Cover des Buches Wintersonnen (ISBN: 9783849303716)
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Rezension zu Wintersonnen von Ivana Jeissing

Niveauvolle Geschichte über eine Frau auf der Suche nach sich selbst

von louella2209 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Niveauvolle Geschichte über das Schicksal einer Frau, die auf der Suche nach ihrer Identität ist, leider etwas langatmig und trübsinnig

Rezension

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louella2209vor 9 Jahren
Inhalt und Charaktere:

Die Geschichte handelt von Gustava, einer jungen Frau, die ihr ganzes bisheriges Leben mit dem zwiespältigen Verhältnis zu ihrer Mutter zu kämpfen hat. Zudem quält sie die Frage nach dem Verbleib ihres Vaters.
Nach langer qualvoller Krankheit nimmt die Mutter das Geheimnis seiner Identität mit ins Grab.
Gustava wird von den Geistern der Vergangenheit regelrecht verfolgt und sie beschließt ihr Leben in Wien hinter sich zu lassen und wagt einen Neuanfang in Berlin. Doch noch immer hat die Mutter Gustavas Leben fest im Griff, auch über den Tod hinaus. Auch der Gedanke an ihren Vater lässt Gustava nicht los. Sie muss ihn finden, ist er doch das einzigste was ihr geblieben ist.
In Donald Gliese und dessen Gärtner Nello findet sie nicht nur Freundein Berlin, die drei verbindet auch ein ähnliches Schicksal.

"Ich. Vierunddreißig Jahre alt. War spurlos ohne verschwunden zu sein. Und ich sehnte mich nach einem neuen Leben. In neuen Kleidern." Zitat S. 41

Diese kurzen Sätze beschreiben sehr gut den Zustand von Gustava, als sie von Wien nach Berlin geht. Ohne Perspektive, nur mit dem Hinweis auf den Kinderpsychologen Donald Gliese. Die zwei verstehen sich auf Anhieb und Gliese bringt etwas frischen Wind in die Handlung.
Er philosophiert gerne und versucht mit seinen kuriosen Lebensweisheiten Gustava aus ihrem Tief zu holen. Aber das ist gar nicht so leicht.
Sie ist ein sehr anstrengender Charakter auch für den Leser, sehr festgefahren in ihrer pessimistischen Grundhaltung, die ihr auch bei ihrem beruflichen Erfolg im Weg steht. Einzig dem Gärtner Nello gelingt es, Gustava aus der Reserve zu locken. Er hat auch ein ähnlich schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern und den Vater früh verloren.
Bei Donald Gliese ist es ähnlich. Seine Mutter Charlotte hat ihn fest im Griff und zu seinem Vater hat er keinerlei Kontakt. Jedoch hadert er mit diesem Zustand nicht so sehr, wie seine zwei Leidensgenossen.
Am Ende geht alles sehr schnell und versöhnlich für Gustava aus. Mehr will ich hier jetzt nicht verraten.

Meine Meinung:

Das Buch verfügt über eine sehr schöne Sprache und geistreiche Dialoge zwischen den Protagonisten. Der Autorin hat eine ungewöhnliche Gabe ihre Figuren, nachhaltig, psychologisch zu durchleuchten und mit viel Liebe zum Detail die Persönlichkeit hervorzuheben.
Mit Gustava wurde ich leider während des ganzen Romans nicht so richtig warm. Anfangs war ihre betrübte Art ja noch nachzuvollziehen, aber spätestens bei ihrem Neuanfang in Berlin hätte es aufwärts gehen müssen.
Ein Lichtblick und auch meine Lieblingsfigur ist Donald Gliese, der zwar auch ungewöhnliche Einstellungen zum Leben hat, aber alles mit viel mehr Humor nahm. Das Leben ist zu kurz um der Vergangenheit nachzuweinen. Aber das ist bei Gustava nicht angekommen.

Ich mag gerne Romane mit melancholischen Hintergrund, aber hier war mir die Grundstimmung zu pessimistisch. Das ist jedoch Geschmackssache.
Von mir gibt es in dem Fall hochverdiente 3,5 Sterne.


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