Wenn man eine Geschichte rückwärts erzählt, dann sieht man wie Schritt für Schritt Hoffnungen und Erwartungen der Helden dieser Geschichte an die noch ungewisse Zukunft steigen. Kennt man jedoch ihre düstere Zukunft als Leser bereits, dann entfaltet sich die ganze Tragik dieser Menschen umso deutlicher. Vielleicht reizte das den Autor, seine freudlose Geschichte auf diese Weise zu erzählen.
Als Herr Vidra geboren wurde, wollte seine Mutter ihm ein besseres Leben bieten als sie es selbst hatte. Doch die Voraussetzungen waren denkbar schlecht. Mit einem pathologischen Dieb als Vater, einer hilflosen Mutter und wenig eigenen Fähigkeiten blieb Vidra nicht viel Spielraum zur Selbstbefreiung aus diesem Milieu. Während er es im sozialistischen Ungarn schon nicht weit brachte, aber dort wenigstens halbwegs aufgefangen wurde, verlor nach dem Systemwechsel immer schneller seinen Halt. Das Ende kam auf einer Parkbank, wahrscheinlich nicht ganz zufällig, aber wen interessiert schon der Tod eines Penners?
Entlang der Zeitlinie erzählt, wäre diese episodenhafte Geschichte sicher noch weniger interessant gewesen als sie es so schon ist. Denn der Autor vermag es nicht, seiner Figur wirklich Gestalt zu geben. Stattdessen richtet er sein Augenmerk mehr auf Vidras meistens tragik-komische Erlebnisse oder auf sein mehr als verunglücktes Liebesleben. Die Stärken dieser Erzählung bestehen zweifellos darin, dass der Autor es sehr gut vermag, das Milieu an den Rändern der ungarischen Gesellschaft darzustellen. Allerdings ist das nicht ganz unerwartet wenig unterhaltsam und ziemlich trostlos.
Rückwärts wird die Hoffnung größer