Rezension zu "Schattental" von Isabell Frank
Wenn der Leser von einem "gewissen" Wind, der sich in den Ästen der Trauerweide fängt, von einem "Schleichfahrtpolizeiauto", von einer "Lüftlmalerei", oder vom "löffelförmigen" Sitz eines Teckers liest, weiß er, dass er etwas sehr Gelungenes in Händen hält.
Isabell Franks Erstling ist nicht nur eine anrührende Geschichte eines in einem Taldorf festsitzenden Mädchentraums und einer herzzerreißenden Liebesgeschichte, die so ins Dorfbild nicht passen will, sondern auch eine Sammlung atemberaubender Naturdarstellungen von einem fränkischen Dorf, irgendwo am Rande der Zeit.
Marie ist eine Tochter des Dorfes, verliebt sich zum Leidwesen des Vaters und des Dorfersten in Tauber, einen Bauern im schwarzen Wald, einen Außenseiter. Diese Liebschaft soll und darf nicht sein, dem Tauber wird das schlecht bekommen. Seine Kühe dürfen das am eigenen Leibe spüren. Aber Marie widersetzt sich dem Dorfdünkel und hört auf ihr Herz.
Der Roman spielt nicht etwa im 19.Jh., so wie man es vom Plott erwarten würde und der Leser findet sich bald damit ab, dass noch bis in die 70er Jahre des 20.Jh. die Uhren in den Taldörfern anders getickt haben dürften als in den Städten. So gelingt Isabell Frank ein mystisches Bild von einem Dorf aus einer anderen Zeit, das zumindest den Flachlandbewohnern und denen des fränkischen Dialektes nicht mächtigen unter uns skuril, unheimlich, aber auch schaurig schön erscheinen wird.
I. Hübner