Ivana Sajko

 4,5 Sterne bei 8 Bewertungen
Autorin von Rio Bar, Liebesroman und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Ivana Sajko, 1975 in Zagreb, Kroation, geboren, ist Dramaturgin, Autorin und Regisseurin und eine bedeutende literarische Stimme Südosteuropas. Sie absolvierte ein Studium an der Dramen Akademie in Zagreb, bevor sie ihre erste Theatergrupper gründete. Bis heute inszeniert und performt ihre Stücke meist selbst. Ihre Werkewurden in diverse Sprachen übersetzt und auf internationalen Bühnen aufgeführt. Sowohl für ihre Dramen wie auch ihre Prosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Alle Bücher von Ivana Sajko

Cover des Buches Rio Bar (ISBN: 9783882217155)

Rio Bar

 (3)
Erschienen am 01.03.2008
Cover des Buches Liebesroman (ISBN: 9783863911829)

Liebesroman

 (2)
Erschienen am 11.10.2017
Cover des Buches Familienroman (ISBN: 9783863912499)

Familienroman

 (1)
Erschienen am 02.03.2020
Cover des Buches Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod (ISBN: 9783863913458)

Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod

 (1)
Erschienen am 29.09.2022
Cover des Buches Liebesroman (ISBN: 9783442718511)

Liebesroman

 (1)
Erschienen am 10.05.2021
Cover des Buches Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod (ISBN: 9783863913908)

Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod

 (0)
Erschienen am 03.03.2023
Cover des Buches Das Lied der Stadt (nicht für dich) (ISBN: 9783886614172)

Das Lied der Stadt (nicht für dich)

 (0)
Erschienen am 15.12.2023
Cover des Buches Love Novel (ISBN: 9783863913304)

Love Novel

 (0)
Erschienen am 01.04.2022

Neue Rezensionen zu Ivana Sajko

Cover des Buches Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod (ISBN: 9783863913458)
KataRafs avatar

Rezension zu "Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod" von Ivana Sajko

Aufbruch und Einsamkeit
KataRafvor einem Jahr

»Die Kindheit ist eine Fotografie, die aufgehört hat, eine Fotografie zu sein, da auf ihr beinahe nichts mehr zu sehen ist, die Farben sind verblasst... die Flecken, die durch die Oxidation entstanden sind, sollte man durch eine Erzählung ersetzen, die vielleicht erfunden ist. «

In »Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod« strömen die Gedanken eines innerlich und äußerlich exilierten Mannes. Er wurde geboren »ohne es vielleicht zu wollen, um eine Frau unglücklich zu machen, ihre besten Jahre zu ruinieren«, um dann aufzubrechen, bevor sie es ausspricht, ihm sagt, dass alles ein Fehler war. Über mehrere Seiten fließen seine Gedanken, entfremdete Sätze, denn der Mann, er fühlt sich nicht, er sucht sich und flieht vor sich zur gleichen Zeit, ohne einen Absatz, ohne eine Rast, ohne einen Punkt, ohne eine Pause, folgen Gedanken auf Gedanken, bruchstückhaft, nebeneinander, zusammen, getrennt, er fährt mit dem Zug von Kroatien nach Deutschland, denn seine Frau, die liebt ihn nicht, seine Mama ist gestorben, er verlor den Kontakt, so wie sie den Kontakt verloren, als sie einst als Gastarbeiterin nach Deutschland aufbrach, ihn und seinen Bruder bei der Oma ließ und für den Urlaub kam sie dreimal im Jahr, denkt er, der Bruder, wie war er noch, lange ist der aufgebrochen, weggegangen, er war in falschen Kreisen, wie war es noch, er versucht es sich zu erzählen, der Vater, er hat getrunken, die Mama hat ihn geliebt, auch wenn er sie schlug, wie kann es anders gewesen sein, ihn hat er nie umarmt, doch dann, dann nahm sie die Kinder und ging, dann fuhr sie weiter nach Deutschland, mit dem Zug, sie kam wieder zurück und jetzt ist sie nicht mehr, eine Kiste mit Bildern hat er zugeschickt bekommen, den Rest hat er räumen lassen, aus der Ferne, er wagt es noch nicht, die Kiste zu öffnen.

Der Mann möchte ein Buch schreiben, unbedingt, über die Grenzen, die heutigen Geflüchteten, die brutalen Pushbacks an den Außengrenzen von Europa, doch damit scheitert er, muss er scheitern, da er die Verbindungen zu sich und zu seiner eigenen Geschichte stark und lose empfindet, die Teile noch nicht zusammenführen kann. Die Figur bleibt über lange Strecken stecken und dann entwickelt sie sich doch.

