Isabella Leitner schildert in ihren „Fragmenten ihrer Erinnerung an Auschwitz“ autobiografische Blitzlichter des Grauens. Beginnend mit ihrer Kindheit und Jugend in Ungarn und dem alltäglichen Antisemitismus sowie der anschließenden Deportation durch die SS in das Todeslager Auschwitz. Sofort beginnt die Selektion. Die „deutschen Herrenmenschen“ entscheiden innerhalb einer Bruchsekunde über Leben und Tod. Es ist der Terror des Faschismus, die Willkür der Menschenverachtung.
Isabella und ihre Schwester werden zu den Lebenden selektiert. Die Mutter wird wenige Tage später ermordet, die Schwester Potyo wird ebenfalls ermordet und die Schwester Chicha wird von der Aufseherin Irma Grese brutal misshandelt. Die andere Schwester Cipi wird später im Konzentrationslager Bergen Belsen sterben.
Die Fragmente erzählen von der Todesmaschinerie Auschwitz, dem Grauen des Überlebens. Es sind Erinnerungen, die wie Albträume immer wieder und wieder aufblitzen und diejenigen, die das Unvorstellbare, das Unaussprechliche irgendwie überstehen konnten, nie wieder loslassen werden. Aus jeder Zeile spricht, ja schreit die Anklage und die Verzweiflung, die Trauer und die Wut.
„Isabella“ ist eine Annäherung. Es ist eine Autobiografie, die gerade wegen ihres fragmentarischen Charakters für Jugendliche geeignet ist. Allerdings bedarf es der Form wegen auch bereits eines Vorwissens. Isabella Leitner erklärt nichts, sie beschreibt, sie erinnert sich. Ohne notwendiges Kontextwissen, werden die biografischen Szenen nicht an das Wissen der Lesenden anknüpfen können.
Isabella ist somit ein Einstieg in die mittlerweile recht umfangreiche (autobiografische) Literatur zum Holocaust und zu Auschwitz. Um es mit den Worten Serge Klarsfelds, dem „Nazi-Jäger“, zu sagen: „Der Holocaust, das sind nicht 6 Millionen Tot, sondern 1 plus 1 plus 1 plus 1…“ Jeder einzelne Ermordete ist eine individuelle Geschichte, ein individuelles Leid, eine individuelle schreckliche Tat. Insofern sind die Fragmente von Isabella Leitner wichtige Literatur, um zu erinnern, um zu verstehen und um zu verhindern!
Eine Anmerkung noch zur deutschen Ausgabe: Entgegen den Angaben der deutschen Ausgabe ist Isabella Leitner nicht 13 Jahre alt bei der Deportation, sondern 23. Sie ist auch nicht 1931 geboren, sondern 1921. Im englischen Original sind die Angaben korrekt.