Rezension zu "Der Aschenmensch von Buchenwald" von Ivan Ivanji
Bei Renovierungsarbeiten der Gedenkstätte Buchenwald werden von einem Dachdecker 700 Urnen gefunden mit der Asche unbekannter Häftlinge des ehemaligen KZ. Es wird beschlossen, die Toten in einem Gemeinschaftsgrab beizusetzen, um ihnen zumindest etwas Würde zu geben. Denn, wie wir wissen, haben die Nazis zu Menschenwürde oder Respekt keinerlei Verbindung gehabt. Doch nun scheint ein besonderes Wesen aus diesen menschlichen Rückständen eine Stimme zu erhalten und gegen das Vergessen anzukämpfen. Der Aschenmensch beginnt über den Dingen zu schweben …
Der Autor Ivan Ivanji ist selbst ein Überlebender des KZ Buchenwald, verbindet seine eigenen Erlebnisse mit Fiktivem und zollt den anonymen Toten Respekt – einen Respekt, den diese Menschen zeitlebens vermissen mussten. Durch diese fiktiven Einschübe erträgt man die Gräueltaten leichter und auch der Autor verdient meine Hochachtung. Denn wenn man meint, er rechnet mit dieser Zeit ab, dann irrt man.
Ivanji hat zwar einen ungewöhnlichen Schreibstil, aber er verwebt die Namenlosen mit seiner eigenen Geschichte und lädt den Leser dazu ein, zwischen den Zeilen zu lesen und sich auch im Nachgang noch einige Gedanken zu machen.
Sehr intensiv zu lesen, aber auf alle Fälle Zeitgeschichte vom Feinsten. 5 Sterne