Champagner für Zimmer 205
von Nespavanje
Kurzmeinung: Verlockung ist einer von nur zwei veröffentlichten Romanen des Schriftstellers und beschreibt biografisch eine harte Kindheit in Ungarn.
Rezension
Der junge Béla kommt mit 14 Jahren zu seiner Mutter nach Budapest. Eine harte und karge Kindheit hat er hinter sich gelassen und will sein Glück nun endlich finden. Aus den Plänen weiter zur Schule zu gehen wird allerdings nichts. Er sieht in welchen erbärmlichen Zuständen seine Mutter haust und muss, ob er will oder nicht, auch Geld beisteuern und verdienen. Sie verschafft ihm zunächst eine unbezahlte Stelle als Boy in einem Grandhotel. Dort hofft er auf reichlich Trinkgeld von den Herrschaften, dass lässt aber vorerst noch sich warten. Als er das erste mal auf ihre Exzellenz trifft, eine junge Frau die ihm Grandhotel wohnt, ist es um den jungen Béla geschehen.
Literarisch gesehen, haben es mir die Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts sehr angetan und dabei ist es mir meist gleich, ob es nun Literatur ist, die von dieser Zeit handelt, oder ob es Literatur ist, die damals geschrieben worden ist. Und so hab ich mich sehr gefreut, dass von János Székely – Verlockung – auf Deutsch neu aufgelegt worden ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieses Jahrzehnt, dass so zwischen Dekadenz, politischen Unruhen, Reichtum und Armut schwankte, gleich auf mehrfache Weise mit unserer Zeit in der wir leben vergleichbar ist. Man leidet mit den Ärmsten der Armen mit und verflucht insgeheim die reichen Herrschaften. Dabei ist Verlockung nicht nur ein autobiographischer Roman, sondern war ursprünglich als Trilogie geplant, die allerdings nie fertiggestellt worden ist. Die sehr bildhafte und einfache Sprache haben die beinahe eintausend Seiten sehr schnell verfliegen lassen. Nur noch ein Kapitel war meine Devise und dann sind es doch mehr geworden als geplant. Verlockung gehörte zumindest genauso zu lesereichen Nächte, wie zuvor auch - Vom Ende der Einsamkeit Pfingstrosenrot oder - Der Trick. Ich hab es an anderer Stelle bereits erwähnt, aber das Frühjahrsprogramm 2016 des Diogenes Verlag, trägt Schuld an so mancher schlaflosen Nacht. Wer sich nun der klassischen Literatur dieser Zeit nähern möchte, dem kann ich auch - Der große Gatsby - wärmstens empfehlen.