Sprachlich vermag Sajko die leise, aber starke Spannung und Rastlosigkeit des Mannes poetisch einzufangen, die Intensität zu variieren, schließlich ihn und uns zu schmerzhaften und befreienden Erinnerungen zu führen. Sajko thematisiert eine Seite von Gastarbeiter:innenbiografien, die sich nicht eignet für schöne Geschichten und die stumm macht. Ich weiß nicht, ob es ankommt, dieser Roman hat mich angeschossen, auf eine schmerzhafte und positive Art, doch Worte dafür zu finden, die nicht das Innerste nach außen kehren, das ist schwer.


Cover des Buches Liebesroman (ISBN: 9783863911829)
S

Rezension zu "Liebesroman" von Ivana Sajko

Dieses Buch wird nicht jedem gefallen, denn es ist alles - nur kein Liebesroman
sellies_summervor einem Jahr

Handlung:

Die Liebe ist der neue Krieg in einer Gesellschaft nach dem Krieg. Die Liebenden kämpfen in der Wohnung, um das was den Alltag ihrer Beziehung prägt. Aus jeder Seite quillt eine Unzufriedenheit, die sich zu einer Geschichte verdichtet die einen Einblicke, sowohl in die kroatische Gesellschaft als auch das Innenleben der Protagonisten erlaubt.

 

Figuren:

Die beiden Protagonisten sind ungeschönt, ehrlich und radikal gezeichnet. Nachvollziehbar in ihren Gedanken war ich doch oft abgestoßen von der schonungslosen Darstellung. Die beiden halten nichts zurück und konfrontieren einen auf diese Weise mit den eigenen Unzulänglichkeiten, verlorenen Träumen und verdrängten Realitäten.

 

Beziehungen:

Im Mittelpunkt der Handlung steht die (verlorene) Liebe der Protagonisten. Die ehrliche Darstellung lädt nicht zur Realitätsflucht ein, sind doch die Lebensumstände näher an dem, was man öfter in Beziehungen erlebt als man sich eingestehen möchte.

Schreibstil:

Die bildgewaltige Sprache fesselt und doch sind die Satzstrukturen, die Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft und die Gedankenwelt der Charaktere zu bündeln versuchen, manchmal schwer zu durchdringen. So bleibt die Geschichte für mich an manchen Stellen unzugänglich, wobei die Distanz wahrscheinlich als heilsam beschrieben werden kann.

 

Fazit:

Die Themen des Buches fordern und überfordern. Dieses Buch wird nicht jedem gefallen, denn es ist alles - nur kein Liebesroman.

Cover des Buches Liebesroman (ISBN: 9783863911829)
KataRafs avatar

Rezension zu "Liebesroman" von Ivana Sajko

Sajko Sound
KataRafvor 2 Jahren

Liebesroman ist auf den ersten Blick ein Abgesang auf die Liebe. Auf den zweiten Blick zeigt es uns die Widrigkeiten der kaputten, korrupten kroatischen Nachkriegsgesellschaft.

Fieberhaft landen wir mit Seite eins in einer atemlos-unerbittlichen Auseinandersetzung. Dem Mann entweicht "heißer Dampf". Er brüllt "mit der Kraft eines verletzten Menschen, als hätte sie ihn verbrüht, und sie (hat) kurz den Eindruck, dass durch sein Brüllen die Wände einstürzen würden, deshalb krümmt sie sich zusammen".

Eine namenlose Schauspielerin mit passablem Talent und ein namenloser Humanist, der einen Liebesroman schreibt, stehen sich gegenüber. Ein Kind ist dazwischen, es fühlt sich unbeachtet, ungeliebt, kann die Ohnmacht und Verzweiflung seiner Eltern nicht sehen.

In einem kammerspielartigen Szenario folgen wir den mit Lautstärke und Tempo spielenden Gedanken und Dialogen. Sie sind leise-ernüchtert, laut-verzweifelt, hauchend-sehnsüchtig, flüsternd-resigniert, dann wieder brüllend-knallend-angreifend.

Der Sajko-Sound begeistert und trifft mich unmittelbar. Er ist pur, intensiv, poetisch, brachial, persönlich und universell. Ich bin verliebt in diesen Text über den Niedergang, über die raumgreifende wütende Ernüchterung.

In den oberen Schichten beobachten wir die Verunmöglichung der Errettung der Liebe in das alltägliche Leben, sobald sich die Liebenden enttäuschen und verletzen.
In den Schichten darunter geht es um die sich immer weiter reduzierenden Möglichkeiten für eine Schauspielerin, die ein Kind bekommt, für einen erwerbslosen Humanisten, der eine Familie bekommt. Die Spielräume werden immer enger für beide in einer postjugoslawischen, postkriegerischen, verarmten, kapitalistischen, korrupten Zagreber Situation, in der für Kunst, für Würde und für Integrität kein Spalt frei bleibt.


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