Boliviens inspiriert ist, weswegen ich umso gespannter war. Der Einstieg war sehr angenehm, die vielen spanischen Wörter für mich und mein damals in der Schule erlerntes Spanisch auch gut verständlich. Zudem war die Idee des Mondlichtwebens innovativ und interessant – nur wurde diese am Ende kaum noch aufgegriffen. Ximenas Kräfte weckten meine Neugier am meisten, doch selbst, als diese eine neue Dimension annahmen, hatte ich das Gefühl, dass man noch so viel mehr daraus hätte machen können. Doch auch in anderen Punkten der Geschichte fiel mir auf, dass die Ideen neu und interessant waren – die Ausführung nur leider ein wenig enttäuschend war. Emotionen vermisste ich während des Lesens; auch wurde das Finale viel zu schnell abgehandelt, dafür, dass es über so viele (auch teilweise zu viele) Seiten aufgebaut wurde. Außerdem muss ich auch auf die Kontroversen des Buches eingehen. Während des Lesens bin ich auf einige Rezensionen gestoßen, die die Darstellung der indigenen Menschen der Geschichte (die Llascan) als stereotypisch und problematisch bezeichneten. Da ich zuvor nicht sehr vertraut mit der indigenen Kultur in Bolivien war, fiel mir das zuerst nicht allzu sehr auf. Doch mit dem neugewonnen Hintergrundwissen muss auch ich dem leider zustimmen. Ximena äußert sich den Llascan gegenüber in vielen Szenen des Buches sehr negativ, obwohl diese ihr keine Gründe geben (Atoc ausgenommen). Trotz dessen legt sie ihre Vorurteile viel zu spät ab. Ja, sie macht eine Entwicklung in der Geschichte durch, aber der Wandel kam viel zu spät. Diese Community wurde viel zu viele Jahre bereits diskriminiert, wenn man diese Anfeindungen unbedingt in eine fiktive Geschichte einbringen muss, dann sollte dieses Verhalten auch ausreichend kritisiert werden. Ich bin mir sicher, dass Ximenas Kommentare nicht die wahren Ansichten der Autorin widerspiegeln, doch sie hätte hier etwas sensibler vorgehen können.
Die Charaktere: Mit Ximena bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden. Ihre Entwicklung dauerte in meinen Augen viel zu lange und wirklich sympathisch war sie mit ihren Vorurteilen leider nicht. Einen Draht zu ihr aufzubauen war leider kaum möglich. Dafür mochte ich Rumi. Er war um Einiges vielschichtiger als Ximena und war der lebende Beweis, dass ihre heftigen Vorurteile der Llascan gegenüber nicht gerechtfertigt sind.
Fazit: Viele schöne Ideen, die so viel Potenzial gehabt hätten. Trotz meiner Kritikpunkte muss ich jedoch die Atmosphäre des Buches loben, die mir dennoch ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert hat. Von mir gibt es hier 3/5 Sternen.