Rezension zu Die Tote im Räucherofen von Ivo Pala
Mord in malerischer Idylle...
von parden
Kurzmeinung: Ein Ostseekrimi mit viel landschaftlichem Flair und ungewöhnlichen Ermittlungen...
Rezension
pardenvor 8 Jahren
MORD IN MALERISCHER IDYLLE...
Vor Jahren hat Kommissar Bodo Fuchs seine Heimat an der Ostseeküste Vorpommerns verlassen und seinen Dienst in Berlin versehen. Doch einige unschöne Vorfälle dort haben dafür gesorgt, dass er wieder an die Küste versetzt wurde. Bald schon zeigt sich, dass die erhoffte Ruhe in der idyllischen Boddenlandschaft ein Trugschluss ist - gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Gisa Haas muss Fuchs gleich in einem brutalen Mordfall ermitteln.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie geräucherter Mensch riecht!"
Nicht nur die besondere Auffindesituation des Opfers schockiert den Kommissar, sondern vor allem die Tatsache, dass die zusammengekrümmte Leiche im Räucherofen Bodos heimliche Jugendliebe war. Andernorts wäre dies ein Grund, ihn wegen Befangenheit von den Ermittlungen auszuschließen, doch in dem idyllischen Landstrich ist man um jeden einsatzkräftigen Ermittler froh. Und so begibt sich Fuchs mit seiner Kollegin mitten hinein in ein Geflecht aus alten Geschichten, Verdächtigen und traditionellen Verknüpfungen.
"Sachen mit einem Leuchtturm als Motiv", sag ich, "werden von Leuten gekauft, die sich nach einem Zuhause sehnen. Nach Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Und auch nach Geborgenheit. Schiffsmotive aber suchen all die aus, die sich nach der Ferne sehnen. Nach Abenteuern und Unbekanntem. Leute mit einer großen inneren Unruhe. Leute, die sich schwer zufrieden geben können und immer wieder neue Herausforderungen suchen."
Erzählt wird der Krimi in der Ich-Perspektive aus Sicht des Kommissar Fuchs. Dabei wird geschrieben, wie dem Ermittler der Schnabel gewachsen ist, wenig ausgefeilt und oft auch reichlich derb. Anfangs recht zynisch und auf eigene Art humorvoll (nicht immer konnte mich der Humor hier mitnehmen), wechselt die Tonart dann rasch ins Melancholische. Fuchs Betroffenheit angesichts des Schicksals der Toten, seine Zweifel, ob der Beruf wirklich noch etwas für ihn ist, die fehlende Frau im Leben - mit alldem wird der Leser allmählich konfrontiert. Und ohne es auszusprechen, wird deutlich, dass sich Fuchs wohl mitten in der Midlife-Crisis befindet, was sich auch in seinen amourösen Avancen wiederspiegelt.
"...und den besten freien Kopf bekommt man nun mal, wenn man auf die See hinausschaut und sich den Wind um die Nase wehen lässt. Nichts besänftigt das Herz so gut wie das Rauschen der Wellen, wenn sie nach ihrer Reise um die halbe Welt schließlich über den nassen Sand rollen. So, als würden sie sich freuen, endlich angekommen zu sein. Ich schließ die Augen, atme tief und lausche."
Erhofft hatte ich mir hier einen dieser 'Wohlfühlkrimis', in dem die Ermittlungen zwar eine wesentliche Rolle spielen, ansonsten aber die Charaktere und die idyllische Umgebung von großer Bedeutung sind. Und tatsächlich gelingt es Ivo Pala, ein stimmiges Bild des Landstrichs zu zeichnen - rau und einsam, naturgewaltig und urwüchsig, bei schönem Wetter Touristenmagnet, doch ansonsten sich selbst und den Einheimischen überlassen. Und auch die Bewohner bekommen hier ein passendes Profil mit ihrer Wortkargheit, der von Wind und Wetter gegerbten Haut und der Sturheit der Norddeutschen.
Und doch konnte mich der Krimi nur teilweise überzeugen. Bodo Fuchs zeigte einzelne Facetten, die für mich nicht stimmig waren, der Humor war teilweise nicht meiner, ich mochte die direkte Anrede des Lesers ('du meinst, du hast') nicht, und die Ermittlungen waren einerseits erfrischend untypisch, andererseits hinterließ das Ende bei mir aber einen faden Beigeschmack. Der Zauber der Landschaft und das geruhsame Lebenstempo (ich liebe das Meer!) sowie die zunehmende Spannung in diesem klassischen Whodunit-Krimi dagegen konnten mich für das Buch einnehmen.
