Rezension zu "Nymphodora Ivanovna" von Ivan Gontscharov
Die junge Nymphodora Ivanovna Serebrova steht vor dem Polizeirevier in Sankt Petersburg. Zunächst betrachtet sie es genau und geht nach einer Weile hinein. Warum sie zur Polizei muss? Das lässt sich schnell beantworten. Sie möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben, weil ihr Ehemann Aleksandr Serbrov verschwunden ist. Die Beamten lachen sie daraufhin förmlich aus, bis sie die verstümmelte Leiche des Mannes entdecken.
Wie das Ganze weitergeht müsst ihr natürlich selber lesen.
Ich muss sagen, dass mir die Geschichte total gut gefallen. Iwan Gontscharow hat es auf nicht einmal 100 Seiten geschafft eine große Spannung aufzubauen bzw. eine komplett packende Geschichte zu erzählen. Natürlich haben die Charaktere nicht so viel Tiefgang wie in Büchern mit 200 oder mehr Seiten, aber man kann mit unserer Protagonistin Nymphodora mitfühlen.
Sehr gut hat mir vor allem gefallen, dass der allwissende Erzähler nicht einfach nur die Geschichte erzählt, sondern direkt mit dem Leser "spricht". So bekam ich das Gefühl stärker in die Handlung eingebunden zu sein, was umso wichtiger ist bei so einer kurzen Handlung.
Hilfreich sind aber auch die Anmerkungen am Schluss. Diese erläutern viele Namen (Herkunft ud Bedeutung) sowie andere wissenswerte Sachen, wie z.B. russische Sprichworte, Ränge innerhalb der Beamten uvm.
Einen Stern habe ich dann allerdings doch abziehen müssen, weil ich Peter Urbans Übersetzung teilweise kritisch fand. Manche Worte wurden einfach nur vom Russischen ins Deutsche transliteriert, wodurch es für den Laien unverständlich sein kann, worum es sich handelt. Von daher ist es schon von Vorteil, wenn man sich ein bisschen mit der russischen Kultur auskennt bzw. vielleicht ein paar russische Worte (noch) kann. Allerdings hält sich das in Grenzen, sodass man keine Angst haben muss nichts zu verstehen.