Rezension zu "Die Vergessenen" von Ivy Owens
Ivy Owens nimmt uns mit in eine Welt, in der niemand freiwillig würde leben wollen. Alles wird von der Regierung bestimmt, die Gesellschaft ist aufgeteilt und wer sich nicht strikt an die Anweisungen von oben hält, muss die harten Konsequenzen tragen.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen. Man ist gleich mitten im Geschehen. Die Stimmung ist jetzt schon bedrückend und eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Regierung hat die volle Kontrolle über alle Bewohner des Ellerboe Crest. Dies wird auch durch dessen Aufteilung klar. Die Bezirke Blue, Green, Black und White tragen zur Dynamik der Geschichte bei. Sie sind detailliert beschrieben, um sich ein genaues Bild davon zu machen. Das White wird jedoch nur kurz erwähnt und nicht weiter behandelt. Ich hoffe, im zweiten Teil gibt es dazu mehr Informationen.
Neyla, die eine Blue ist, wird in ihrer Trauer von Liam, der ein Green ist, gerettet. Von ihm erfährt sie auch, dass nichts wirklich so ist wie es scheint und die Regierung ein dunkles Geheimnis hat, von dem nur wenige wissen. Nach dem Tod von Nathan - der mich überrascht hat, da ich die Kurzbeschreibung nicht mehr im Kopf hatte - und dem tragischen Schicksal ihrer Eltern, beginnt Neyla die Suche nach der Wahrheit.
Neyla als sture, eigenständige und kraftvolle Protagonistin hat mir sehr gefallen. Auch Liam weiß, was er will und versucht alles, um sein Ziel zu erreichen. Dabei geraten die beiden sehr oft aneinander, was der Geschichte zugutekommt. Bruna war mir durch ihre Unselbstständigkeit und ihrem kindlichen Verhalten recht unsympathisch. Patrick ist mein heimlicher Favorit, da er jedoch eine Nebenrolle spielt und man nicht viel über ihn erfährt, wirkt er sehr geheimnisvoll. Ich bin gespannt, was wir im zweiten Teil über ihn erfahren werden.
"In der Zukunft, man weiß nicht wo, werden wir uns wiedersehen."
Das Zitat fand ich bei der ersten Nennung schon rührend, dass es dann im Epilog eine entscheidende Rolle spielt, habe ich zu der Zeit natürlich noch nicht geahnt.
Das Ende kam für mich sehr plötzlich. Alles ging ganz schnell und zurück bleiben tausende Fragen, die in der Fortsetzung hoffentlich beantwortet werden. Ich bin gespannt.
Während des gesamten Buches dachte ich mir immer wieder: "Das ist ja wie bei Panem", "So war das bei Die Bestimmung auch", "Das erinnert mich an Day und June aus Legend". "So ähnlich war das bei Die Auswahl auch"... Ich weiß nicht, ob die Autorin die Bücher kennt bzw. gelesen hat. Ich möchte ihr keinesfalls unterstellen, dass die Parallelen dazu beabsichtigt sind. Ich kenne und liebe diese Bücher allerdings, daher fiel es mir etwas schwer, Neyla und Liam als etwas Eigenes anzusehen und mit dem Vergleichen aufzuhören.
Schlussendlich fand ich die Geschichte sehr gelungen. Die düstere Stimmung wurde gut vermittelt, ich hatte die ganze Zeit Sorge Neyla und Liam werden erwischt. Ein großes Lob auch an das Lektorat, es waren nur sehr wenig Fehler zu finden.
Ich empfehle dieses Buch allen, die die oben genannten Bücher mögen oder die einfach mal wieder Lust auf eine bedrückende Dystopie mit starken Charakteren haben.