Eine nette Lektüre für zwischendurch, und tatsächlich würde ich mich über ein Wiedersehen mit Bodo Fuchs und Gisa Haas freuen.
© Parden
Vor Jahren hat Kommissar Bodo Fuchs seine Heimat an der Ostseeküste Vorpommerns verlassen und seinen Dienst in Berlin versehen. Doch einige unschöne Vorfälle dort haben dafür gesorgt, dass er wieder an die Küste versetzt wurde. Bald schon zeigt sich, dass die erhoffte Ruhe in der idyllischen Boddenlandschaft ein Trugschluss ist - gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Gisa Haas muss Fuchs gleich in einem brutalen Mordfall ermitteln.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie geräucherter Mensch riecht!"
Nicht nur die besondere Auffindesituation des Opfers schockiert den Kommissar, sondern vor allem die Tatsache, dass die zusammengekrümmte Leiche im Räucherofen Bodos heimliche Jugendliebe war. Andernorts wäre dies ein Grund, ihn wegen Befangenheit von den Ermittlungen auszuschließen, doch in dem idyllischen Landstrich ist man um jeden einsatzkräftigen Ermittler froh. Und so begibt sich Fuchs mit seiner Kollegin mitten hinein in ein Geflecht aus alten Geschichten, Verdächtigen und traditionellen Verknüpfungen.
"Sachen mit einem Leuchtturm als Motiv", sag ich, "werden von Leuten gekauft, die sich nach einem Zuhause sehnen. Nach Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Und auch nach Geborgenheit. Schiffsmotive aber suchen all die aus, die sich nach der Ferne sehnen. Nach Abenteuern und Unbekanntem. Leute mit einer großen inneren Unruhe. Leute, die sich schwer zufrieden geben können und immer wieder neue Herausforderungen suchen."
Erzählt wird der Krimi in der Ich-Perspektive aus Sicht des Kommissar Fuchs. Dabei wird geschrieben, wie dem Ermittler der Schnabel gewachsen ist, wenig ausgefeilt und oft auch reichlich derb. Anfangs recht zynisch und auf eigene Art humorvoll (nicht immer konnte mich der Humor hier mitnehmen), wechselt die Tonart dann rasch ins Melancholische. Fuchs Betroffenheit angesichts des Schicksals der Toten, seine Zweifel, ob der Beruf wirklich noch etwas für ihn ist, die fehlende Frau im Leben - mit alldem wird der Leser allmählich konfrontiert. Und ohne es auszusprechen, wird deutlich, dass sich Fuchs wohl mitten in der Midlife-Crisis befindet, was sich auch in seinen amourösen Avancen wiederspiegelt.
"...und den besten freien Kopf bekommt man nun mal, wenn man auf die See hinausschaut und sich den Wind um die Nase wehen lässt. Nichts besänftigt das Herz so gut wie das Rauschen der Wellen, wenn sie nach ihrer Reise um die halbe Welt schließlich über den nassen Sand rollen. So, als würden sie sich freuen, endlich angekommen zu sein. Ich schließ die Augen, atme tief und lausche."
Erhofft hatte ich mir hier einen dieser 'Wohlfühlkrimis', in dem die Ermittlungen zwar eine wesentliche Rolle spielen, ansonsten aber die Charaktere und die idyllische Umgebung von großer Bedeutung sind. Und tatsächlich gelingt es Ivo Pala, ein stimmiges Bild des Landstrichs zu zeichnen - rau und einsam, naturgewaltig und urwüchsig, bei schönem Wetter Touristenmagnet, doch ansonsten sich selbst und den Einheimischen überlassen. Und auch die Bewohner bekommen hier ein passendes Profil mit ihrer Wortkargheit, der von Wind und Wetter gegerbten Haut und der Sturheit der Norddeutschen.
Und doch konnte mich der Krimi nur teilweise überzeugen. Bodo Fuchs zeigte einzelne Facetten, die für mich nicht stimmig waren, der Humor war teilweise nicht meiner, ich mochte die direkte Anrede des Lesers ('du meinst, du hast') nicht, und die Ermittlungen waren einerseits erfrischend untypisch, andererseits hinterließ das Ende bei mir aber einen faden Beigeschmack. Der Zauber der Landschaft und das geruhsame Lebenstempo (ich liebe das Meer!) sowie die zunehmende Spannung in diesem klassischen Whodunit-Krimi dagegen konnten mich für das Buch einnehmen.
Eine nette Lektüre für zwischendurch, und tatsächlich würde ich mich über ein Wiedersehen mit Bodo Fuchs und Gisa Haas freuen.
© Parden