Cover des Buches Follower - Die Geschichte einer Stalkerin (ISBN: B00A6ZSMGS)
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Rezension zu Follower - Die Geschichte einer Stalkerin von Isabell Schmitt-Egner

Unterhaltung mit Stärken und Schwächen.

von Ratina vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Unterhaltung mit Stärken und Schwächen.

Rezension

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Ratinavor 10 Jahren

Zum Inhalt: Daniela ist ein Fan der Vorabendserie „Berlin im Herzen“ – insbesondere der männliche Hauptdarsteller Kiran Advani, der die Rolle des Alex spielt. Es ist schwer zu sagen, ob sie mehr in die Rolle oder mehr in den Schauspieler verliebt ist. Dann gewinnt sie eine Komparsenrolle und darf nach Berlin fahren, mit dem festen Vorsatz, Kiran kennen zu lernen und für sich zu gewinnen. Als dies am Set nicht gelingt, beschließt sie, zu drastischeren Methoden zu greifen…

Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch bewerten soll. Es hat große Stärken, aber leider auch genauso große Schwächen.

Ganz allgemein zu den Figuren: Sie sind alle recht eindeutig konstruiert. Kiran, der Schauspieler, der auch hinter der Kamera ein netter Kerl zu sein scheint. Daniela, der manische Fan mit dem ziemlich traurigen Leben. Danielas Mutter, die kein Stück auf die Wünsche und Träume ihrer Tochter eingehen kann und ihr nicht zuhört. Patricia, die Kleine aus der Maske, die mutig nachforscht, wo Kiran geblieben sein könnte. Kein Charakter überrascht wirklich, die Rollen sind sehr klar verteilt. Das meine ich an dieser Stelle aber gar nicht negativ.

Der Schreibstil ist nichts besonderes, nicht besonders gut, aber auch keineswegs schlecht. Er wirkt sehr wenig individuell, ist dafür aber flüssig und schafft es, einen ohne Pause am Lesen zu halten. Was mich allerdings wirklich gestört hat: Über weite Strecken ist es mir zu wenig „Show“ und viel zu viel „tell.“ Dinge, die man durch die Beschreibung der Figuren und ihrem Verhalten vermitteln kann, werden dem Leser zu oft direkt ausformuliert mit dem Holzhammer auf den Kopf geknallt.

Außerdem wird Danielas Wahn relativ wenig Zeit gelassen, sich zu entwickeln. Von dem Mädchen, dass Hassbotschaften in Internetforen verbreitet, zu einer Entführerin in wenigen Tagen? Okay, akute Psychose machts vielleicht möglich, aber so psychotisch wirkt sie dann in ihrer Beschreibung doch nicht. Ich finde, das Ausmaß ihrer Handlung passt einfach nicht zu der Schilderung ihrer Psyche. Da hätte die Autorin wirklich mehr „auf die Kacke hauen können“ – mit Halluzinationen, delirähnlichen Zuständen, völliger Vermischung von Wahn und Wirklichkeit – so war mir das, gemessen an dem, was Daniela tut, zu wenig.

Auch finde ich es störend, dass Teile des Buches super recherchiert sind – die Szenen am Set der Serie etwa – und später dann etliche Fehler bei medizinischen Themen auftreten. Zum Beispiel wird ein langsamer Puls als Maßstab für die Tiefe einer Bewusstlosigkeit verwendet. Das ist jetzt nur eine Kleinigkeit, aber gerade weil das so Kleinkram ist, finde ich, dass man da mehr Sorgfalt hätte walten lassen können.

Nun aber zu den positiven Seiten. Das Buch ist vor allem eins, nämlich ziemlich gute Unterhaltung und wirklich spannend. Obwohl ziemlich klar ist, in welche Richtung die Liebesgeschichte sich entwickeln wird und obwohl es zu keiner Zeit ein Rätsel gibt, wer hinter dem Stalking stecken könnte, wie es in anderen Büchern zu dem Thema oft der Fall ist, es bleibt immer spannend. Es spricht schließlich wirklich für ein Buch, wenn ich es in einer Nacht durchlese.

Was dieses Buch positiv von anderen abhebt, ist für mich vor allem das Ende. Wo andere nichts mehr zu den Figuren sagen, oder es bei einem kurzen Epilog belassen, erfahren wir hier in einer quasi zweiten Episode, was nach der Entführung aus Kiran und Daniela wird. Insbesondere die Fortsetzung zu Daniela hat es in sich, kommt absolut unerwartet und lässt den Leser mit einem gewissen „Ach du Scheiße-Gefühl“ zurück. Wobei ich das jetzt absolut positiv meine, dieser Twist am Ende ist wirklich ziemlich cool.

Mein Fazit: obwohl mich beim Lesen einiges gestört hat, fühlte ich mich prima unterhalten. Und letzteres ist nunmal die Hauptaufgabe eines Buches. Wie viele besser geschriebene Bücher langweilen einen zu Tode…. Daher 3 von 5 Sternen.

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