Rezension zu "Prekarisierung der Pädagogik – Pädagogische Prekarisierung?" von Isabell Ackeren
Zur Vergewisserung der aktuellen Lage des pädagogisch-professionellen Bereiches
Angesichts fundamentaler Veränderungen der pädagogischen Berufstätigkeit in den zentralen Handlungsfeldern der Profession, wenden sich die verschiedenen Beiträge und Autoren im Buch einer Beschreibung der feststellbaren Veränderungen unter dem Stichwort „Prekarisierung der Pädagogik“ zu, interpretieren empirische Untersuchungen, setzen die Relation zu den theoretischen Grundlagen der Pädagogik, ziehen die daraus folgenden Schlüsse und legen all dies nachvollziehbar argumentiert vor die Augen des Lesers.
„Prekarisierung“ wird dabei verstanden als „ein Prozess der strukturellen Verunsicherung, vor allem in Bezug auf Erwerbsverhältnisse“.
Wie soll und kann mit der Veränderung des Berufsbildes (Absenkung oder Erhöhung der Qualifikation zum Beruf, Spezialisierung oder Generalisierung) und den sich steigernden Anforderungen bei gleichzeitiger Belastung und „Abwertung“ Umgang gefunden werden?
Sei es (weniger) die im Blick auf die konkrete pädagogische Arbeit in den „prekären“ Arbeitsfeldern, sei es (sehr ausführlich) eine „Prekarisierung“ der Beschäftigungsverhältnisse, sei es eine Reflektion der „Prekarisierung“ im Rahmen des wissenschaftlichen Diskurses.
Im Buch selber werden zunächst, Systematisierungsvorschläge und Begriffsklärungen dargestellt, bevor eine „Standortbestimmung“ als erster Schwerpunkt angegangen wird.
Für die Praxis der pädagogischen Arbeit hier sehr zu empfehlen (vielleicht auch als Einstieg in die gesamte Lektüre) sind die Hinweise von Czeijkowskar zur pädagogischen Profession als „flexibel, professionell und einsam“, in denen die praktischen Folgerungen aus den vorhergehenden „Vergewisserungen“ zur „Prekarisierung der Profession“, zum „Professionsideal“ und zum „Balanceakt des professionellen Handelns“ gezogen werden.
Der zweite Hauptteil der Darlegung wendet sich den Kompetenzanforderungen und Kompetenzveränderungen in gewichtigen Handlungsfeldern zu.
Schule, frühkindliche Bildung und Jugendhilfe, medienpädagogische Professionalisierung und Erwachsenen- und Weiterbildung werden auf ihren Status Quo und auf ihre Entwicklungschancen hin betrachtet.
Für den im Bereich Arbeitenden ist dann der dritte und letzte Hauptteil von hohem Interesse, in dem die „Prekarisierung der pädagogischen Beschäftigungsverhältnisse“ zum Schwerpunkt gesetzt und die „dünne Patina des nationalen Sozialstaates“ herausgehoben werden.
Von „schlecht bezahlt und befristet“ bis hin zur deutliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Rahmen der Erwachsenenbildung wird das fragile Netz der pädagogischen Berufe und deren politische Verankerung offen gelegt, auch im Blick auf die „Prekarisierung hochschulischer Arbeitsfelder“.
Insgesamt bieten die verschiedenen Autoren eine sehr differenzierte empirisch gestützte und in ihren Darlegungen und Folgerungen für die Zukunft der pädagogischen Profession gehaltvolle „Vergewisserung“ der aktuellen Lage. Die tatsächlich „prekär“ ist und, treten keine Veränderungen der Rahmenbedingungen ein, schweren Zeiten entgehen gehen wird. Zumindest wird im Buch sehr deutlich, wie stark die Schere zwischen hehrem Anspruch, pädagogischem Ideal und „poltischer Wertschätzung“ mit der Wirklichkeit der („erodierenden“) Berufspraxis bereits auseinander klafft, was Helga Spindler mit der Darstellung der „Zersetzung der Arbeitsbedingungen“ im Buch sehr klar aufarbeitet .
Auch wenn Sprache und Stil ein sehr konzentriertes Erarbeiten der Inhalte nötig machen, ist dieses Buch als wichtige Grundlektüre für alle im Beruf Arbeitenden und, vor allem, für alle in den Beruf Strebenden zu betrachten, gerade weil dieser Ansatz der Betrachtung bis dato wenig bis gar nicht im wissenschaftlichen Diskurs so konzentriert vorliegt.