Isolde Bacher
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Frankfurt am Main
Neue Rezensionen zu Isolde Bacher
Wenn man durch sächsische Städte und Dörfer fährt und vorher im Norden oder der Mitte Ostdeutschlands war, dann bemerkt man den Unterschied schnell und sehr deutlich. Sachsen ist das wirtschaftlich mit Abstand erfolgreichste ostdeutsche Bundesland. Eine Reise war es schon immer wert, heute mehr denn je. Glaubt man den offiziellen Statistiken, dann kommen die meisten Besucher in die romantische Sächsische Schweiz und nach Dresden. Doch Sachsen bietet natürlich noch viel mehr, und es verändert sich ständig. Im Entstehen begriffen, aber bereits gut ausgebaut, breitet sich eine riesige Seenlandschaft von der Lausitz bis ins Leipziger Land aus, die aus gefluteten und rekultivierten Braunkohletagebauen gebildet wird. Sie scheint für die Macher dieses Reiseführers noch so neu zu sein, dass sie bei ihnen kaum vorkommt. Dafür aber beleuchtet das Buch die klassischen Sehenswürdigkeiten des Freistaates umso besser.
Nach einer allgemeinen Vorstellung kommen die Autoren schnell zu Geschichte, Kunst und Kultur und zu berühmten Persönlichkeiten Sachsens. Danach folgt ein Kapitel zu Besonderheiten von Essen und Trinken und den Feiertagen und Festen Sachsens, Ferien mit Kindern, Aktivurlaub (vorrangig Wandern, Klettern und Radfahren - der Wassersport fehlt) sowie Einkaufen und Übernachten. Das ganze findet man unter der Überschrift "Erleben & Genießen". Danach stellen die Autoren sechs Touren durch Sachsen vor, die man als Wanderer, Rad- oder Autotourist absolvieren kann (Erzgebirgsvorland und Leipziger Bucht, von Dresden durch die Sächsische Schweiz, von Bautzen durch die nordwestliche Oberlausitz, Südliche Oberlausitz und Zittauer Gebirge, Sächsische Silberstraße, Sächsische Weinstraße). Schließlich lernt man dann im Hauptteil mehr oder weniger alle markanten Reiseziele Sachsens alphabetisch geordnet (allerdings nicht immer: Bad Muskau steht zum Beispiel unter "B", Bad Schandau unter "Sächsische Schweiz") und gut beschrieben kennen. Darunter sind selbstverständlich auch die drei großen und sehr unterschiedlichen Städte Sachsens (Dresden, Chemnitz und Leipzig) mit relativ ausführlichen Beschreibungen und Empfehlungen. Selbst wenn man die meisten dort aufgeführten Orte bereits zu kennen glaubt, bietet dieser Reiseführer manche Überraschungen. Am Ende des Buches stehen dann noch einige praktische Hinweise.
Die Informationsdichte ist (wie bei Baedeker üblich) enorm. Übersichtliche Grafiken, grobe, aber hilfreiche Stadtpläne oder besondere Tipps runden den sehr guten ersten Eindruck ab. Beim genaueren Hinsehen oder bei Kenntnissen, die Touristen nicht oder noch nicht haben, bemerkt man allerdings auch kleinere Fehler und Ungenauigkeiten. So fehlen zum Beispiel - wie schon in einer anderen Rezension bemerkt - genaue Adressen, wenn man einen speziellen Ort (etwa ein Museum oder eine Gaststätte) anfahren möchte. Bei der Auswahl der empfohlenen Gaststätten war ich auch nicht immer einer Meinung mit den Machern dieses Führers.
Eine der interessantesten Frauen in Sachsen war die Gräfin Anna Constantia von Brockdorff (nicht Anna Constanze, wie auf Seite 64), die spätere Reichsgräfin von Cosel, eine der Hauptmätressen August des Starkens. Sie kam adlig, aber faktisch mittellos aus dem hohen Norden Deutschlands und wurde unter August die reichste Frau Sachsens und zur eigentlichen Königin, als sie seine Favoritin war. Was über sie in diesem Reiseführer steht, entspricht nicht mehr den neuesten Forschungen zur Geschichte Sachsens. Darüber hinaus sind auch die Angaben zu ihrer fast 50 Jahre währenden Gefangenschaft auf der Burg Stolpen nicht völlig korrekt. Solche Fehler können jedoch bei der Masse an Informationen, die man in diesem Reiseführer findet, schon einmal vorkommen. Und sie mindern den sehr guten Gesamteindruck nicht wirklich. Wenn man das Buch als erste mehr oder weniger grobe Informationsquelle nutzt, dann erfüllt es seinen Zweck hervorragend.
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